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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Es war der gleiche Wind wie jener, der auch die Bäume im Roten Wald zum Raunen brachte, und doch hörte er sich anders an. Hier gab es kein Stimmengewirr unzähliger Äste und Blätter, die von seiner unsichtbaren Kraft bewegt wurden, hier jagte er ungehindert und laut über das nördliche Ödland. In Nerias Ohren klang seine Stimme wie das Klagelied eines einsamen, verlorenen Wesens. Mit seinem steten rauen Gesang begleitete er sie auf ihrem Weg zur Küste, die sie nach zwei weiteren Tagen erreichte.

18
    »Ich war noch nie erleichterter, wieder festen Boden unter meinen Füßen zu haben, das ist so wahr, wie es hagelt, wenn die kalte Math lacht.«
    Teras lehnte an der Reling der Suvare und spuckte in hohem Bogen in das seichte Wasser. Enris stand neben ihm und blickte über den Strand, eine mit schwarzem Seetang übersäte Geröllfläche, immer wieder durchsetzt von mannshohen Felsen. Er wusste nicht, an welcher Stelle der Nordküste sie nach tagelangem Herumkreuzen auf der offenen See endlich Land entdeckt hatten. Suvares Männer – vor allem Torbin – waren sich aber sicher, dass sie sich etwas nördlich von Menelon befanden. Da die Ebbe gerade ihren tiefsten Stand erreicht hatte, war es ihnen möglich gewesen, die Tjalk aufgrund ihres flachen Bodens nahe des Strandes trocken fallen zu lassen. Teras war gerade wieder an Bord gekommen, nachdem er zusammen mit Calach und Torbin neue Wasservorräte aufgenommen hatte. Enris hatte nicht das Gefühl, dass es wirklich notwendig gewesen war, für frisches Wasser zu sorgen, aber nach den Erlebnissen der letzten Tage konnte er es Teras nicht verdenken, dass dieser für einige Zeit von dem Kahn herunter gewollt hatte. Jetzt schob der Alte wieder einmal schmatzend seinen Kautabak im Mund herum und hielt mit geschlossenen Augen sein Gesicht in die nachmittägliche Sonne. Er zog eine genussvolle Grimasse. Der Frühling war inzwischen auch im Wildland nicht mehr aufzuhalten, und die Luft besaß selbst auf dem Wasser nicht mehr eine so schneidende Kälte wie noch vor wenigen Tagen.
    »Ich würde auch am liebsten an Land gehen«, sagte Enris. »Nicht, dass mir euer Schiff nicht gefällt, aber ...«
    »Ich versteh dich«, unterbrach ihn der Bootsmann. »Du bist eben eine Landratte. Und dass wir mitsamt der Suvare Meilen um Meilen durch die Luft geflogen sind, das muss sogar ich immer noch verdauen. Dieser Geistersturm hat uns weiter aufs offene Meer hinausgetrieben, als ich gedacht hätte. Ich kann‘s immer noch nicht glauben, dass die Tjalk kaum beschädigt ist. Was auch immer dieser Elf angestellt hat, es war verdammt starke Magie.«
    Über Enris‘ Gesicht flog ein Schatten, als Teras Arcad erwähnte. »Und ihr glaubt bestimmt, dass wir die Halbinsel von Felgar hinter uns gelassen haben?«, fragte er schnell, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    Teras nickte mit geschlossenen Augen. »Ay, Junge, wir kennen den Norden schließlich schon eine Weile. Wenn Torbin sagt, dass wir nicht weiter als einen Tag von Menelon entfernt sind, dann glaub ich ihm das gerne. Der Kerl könnte dir bestimmt jeden verdammten Robbenfelsen an dieser Küste beschreiben.«
    Fast als ob sie verstanden hätten, dass Teras über ihre Brutplätze gesprochen hatte, tauchten plötzlich mehrere Robben in einiger Entfernung an Steuerbord aus dem Wasser auf. Die Tiere beobachteten sie neugierig, bevor sie sich wieder auf den Weg zum Strand machten, den sie beim Auftauchen der Seeleute fluchtartig verlassen hatten.
    »Geh ruhig an Land«, sagte der Bootsmann blinzelnd. »Vor morgen früh werden wir nicht den Anker lichten. Vertritt dir ein wenig die Beine auf einem Boden, der nicht schwankt, und versuch zu vergessen, was passiert ist.« Er öffnete die Augen und sah Enris direkt an.
    »Wenn du es nicht schaffst, die Vergangenheit hinter dir zu lassen, dann passiert mit dir dasselbe wie mit Daniro. Ich weiß nicht, was der Kerl auf seinem letzten Schiff erlebt hat, aber er schleppt es noch immer wie einen unsichtbaren Buckel mit sich herum.«
    Der junge Mann wusste, worauf Teras anspielte. Seit Daniro in hellem Entsetzen unter Deck geflohen war, hatte er kein Wort mehr gesprochen. Es war, als hätte er sich in eine eigene Welt zurückgezogen, in der ihn niemand erreichen konnte. Bisher hatte Suvare ihn noch nicht dafür bestraft, dass er ihre Befehle missachtet und seinen Platz an Deck verlassen hatte. Seit sich der Sturm gelegt hatte, war sie kaum aus ihrer Kajüte gekommen.
    Enris schüttelte

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