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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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alle gehen müssen, selbst die, die ihr die ›Unsterblichen‹ nennt. Wir verändern uns ständig, jeder Augenblick in unserem Leben ist ein kleiner Tod. Glaubst du, es könnte auch nur ein einziger Wassertropfen des Meeres um uns herum aus Cyrandiths Traum verlorengehen?«
    »Es ist mir egal, was aus einem Wassertropfen wird!«, schrie Enris ihn an, bemüht, nicht zu weinen. »Wenn Ihr sterbt, seid Ihr fort.«
    Die Gesichtszüge des Elfen wurden bitter. »Verzeih mir, wenn ich nur an mich gedacht habe. Der Tod ist kein Übel für denjenigen, den er trifft. Ein Übel ist er für jene, die zurückbleiben. Aber versuche bitte zu verstehen, dass auch dieser Schmerz nur ein nächtlicher Schatten ist, der einem neuen Tag weichen muss. Außerdem ...« Er hielt kurz inne, um keuchend nach Atem zu ringen. Enris half ihm vorsichtig, sich in Suvares Koje etwas aufzurichten.
    »Außerdem ist es nichts, was du oder ich ändern können. Der größte Schmerz entsteht immer nur dadurch, mit aller Macht Dinge ändern zu wollen, deren Lauf nicht aufgehalten werden kann. Ich habe meine Lebenskraft in Syrs letzten Zauber gewoben. Es hat sie verbraucht, wie es mich verbraucht hat. Jetzt bin ich nur noch ein Sieb, durch das herausrinnt, was noch an Leben in mir übrig ist.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Der schützende Zauber wurde mit dem Kampf des Drachen gegen seine Angreifer immer schwächer. Wir alle waren in Gefahr, abzustürzen und zerschmettert zu werden. Also habe ich all meine verbliebene Kraft in die Harfe geleitet und die Schöpferischen Worte gesprochen.«
    »Die was ?«
    »Sie sind ein großes Geheimnis. Vielleicht das größte, das wir Endarin besitzen, auch wenn sich heute beinahe niemand mehr daran erinnert. Es sind die Worte, die neues Leben entstehen lassen. Mit Worten wie diesen erschufen wir als Serephin in der Dämmerung der Zeit eure Vorfahren. Die einzige wahre Magie. Und es gibt nur eine Kraft in Cyrandiths Traum, die diese Worte in einem zum Erklingen bringen kann. Aber ich habe schon viel zu viel gesagt.« Erneut rang Arcad nach Atem.
    Enris überlegte, ihn zu bitten, sich auszuruhen und später weiterzusprechen, aber er spürte, wie wichtig es dem Endar gewesen war, zu Ende zu bringen, womit er begonnen hatte.
    »Als ich die Schöpferischen Worte aussprach, wurde die Harfe für kurze Zeit lebendig, gerade lange genug, um euch sicher aus der Luft zurück auf die Oberfläche des Meeres zu bringen. Du hast es gesehen. Sie wurde zu dem, was sie auf eine gewisse Art immer war, seitdem ich sie einst aus einem Stück Holz herausschnitt.«
    »Zu einem Falken«, murmelte Enris. »Einen Falken auf dem Weg ins Sommerland.«
    Er wusste nicht, weshalb er die letzten Worte gesagt hatte, aber es war ein Bild, das er auch jetzt, da er neben Teras an der Reling stand und in den Sonnenuntergang blickte, noch vor Augen hatte: Ein Falke, der nach Westen flog und die im Meer versinkende Sonne verfolgte, ein schwarzer Schatten vor dem tiefen Rot in der Ferne.
    Die Schöpferischen Worte.
    Er hatte Arcad nicht danach gefragt, was aus dem riesigen Falken geworden war, nachdem er die Suvare sicher aus dem sterbenden Sturm gerettet hatte. War er vergangen wie nächtlicher Nebel in der Wärme eines neuen Tages? War er in den Tiefen des Meeres verschwunden? Er wusste es genauso wenig wie alle anderen, die ihn ebenfalls gesehen hatten und ihren Augen kaum hatten trauen können. Und er wollte Arcad auch nicht weiter danach fragen. Er hatte das Gefühl, dass ihm die Antwort unverständlich bleiben würde, wie so vieles andere, was der Elf ihm in der Zeit ihrer gemeinsamen Bekanntschaft erzählt hatte. Er war kein Magier wie Margon oder Arcad. Er war ... nun, was war er eigentlich?
    Wenn er das nur hätte sagen können!
    Themet, der zusammen mit Mirka an ihn herangetreten war, riss ihn aus seinen Gedanken. »Gehst du auch noch mal an den Strand, bevor die Flut wiederkommt?«
    »Vielleicht«, erwiderte Enris zögernd. Das Bild des Falken in seinem Geist verblasste nur langsam.
    »Mal sehen, wie nahe wir an die Robben herankommen« warf Mirka ein. »Corrya überlegt, ob sie sich wohl jagen lassen. Aber dazu bräuchte er deine Armbrust, Teras.«
    »Du kannst ihm ausrichten, dass er das vergessen soll«, brummte der Bootsmann streng. »Meine Armbrust geb ich nicht fürs Robbenjagen her.«
    »Warum?«, fragte Mirka neugierig. In den letzten Tagen hatte er sich häufig in der Nähe des Alten herumgetrieben, immer begierig, Seemannsgeschichten von

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