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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Windstoß eine glühende Kohle angefacht. Der Schlag verwandelt das Innere der Sphäre in eine ungeheure Glocke, deren durchdringender Klang selbst das Brausen des Sturms übertönt.
    Erst jetzt erkennt Enris, dass die Blitze ebenso wie der Wirbel ein eigenes Leben besitzen. Doch sie gehen nicht von dem Drachen aus Luft aus, sondern treffen wieder und wieder seinen Körper, während er sie in einem verzweifelten Kampf abzuwehren versucht.
    Sieh genau hin!, ertönt Arcads Stimme erneut.
    Enris kann nicht sagen, ob er sich nur an die Worte des Elfen erinnert, die er eben vernommen hat, oder ob dieser weiterhin mit seinen Geist verbunden ist. Aber er richtet seine Aufmerksamkeit auf die gleißenden, gezackten Speere, von denen die Wolken durchbohrt werden. Diese verändern ebenso wie die wirbelnde Säule ihre Gestalt, erhalten schlangenhafte, goldgelbe Körper. Es ist, als hätten sie nie anders ausgesehen. Jedes Aufblitzen im Inneren des Sturms ist das Zuschnappen eines dieser Wesen, das den wirbelnden Drachen mit rasiermesserscharfen Zähnen angreift.
    Eine noch größere Furcht als alles, was Enris bisher erlebt hat, packt sein Herz. Sie sind mitten in den Kampf von Wesen hineingeraten, deren Macht sie alle mit Leichtigkeit zerquetschen könnte, wenn nicht der Zauber der magischen Harfe sie beschützen würde. Doch wie lange wird die Magie in der Lage sein, den Bissen der fliegenden Schlangen und dem Wüten des sich verzweifelt wehrenden Drachen standzuhalten? Das Licht der Kugel hat in dem wirren Auf und Ab, in das sie hineingezogen wurde, bereits abgenommen.
    Wer sind diese Wesen?, ruft Enris in Gedanken, hoffend, dass Arcad ihn hört. Und wer ist der Drache?
    Arcads angespannte Stimme erklingt in seinem Geist, kaum dass er die Frage gestellt hat.
    Er ist einer der vier Wächter, die den Schutzwall um Runland aufrechterhalten! Sieh in seine Augen! Du musst dies alles wissen, denn Margon und Thaja sind tot, und wenn mir etwas zustößt, ist niemand mehr da, der die Wahrheit kennt. Ich werde dir mit Syr helfen.
    Bevor Enris etwas erwidern kann, erklingt erneut eine Harfenmelodie über das Brüllen des Sturms hinweg, laut, deutlich und nicht zu unterdrücken. Ihre Töne sind wie das Lied eines Kindes, das in einem dunklen Wald trotz tödlicher Gefahr seine Stimme erhebt, weil es daran glaubt, dass allein der Zauber dieses Liedes den Troll am Wegrand zu bannen vermag, ihn wieder in den riesigen verkrüppelten Baum zurückverwandeln kann, der er vielleicht von Anfang an gewesen war. Es ist Hoffnung, die inmitten dieses entsetzlichen Kampfes zu hören ist, der nicht zu unterdrückende Glaube, dass auch die tiefste Nacht, die sich einmal über jede lebende Seele legt, einem Sonnenaufgang weichen muss, der Glaube an das glückliche Ende einer Geschichte, der einem als Kind immer am leichtesten fällt und der nicht einmal in den Herzen vieler Erwachsener gänzlich ausgerottet werden kann.
    Enris‘ Angst um sein Leben tritt vor der Schönheit dieses Liedes in den Hintergrund. Sie weicht mit der Schnelligkeit eines Taschenspielers auf einem Marktplatz, dem die Leute hinter seine billigen Tricks gekommen sind. Die Angst ist nicht mehr wichtig, das Wüten des Sturms ist nicht mehr wichtig, alles was noch zählt, ist die schlichte Schönheit dieser Harfenmelodie, die sein Herz erfüllt hat.
    In diesem Augenblick wendet sich der Wirbel, der den Körper eines Drachens besitzt, Enris zu. Seine Klauen aus dunkelgrauen Wolkenfetzen, mit denen er die schneidenden Blitze abwehrt, halten inne, ein Blick aus riesigen, weiß leuchtenden Augen bohrt sich in den Verstand des jungen Mannes.
    Was weißt du von Hoffnung?
    Von einem Moment auf den anderen verschwinden der Wirbel, das Schiff mit der schützenden magischen Kugel und all die anderen, die zusammen mit Enris darin eingeschlossen sind. Er selbst befindet sich in großer Höhe. Unter ihm breitet sich ein riesiges Waldgebiet aus, ein weites, grünes Meer aus Baumkronen, das sich endlos in alle Richtungen erstreckt.
    Noch vor einigen Tagen wäre Enris über den Umstand, urplötzlich wie ein Vogel hoch über den Wipfeln eines riesigen Waldes zu schweben, zu Tode erschrocken. Doch angesichts eines erbitterten Kampfes von magischen Wesen, die mit der Wucht entfesselter Naturgewalten aufeinander einstürmen und ihn in ihrem Wüten mitsamt seinen Gefährten zu zermalmen drohen, ist beinahe jeder andere Zustand besser als dieser.
    Als er an sich herabblickt, bemerkt er verblüfft, dass sein

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