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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Statue. Ich sehe eure Gedanken und erkenne eure Ergebenheit gegenüber den Ältesten der vier Städte und gegenüber den Herren der Ordnung. Es ist euch gestattet, weiterzugehen.
    »Schön, dass wir das geklärt haben«, murmelte Jahanila benommen hinter Alcarasán. Wäre er von dem erzwungenen Sellarat nicht so erschöpft gewesen, hätte er aufgelacht. In dieser Nevcerran schien tatsächlich mehr zu stecken, als er zu Beginn ihrer Bekanntschaft vermutet hatte. Aber warum wunderte ihn das? Schließlich war es der Alte selbst gewesen, der sie aus der Menge der Ordensanwärter ausgesucht hatte.
    Er hob das Räucherwerk auf und kam wieder auf die Beine. Jahanila hatte sich ebenfalls aufgerichtet. Als sie ihre Blicke auf die Statue richteten, sahen sie, dass das rote Licht aus Melars Augen verschwunden war. In der Vorderfront des schwarzen Altarsteins hatte sich eine niedrige Flügeltür geöffnet, die vorher nicht sichtbar gewesen war. Dahinter führte eine steile Treppe nach unten. Die Stufen leuchteten in einem dunkelgrünen Licht, das genügend Helligkeit spendete, um den Gang gut sichtbar werden zu lassen. Alcarasán fühlte sich beim Anblick der offenen Tür an den Eingang zum Allerheiligsten des Feuertempels erinnert.
    »Denkst du, es ist jetzt sicher, weiterzugehen?«, fragte Jahanila. »Oder ist das Ganze vielleicht ein neue Prüfung?«
    »Ich glaube nicht, dass uns noch etwas Ähnliches bevorsteht. Diese Wächter sind gewöhnlich nicht in der Lage, die Unwahrheit zu sagen. Er hat uns erlaubt, weiterzugehen, also ist es auch so.«
    Jahanila sah ihn zögernd an. Erst jetzt bemerkte Alcarasán, wie bemüht ihre Ruhe war. Das Eindringen des Wächters hatte sie offenbar stärker mitgenommen, als sie es sich anmerken lassen wollte.
    »Was geschieht mit meinen Erinnerungen, die er jetzt kennt?«, wollte sie wissen. »Wird er sie denen weitererzählen, die ihn hier aufgestellt haben?«
    »Du kannst beruhigt sein. Er kann sich nur Gedanken und Gefühle merken, die er als einen Verrat an den Herren der Ordnung erkennt. Alles andere hat er jetzt schon wieder vergessen.«
    »Hast du schon einmal mit so einer Wächterstatue zu tun gehabt?«
    Er lächelte bitter. »Das habe ich. Und du hast dich für das erste Mal sehr gut gehalten.«
    Sie blickte zur Seite. »Ich habe einfach nur versucht, nichts zu verbergen, um es nicht schlimmer zu machen. Ich dachte, wenn ich mitarbeite, schmerzt es nicht so sehr. Aber das stimmt nicht. Es schmerzt immer, nicht wahr?«
    Mit einem knappen Nicken wandte sich Alcarasán der Öffnung in der Vorderseite des Altars zu. »Ja. Jedes Mal.«
    Nacheinander stiegen sie mit eingezogenen Köpfen in den Durchgang und die Treppe hinab. Das grünliche Licht gab den steinernen Wänden um sie herum das Aussehen einer Unterwasserlandschaft. Inzwischen, so vermutete Alcarasán, mussten sie sich tief im Inneren des Felsgesteins befinden, auf dem die Stadt des Feuers erbaut worden war.
    Sie hatten nicht viele Stufen zurückgelegt, als die Treppe in einen zweiten kreisrunden Raum mündete. Dieser war etwas kleiner und schlichter gehalten als jener mit der Statue von Melar. Die Wände wiesen keine Verzierungen auf. Hier konnten beide sofort die Schreine der Toten sehen, große steinerne Särge, die kreisförmig nebeneinander standen und mit den Fußenden in die Mitte des Raumes zeigten. Mehrere Gestalten in schwarzen Roben bewegten sich zwischen ihnen hin und her. Jede von ihnen hatte ihre Kapuze über den Kopf gezogen, sodass ihre Gesichter aus der Entfernung, in der Alcarasán und Jahanila sie betrachteten, nicht zu erkennen waren.
    Die Särge umrundeten einen Rahmen aus glänzendem schwarzen Tindargestein, der die Form eines nach oben und unten in die Länge gezogenen Kreises besaß und der, seitlich festgehalten durch Streben aus dem gleichen Material, aufrecht in der Mitte des Gewölbes stand. Die Anwesenden waren damit beschäftigt, faustgroße Kristalle auf den geschlossenen Deckeln der Steinsärge anzubringen. Sie wandten sich ihnen zu, kaum dass sie einige Stufen in den Raum hinabgestiegen waren. Einer der Serephin trat ihnen auf den letzten Stufen der Treppe entgegen.
    »Endlich!«, sagte er mit unverhohlener Ungeduld in seiner Stimme. »Ich dachte schon, wir müssten einen Boten zum Tempel schicken, weil Ihr den heutigen Tag vergessen hättet.«
    Jetzt, da er seinen Kopf in den Nacken gelegt hatte, um zu den beiden emporzublicken, sah Alcarasán das Gesicht. Die Hautschuppen wiesen die hellgelbe

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