Runlandsaga - Feuer im Norden
fremden Sprache geredet. Enris blickte von Arcad zu der heulenden und Blitze schleudernden Masse, die von der freistehenden Klippe zum Strand gelangt war und dabei große Wolken von feinem Sand und Seetang emporriss. Endlich kam Bewegung in ihn. Er wandte sich um und rannte, gefolgt von Garal, mit Riesensätzen in die Brandung hinein. Das eiskalte Wasser durchtränkte seine klamme Kleidung und spritzte ihm ins Gesicht, aber er achtete nicht darauf.
Weg! Nichts wie weg! Was da auf ihn zugedonnert kam, war schlimmer als alles, was er in der Gewalt von Ranár oder bei dem Angriff auf Andostaan erlebt hatte. Diese Wolkensäule war wie der zerstörerische Arm eines Gottes, der über den Strand fegte und keinen Stein auf dem anderen ließ. Gegen das Ungetüm, das sich ihnen näherte, war jeder Einzelne von ihnen nichts weiter als ein Blatt im Wind. Der Wirbel hatte ihm alle anderen Gedanken als den an Flucht wie mit einem schweren Flegel aus dem Verstand gedroschen. Er bemerkte nicht, wie der Hafenarbeiter hinter ihm im Wasser laut aufstöhnte, als dieser das letzte Stück der Entfernung zur Suvare schwimmen und dabei seine verletzte Schulter bewegen musste.
Arcad rannte, so schnell es das Beben unter seinen Füßen zuließ, über den Strand in Suvares Richtung. Einmal fuhr ein so heftiger Stoß durch die Düne, dass er im Laufen strauchelte, aber dennoch gelang es ihm, sein Gleichgewicht zu halten. In einigen Fuß Entfernung hetzten andere ebenfalls vor der wirbelnden Wolkensäule davon, die nun über den Uferbereich fegte und mit jedem weiteren Moment an Geschwindigkeit und Größe zunahm. Aus den Augenwinkeln sah er, wie mehrere der Piraten in wilder Panik in die Richtung des Wäldchens nahe der Klippen flohen. Nasse Sandkörner wurden durch die Ausläufer des Wirbels hochgeschleudert und peitschten ihm schmerzhaft in den Nacken.
Er erreichte Suvare, die sich eben wieder aufrichtete. »Wir müssen runter vom Strand!«, keuchte er, nach Atem ringend. Neben ihm half Corrya Calach auf die Beine. Sie standen allein am Ufer. Die Männer, die sie angegriffen hatten, versuchten, Abstand zu der sich unaufhaltsam nähernden Wolkensäule zu bekommen.
Die junge Frau packte den Endar hart an der Schulter. »Was, bei allen Geistern, ist das?«, fuhr sie ihn an, als ginge sie davon aus, dass er für diesen Wirbelsturm verantwortlich sei. Arcad konnte es ihr nicht einmal verdenken. Für Temari war wohl jede Art von starker Magie zweifellos Elfenwerk.
»Keine Zeit für Erklärungen!«, rief er über das Heulen des Windes hinweg. »Zurück zum Schiff! Mit gerefften Segeln können wir dem Sturm vielleicht entkommen, aber niemals zu Fuß an Land.«
»Ich hole die anderen her!«, schrie Suvare. Eine erneute Erschütterung ließ sie beinahe mit Arcad zusammenstoßen. Der Elf schüttelte so heftig den Kopf, als gelte es nicht nur die eigene Stimme, sondern auch jede körperliche Geste vor dem ohrenbetäubenden Brausen des Wirbels zu verstärken. »Nein! Lasst mich es tun! Ich laufe schneller als jeder andere hier. Rennt ins Wasser und schwimmt zum Schiff!«
Suvare zögerte kurz. Dann wandte sie sich an Calach und Corrya. »Ihr habt es gehört. Zurück zur Tjalk!«
»Was ist mit Euch?«
»Ich laufe mit Arcad.«
Der Elf sah sie ärgerlich an. Bevor er etwas erwidern konnte, schnitt Suvare ihm mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab. »Vergesst es! Ich gehe nicht an Bord, solange noch Leute von mir am Strand sind!«
Calach hatte sich inzwischen zur Wasserlinie umgedreht und begann eilig hineinzuwaten. Corrya hielt inne, dann stapfte er ihm hinterher, besorgte Blicke dem Wirbel zuwerfend, der auf seinem Weg in ihre Richtung gerade die verkohlten Überreste des Scheiterhaufens erreicht hatte. Schnell hatte die Wolkensäule sie verschluckt.
»Also gut!«, schrie Arcad Suvare zu, die immer noch keine Anstalten machte, den beiden hinterherzulaufen. Er wartete nicht mehr auf eine weitere Erwiderung von ihr, sondern rannte in die Richtung der Klippen über den schwankenden Sandboden. Sie folgte ihm, bemüht, nicht zu stürzen. In einiger Entfernung sah sie Larcaan und Thurnas. Der Händler stützte sich schwer auf seinen Buchhalter und zog sein rechtes Bein nach, weshalb sie nur langsam vorankamen. Arcad hatte sie kaum erreicht, als ein erneuter Erdstoß den Strand erschütterte, sodass die beiden Männer in den Sand stürzten. Mit Hilfe seines unverletzten linken Arms half der Elf Larcaan vom Boden auf. Der Händler verlagerte
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