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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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mochte, nie wiedersehen würde. Die Wälder jenseits des Gebirges riefen sie, und sie folgte diesem Ruf in die hohen, verzweigten Pässe der Meldaanberge. Nebel kam in dichten Schwaden auf, je weiter sie auf ihrem Weg vordrang. Mit dem einförmigen Grau verschwanden die Bilder wieder, doch Neria schlief weiter, so tief und fest, dass sie sich später nicht mehr daran erinnern konnte, ob der Dunst in ihrem Traum wieder verschwunden war und sie die Wälder des Nordens schließlich doch gefunden hatte.

11
    »Bist du sicher, dass dies hier der richtige Ort ist?«, fragte Jahanila.
    Sie erwartete eigentlich nichts anderes als eine Bestätigung von Alcarasán, denn dass er davon überzeugt war, konnte sie auch ohne jedes Sellarat fühlen. Aber sie wollte mehr erfahren.
    Ihr Begleiter war seit Anbruch des neuen Lichtes recht schweigsam gewesen. Jetzt hielt er neben ihr auf der Straße inne. Zur Rechten wie zur Linken der beiden Serephin erstreckten sich niedrige weiße Gebäude, die von hohen eisernen Gitterzäunen umgeben waren. Hier fanden sich bei weitem weniger schlanke Türme, sondern es überwogen die halbkugelförmigen Kuppeldächer. Es war ein Bezirk im Norden Gotharnars, den man als ›Totenstadt‹ kannte. An diesem Ort lagen die einbalsamierten Körper jener Serephin, deren Geister sich zu den Häusern der Wiedergeburt aufgemacht hatten, in den Grüften ihrer Familien.
    Bilder von Terovirins Gesicht strömten in Jahanilas Geist, kaum dass Alcarasán sie anblickte. Ohne weitere Erklärungen in Worten ließ er sie an dem Gespräch teilhaben, das er mit dem Maharanár vor wenigen Stunden unter vier Augen geführt hatte.
    »Nun, dies ist offensichtlich der Ort«, sagte sie schließlich laut. »Terovirin hat ihn ja genau beschrieben. Aber ich finde es seltsam, dass der Kreis der Stürme hier in Gotharnar eine geheime Unterkunft besitzt. Ich dachte immer, die einzelnen Städte mischen sich einander nicht in ihre Geschäfte. Der Kreis der Stürme ist immerhin Ascerridhon verpflichtet, nicht der Stadt des Feuers.«
    »Wir alle dienen letztendlich unseren Ältesten und den Herren der Ordnung«, erwiderte Alcarasán streng. »Wenn der Maharanár befielt, dass der Orden der Flamme mit dem Kreis der Stürme zusammenarbeiten soll, dann tue ich das und stelle keine weiteren Fragen. Falls du jemals selbst alle Pflichten eines Restaran erfüllen willst, dann solltest du genau dasselbe tun.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Jahanila. »Ich stehe zu den Entscheidungen der Lamazhabin. Doch du musst zugeben, dass du dir ebenfalls einige Fragen stellst, denn deine Gedanken schreien von hier bis zu den Südlichen Gärten. Du wunderst dich genauso wie ich, wieso Terovirin und die anderen Ältesten es geheim halten wollen, dass wir die Welt der Verräter und die Temari endlich gefunden haben.«
    Alcarasán lag eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, aber er schwieg. Die junge Nevcerran hatte Recht. Es war merkwürdig, und er hatte sich dasselbe gefragt.
    »Warum diese ganze Heimlichkeit?«, redete Jahanila weiter. »Wieso stellen wir nicht ein Heer auf, wie in den alten Tagen, als wir Krieg gegen die Maugrim führten? Wir könnten über unsere Feinde herfallen und sie mit einem Schlag erledigen.«
    »Ich weiß es genauso wenig wie du. Aber es muss einen Grund dafür geben, weshalb Terovirin es bisher der Öffentlichkeit vorenthält, dass wir die Abtrünnigen entdeckt haben. Alle Außenstehenden sollen erst von dem Plan erfahren, wenn er ausgeführt wurde und sämtliche Rebellen in Runland zusammen mit ihren Menschengeschöpfen vernichtet worden sind. Vielleicht will er ganz sicher gehen, dass nicht irgendeine Zelle der Rebellen, die es vielleicht noch in dieser Stadt geben mag, unseren Plan stört. Ich habe es noch nie erlebt, dass er etwas getan hätte, ohne sich dabei Gedanken zu machen. Deshalb sollen wir ja auch mit niemandem ein Sellarat eingehen, bevor wir Gotharnar verlassen. Der Maharanár will selbst die kleinste Möglichkeit ausschließen, dass etwas durchsickern könnte.«
    »Die Sorgen muss er bei mir nicht haben«, verkündete Jahanila mit fester Stimme. »Ich habe gelernt, meine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Was ein anderer nicht erfahren soll, dass erfährt er von mir auch nicht, Sellarat hin oder her.«
    Alcarasán war versucht, ihr zu widersprechen, einerseits, weil ihre Selbstsicherheit ihn reizte, andererseits, weil er es besser wusste. Jeder hatte eine Stelle, an der man ansetzen konnte, wenn man in die

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