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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Elf.
    Der kleinere Pirat griff Suvare an, aber Arcad trat dazwischen und drängte ihn ab. Der Endar hob sein Beil, doch da ertönte ein dumpfer Schlag. Der Blick seines Gegners fror ein, er ging in die Knie und fiel zur Seite. Hinter ihm stand Themet, dessen Brust sich schwer hob und senkte. Seine Hand öffnete sich, und er ließ einen Stein fallen.
    Suvare hielt ihren Dolch vor sich. Sie kreiste langsam um ihren Gegner, der sich ebenso wachsam drehte, um ihr nicht den Rücken zuzukehren und sie mit seinem Knüppel auf Abstand hielt. Sie kochte innerlich vor ohnmächtigem Hass. Es war ihr völlig egal, ob der Mann vor ihr etwas mit Eivyns Tod zu tun gehabt hatte oder nicht. Er war einer von denen, die sie angegriffen hatten, das genügte.
    »Schafft den Jungen zurück zum Schiff!«, befahl sie über ihre Schulter hinweg, ohne den Blick von dem Piraten abzuwenden. Sie konnte nicht sagen, ob Arcad tatsächlich mit Themet umgekehrt war. Die beiden hatten genau hinter ihr gestanden, und das Dröhnen des Wirbels übertönte jedes Geräusch. »Ich komme gleich nach.«
    Der breite Mund des Riesen verzog sich verächtlich, während seine wässrigen, hervorstehenden Augen jede ihrer Bewegungen verfolgten. »Ich glaub nicht, dass du später noch irgendwo hingehen wirst. Sei schlau und verschwinde.«
    Seine Stimme war weniger beeindruckend als seine Größe. Sie klang recht hoch und vor allem heiser, wie bei vielen Männern, die ihr Leben auf See verbrachten.
    »Erst wenn ich hier fertig bin!«, stieß Suvare zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ruhig bleiben. Sie durfte jetzt nicht den Kopf verlieren und drauflos preschen, auch wenn der Kerl zu denen gehörte, die sie angegriffen hatten, auch wenn sie darauf brannte, jemanden für das verlorene Mitglied ihrer Mannschaft zahlen zu lassen. Der rechnete doch damit, dass sie auf sein Geschwätz hörte und einen Fehler machte. Solange er sie mit diesem riesigen Knüppel auf Abstand hielt, war ihr Dolch nutzlos. Aber was er gerade versucht hatte, das konnte sie auch.
    »Hat nicht ganz hingehauen, euer Plan, was?«, rief sie, bemüht, möglichst viel Spott in ihre Stimme zu legen. »Soviel Aufwand für unsere Ladung, und wie viele Männer habt ihr verloren? Fünf? Sechs?«
    Sein Blick flackerte, bevor er wieder einen Ausdruck von lässiger Überlegenheit zeigte. Aber Suvare wusste, dass sie einen Treffer gelandet hatte.
    »Die lassen sich ersetzen. Nachschub findet sich in jedem Hafen, von hier bis nach Sol.«
    Wieder dieser hohe, heisere Ton, der sie reizte, ihren Dolch fester zu packen und nach vorn zu springen. Das Heulen des Wirbels erklang nun dicht hinter ihr, sodass es schwer geworden war, ihren Gegner zu verstehen.
    »Du bist der Khor von diesem Schiff, stimmt‘s? Wir haben euch beobachtet.«
    »Und wer bist du?«, gab Suvare zurück. »Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, du bist Shartan. Jedes Schiff im Norden kennt den Mann, den seine Leute den Hecht nennen.«
    Der Riese deutete eine spöttische Verbeugung an. Mit seinem kantigen, kahlen Schädel und der ledrigen, wettergegerbten Haut besaß er tatsächlich das Aussehen eines bösartigen Raubfischs. »Gut geraten. Jetzt verschwinde, bevor ich dir die Scheiße aus dem Leib prügle!«
    Suvare war der spöttische Ton vergangen. Beinahe hätte sie die Beherrschung verloren. Im letzten Moment hielt sie sich zurück. »Versuch‘s doch!«, stieß sie wütend hervor.
    »Keine gute Zeit für einen Kampf, Kleine. Der Wirbel kommt genau auf uns zu. Also sieh es ein und hau ab.«
    Erst jetzt erkannte Suvare, dass Shartan sie nicht angreifen würde. Der Pirat wollte keine Zeit mit einem Kampf verlieren, sondern sich vor dem Wirbel in Sicherheit bringen. Aber er wagte es nicht, wegzulaufen und ihr dabei den Rücken zuzudrehen. Nicht, solange sie mit gezogenem Dolch vor ihm stand. Sie würde ihre Stellung nicht lange halten können. Schon jetzt zerrten die ersten Ausläufer des Wirbels so stark an ihr, dass es ihr schwer fiel, nicht zu straucheln. Sie verlagerte ihr Gewicht etwas nach vorne. Der Wind riss an ihren Haaren. »Einen Dreck werd ich tun!« Ihre Stimme überschlug sich fast. »Und du gehst nirgendwohin, nicht, bevor du dich ergibst!«
    Shartans Gesicht verzog sich zu einer wütenden Maske. Er konnte nur schwer glauben, dass ihn dieses verrückte Miststück tatsächlich zu einem Kampf im Angesicht dieses Wirbels zwang. Die war bereit, ihn und sich selbst mit ihrer Sturheit umzubringen. Aber er würde sich

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