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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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der Stirn. Für einen kurzen, verrückten Augenblick war es der jungen Frau, als befänden sie sich wieder beim Wetttrinken im Schwarzen Anker , sein bleiches Gesicht dicht vor dem ihren, nur dass es diesmal nicht der Flirin war, der ihn schwitzen ließ, sondern die Angst.
    »Ich hatte doch gleich gesagt, dass es eine schwachsinnige Idee sei, hier für eine Einäscherung den Anker zu werfen!«, fauchte er. »Wären wir nur auf der offenen See geblieben, dann befänden wir uns jetzt sicher auf unserem Weg nach Menelon.«
    »Ich habe keine Zeit für Eure Vorhaltungen!«, erwiderte Suvare mit schneidender Stimme. »Wir müssen diesem Wirbelsturm entkommen. Aber vielleicht hätte ich ihn ja in einer Kristallkugel voraussehen sollen. Ist es das, was Ihr hören wollt?« Sie stieß ihn zur Seite und stürmte zum Steuer der Tjalk.
    »Ich rede von den Piraten!«, schrie Larcaan ihr hinterher.
    »Auf offener See zu bleiben hätte uns auch nichts gebracht«, widersprach ihm Tolvane erschöpft. »Shartan hätten wir niemals davonsegeln können. Der Hecht hat das wendigste und schnellste Schiff an der Nordküste. Suvare konnte nicht ahnen, dass er hier in der Nähe vor Anker liegen würde, genauso wenig, wie der Sturm vorherzusagen war.«
    Wütend hinkte der Händler davon, ohne dem alten Ratsherrn etwas zu erwidern. Inzwischen hatte Teras das Tau um die Achseln ihres Gefangenen geschlungen. Enris und Torbin zogen ihn keuchend an Bord. Zuletzt kletterte Arcad das Fallreep hinauf. Sein blutender Arm hing ihm schlaff an der Seite herab, und er musste sich beim Steigen über die Reling helfen lassen.
    Enris stürzte auf Themet zu und zog ihn an sich, kaum dass dieser auf Deck stand. Es war ihm egal, ob der Junge zornig auf ihn sein mochte oder nicht. Er war einfach nur heilfroh, ihn zu sehen. »Den Göttern sei Dank! Ich konnte dich nirgends finden, und dann kam dieser Wirbel auf uns zu ... ich wollte nur noch weg vom Strand, dabei hätte ich weiter nach dir suchen müssen!«
    Themet erwiderte Enris‘ Umarmung nach einem Moment des Zögerns. »Es braucht dir nicht leid tun«, sagte er, so leise, dass der junge Mann ihn in dem Stimmengewirr um sie herum kaum hören konnte. »Du ... du hast mir schon zweimal das Leben gerettet. Immer kannst du ja nicht da sein, wenn ich in Schwierigkeiten bin.«
    »Der Junge hat uns diesen Gefangenen hier verschafft.« Arcad war neben sie getreten. »Er hat ihn bewusstlos geschlagen.«
    Enris starrte überrascht von ihm zu Themet, dem ein schwaches, aber dennoch stolzes Lächeln entkam. Es verschwand sofort wieder aus seinem Gesicht, als Arene, die zum Ufer blickte, einen Schrei ausstieß, bei dem alle zusammenzuckten.
    »Seht doch! Der Sturm – er wird uns erfassen!«, rief sie entsetzt. Tatsächlich zog die gewaltige Wolkenmasse über die Brandung hinweg in die Richtung der Tjalk und peitschte die Wasseroberfläche zu schäumenden Wogen auf. Der Himmel hing so schwer über der wirbelnden Säule, als wäre er der zerstörerischen Gewalt müde, die sich in seine Höhen hineinbohrte, und würde gleich donnernd ins Meer stürzen.
    »Teras!«, rief Suvare vom Heck. »Sorg dafür, dass die Leute unter Deck gehen. Wir müssen uns auf schwere See gefasst machen.«
    »Ay, Khor«, schnarrte der Bootsmann und drehte sich zu den Flüchtlingen aus Andostaan um. »Ihr habt‘s gehört. Es ist zu eurer eigenen Sicherheit. Wir wollen nicht, dass jemand über Bord geht.«
    Wie ein Bauer, der eine Gänseherde durch eine offene Stalltür scheuchte, schob er die Leute mit ausgebreiteten Armen zur Luke, die in das Unterdeck hinabführte. Dabei hätte er sie kein zweites Mal dazu auffordern müssen, das Deck zu verlassen. Allen stand nackte Angst in die Gesichter geschrieben.
    Enris, der den beiden Kindern folgte, wollte gerade nach unten steigen, als Arcad ihn festhielt. Seine Augen brannten wie feurige Steine. »Schnell, bring mir die Harfe!«
    Der junge Mann sah ihn verständnislos an. »Wozu ...«
    »Stell keine Fragen, tu es! Wenn wir es nicht schaffen, dem Wirbel zu entkommen, ist Syr unsere letzte Hoffnung.« Er ließ Enris los, und dieser hastete wortlos die Treppe hinunter.
    Die Tjalk wurde bereits von den Ausläufern des Wirbels erfasst. Das Schiffs schwankte, als würde ein gewaltiges Seeungeheuer direkt unter ihnen seinen Rücken aus dem Wasser heben. Erschrockene Schreie erklangen. Arcad stürzte krachend auf die Planken. Suvare hielt sich mit beiden Händen am Steuerrad fest.
    »Daniro! Calach!«,

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