Runlandsaga - Feuer im Norden
waren am Boot angekommen. Während die alten Leute noch herankeuchten, zogen die beiden es bereits ins Wasser.
»Los, rein!«, schrie Teras heiser Escar an. Der Ratsherr starrte vorwurfsvoll zurück und begann über die Bordwand zu steigen, während sich Mirka flink wie ein Wiesel an ihm vorbeidrückte und in das Boot sprang. Der Bootsmann, dem das alles nicht schnell genug ging, stieß Escar auf halben Weg hinein. Während sich der Alte aufrappelte und sich außer Atem beklagte, wie grob er behandelt wurde, sah sich Teras gehetzt zu Suvare um, die mit den beiden Männern ihre Verfolger aufhielt.
Die junge Frau hatte ihren Dolch gezogen. Gerade führte sie einen Hieb gegen einen der Angreifer, dem dieser nur um Haaresbreite auswich. Dann versperrte Arene Teras den Blick, und er half ihr ins Boot. Schweiß rann ihm in die Augen. Er hoffte inständig, dass Suvare nichts geschehen würde. Sie wusste, wie man mit einer Waffe umging, keine Frage, aber ihre Tjalk war noch nie angegriffen worden. Gegen jemanden zu bestehen, der es wirklich darauf anlegte, seinen Gegner zu töten, war etwas völlig anderes, als mit einem Partner zu üben, wie man sich verteidigte. Warum hatte sie ihn nur weggeschickt! Er war vielleicht nichts weiter als ein alter Kerl, einer, der anderen alten Kerlen bei der Flucht helfen sollte anstatt selbst zu kämpfen, aber verdammt noch mal, er musste ihr doch beistehen!
Arcad hatte die Männer erreicht, die Eivyn und den Hafenarbeiter umstellten. Zwei von ihnen sahen ihn kommen und sprangen ihm entgegen. Ein Dritter schwang gerade einen Knüppel gegen Garals Schulter, dass dieser laut aufstöhnend in den Sand fiel. Enris rannte an dem Elfen vorbei, der bereits mit seinem ersten Hieb einen seiner beiden Gegner so bedrängte, dass dieser mit seinem Kameraden zusammenstieß. Mit gezogenem Dolch stürzte er sich auf den Kerl mit dem Knüppel. Der Pirat war stämmig, aber schnell. Er wich Enris‘ Stich mühelos aus und schlug mit seinem Prügel so heftig auf dessen Waffe, dass sie dem jungen Mann aus der Hand sprang. Enris wich einem weiteren Schlag aus, doch er stolperte und fiel neben Garal nieder, der sich mit verzerrtem Gesicht die Schulter hielt. Ein Schatten fiel über ihm. Der Angreifer holte mit seinem Knüppel aus, als wolle er mit einer Axt ein Holzscheit fällen. Enris reagierte, ohne nachzudenken. Seine Faust grub sich in den Boden. Mit voller Wucht schleuderte er eine Handvoll Sand in die Augen seines Gegners und rollte sich zur Seite. Der Pirat blinzelte und schüttelte sich. Noch bevor er einen neuen Angriff führen konnte, hatte sich Enris seinen Dolch gegriffen und führte ihn gegen den Bauch des Mannes. Trotz seiner Erregung hatte er jedoch den Stoß im letzten Augenblick unwillkürlich etwas abgemildert. Es war das erste Mal, dass er einen Menschen mit einer Waffe angegriffen hatte. Selbst jetzt, angesichts der tödlichen Gefahr, wohnte ihm noch eine Scheu davor inne, jemanden tatsächlich umzubringen. Der Dolch hatte zwar die Kleidung des Piraten und die Haut darunter durchstoßen, war aber nicht tief in dessen Fleisch eingedrungen. Der Angreifer zuckte zurück und blickte an sich herab. Dicht über seinem Gürtel färbte sich sein dreckiges Hemd blutig. Mit wutverzerrtem Gesicht schwang er erneut seinen Knüppel.
In diesem Moment begann der Boden unter seinen Füßen zu beben. Ein dumpfes Grollen rollte wie ferner Gewitterdonner durch die Bucht. Der Pirat, der über Enris stand, stolperte und fiel mit einem überraschten Aufschrei zu Boden, den Prügel immer noch fest umklammert. In ein paar Fuß Entfernung konnten sich Eivyn und der Mann, gegen den er sich gerade verzweifelt wehrte, ebenfalls nicht mehr auf den Beinen halten und fielen nebeneinander in den nassen Sand.
Der Strand schien sich mit einem Mal zu heben. Enris versuchte erschrocken seine Fäuste in den Boden zu krallen, aber er bekam nur lose Sandklumpen zwischen seine Finger, und das Beben nahm zu.
»Alle Götter, was ist das?«, schrie er in Arcads Richtung. Der Elf stand immer noch auf seinen Beinen, aber er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten. Sein Schwertarm hing schlaff herab, wenn er das erbeutete Beil auch immer noch festhielt. Blut strömte aus einer klaffenden Wunde dicht über seinem Ellbogen und färbte sein Hemd dunkel. Beide Männer, die sich ihm gestellt hatten, waren hingefallen und versuchten kriechend, Abstand zu ihm zu gewinnen. Die meisten der anderen Kämpfenden am Strand waren ebenfalls
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