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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Tür.
    Mir reicht es schon, wenn du es vermeidest, sie spöttisch anzugrinsen, dachte er, deutlich genug, damit Jahanila ihn vernahm. Diese Serephin aus dem Kreis der Stürme sind aus einem anderen Holz geschnitzt als die Nevcerran in unserem Tempel.
    In dem schwachen Licht, das durch die offene Tür in die Gruft drang, erkannte er eine Treppe, die in den steinernen Boden eingelassen war und weiter abwärts führte. Er trat auf sie zu und begann die Stufen hinabzuschreiten. Hinter sich hörte er, wie Jahanila die Eingangstür schloss. Sofort wurde es wieder völlig dunkel um ihn, doch er ging deswegen nicht langsamer. Seine Sinne waren in der Lage, auch in der Dunkelheit die nächsten Stufen zu erahnen. Die Luft in dem Totenhaus roch weder verbraucht noch abgestanden, sondern so, als bestünde trotz seiner massiven Steinmauern eine ständige Verbindung zur Außenwelt.
    Während sie der Treppe folgten, kehrten Alcarasáns Gedanken zum gestrigen Abend zurück, den er mit seiner Mutter im Garten ihres Hauses verbracht hatte. Er war gespannt auf Neuigkeiten aus seiner Heimat gewesen, aber Aneirialis hatte nicht viel geredet. Alcarasán hatte gespürt, dass sie bedrückt gewesen war, weil er so bald wieder fort musste. Deshalb hatte er die meiste Zeit der Unterhaltung selbst bestritten und ihr von einigen seiner Erlebnisse in der Fremde berichtet, die ihm in den Jahren seiner Abwesenheit widerfahren waren. Mit diesen Erzählungen hätte er mehr als ein Dutzend Abende bestreiten können. Er hatte Aneirialis auch gesagt, dass seine jetzige Abwesenheit nicht lange dauern würde und spürte, wie seine Mutter in seinem Geist geforscht hatte, ob er dies wirklich glaubte. Da er selbst überzeugt davon war, dass sein augenblicklicher Auftrag für den Orden bald erledigt sein würde, hatte sich Aneirialis am Ende tatsächlich etwas beruhigt. Der Abschied war ihr aber dennoch nicht leicht gefallen.
    Er fragte sich, wie Jahanilas Familie es wohl aufgenommen haben mochte, dass ihre Tochter zum ersten Mal fern von Vovinadhár sein würde. Dabei fiel ihm auf, wie wenig er eigentlich von der jungen Frau wusste, die ihm der Maharanár für diese Aufgabe an die Seite gestellt hatte. Er wollte sie gerade auf ihre Verwandten ansprechen und fragen, was diese zu ihrem bevorstehendem Aufbruch gesagt hatten, als er das zunehmende Licht vor sich bemerkte. Die Treppenstufen wurden wieder sichtbar und führten allmählich in einen ausladenden, kreisförmigen Raum, dessen Boden mit dunkelgrün glänzendem Stein ausgelegt war. Rostfarbene Muster durchzogen die einzelnen Platten wie feine Adern. An den Wänden brannten Fackeln und erleuchteten Mosaikreliefs von Landschaften, die keiner der beiden Serephin erkannte, denn sie stellten keine Gegenden in Vovinadhár dar. Nicht wenige von ihnen zeigten die Tiefen eines unbekannten Meeres. Bei jedem von Alcarasáns und Jahanilas Schritten in den Raum hinein glänzten andere bunte Steine an diesen Bildern auf, die das Licht der Fackeln zurückwarfen, sodass ihr Schein zusammen mit den Schatten der beiden Serephin durch die Gruft wanderte.
    »Das ist wunderschön.« Jahanilas Stimme klang beeindruckt, wenn auch leise. »Aber wo sind die Schreine der Toten?«
    Alcarasán antwortete nicht. Er betrachtete den schwarzen Altar in der Mitte des Raumes und die Statue, die auf ihm stand. Wie der Brauch es gebot, senkte er seinen Kopf.
    Melar der Jäger!
    Jahanila hatte seinen Gedanken vernommen und fuhr herum. Ihre Augen weiteten sich, dann blickte sie ebenfalls zu Boden.
    Die Gestalt mit dem riesigen Speer in der Rechten war eine Darstellung des Kämpfers, der für die Herren der Ordnung Carnaron den Schmetterer besiegt hatte. Seine Gliedmaßen aus glattem, poliertem Metall schienen im flackernden Lichtschein beinahe lebendig, als würde er im nächsten Augenblick von dem Altar herabspringen und die ungebetenen Besucher dieser Gruft mit seinem Speer angreifen. Dichte Rauchschwaden zogen von den Räucherpfannen zu seinen Füßen an seinem Körper empor und verloren sich über dem streng dreinblickenden Gesicht im Halbdunkel des Kuppeldachs.
    Ich wusste, dass das Haus Yerinuro den Herren der Ordnung besonders nahe steht, hörte Alcarasán seine Begleiterin in seinem Geist. Aber eine Statue des Jägers in der eigenen Familiengruft, das ist wirklich ungewöhnlich. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen.
    Sei vorsichtig, Jahanila! Das ist mehr als nur eine Statue. Ich kann fühlen, dass ein wenig von Melar in ihm

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