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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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als ihre Augen zu strahlen begannen. »Mein Rucksack!« Er lag am Fußende auf den ausgebreiteten Fellen. Sie griff danach und sah hinein.
    Zufrieden lächelte Sarn. »Den gestrigen Tag habe ich genauso verschlafen wie du. Aber heute Morgen bin ich losgegangen und habe ihn von den Riesenfelsen zurückgeholt. Er lag noch dort, wo dich der Gorrandha gelähmt hatte, aber er war offen. Den größten Teil deiner Vorräte hat sich irgendein Tier geschnappt. Wenigstens ist dein Zunderkästchen noch drin, heil und trocken.«
    Neria legte den Rucksack wieder weg. »Vorräte lassen sich wieder auffüllen.«
    Nun, da sie sich allmählich völlig wach fühlte, kehrte die Erinnerung an ihr Erlebnis in dem Cairan zurück. »Hast du die Überreste des Gorrandhas wirklich verbrannt, wie du es vorhattest?«
    Sarn nickte und blickte dem Qualm nach, der langsam aus ihrer Pfeife emporstieg. »Ay, das habe ich. Das war der andere Grund, weshalb ich heute Morgen noch mal den langen Weg zu den Riesenfelsen gegangen bin. Das Bündel lag immer noch da. Meine Beine haben sich ganz schön darüber beschwert, dass ich sie nach einem einzigen Tag Ausruhen schon wieder auf einen Marsch geschickt habe. Aber ich hatte keine Ruhe, bevor das nicht erledigt war.«
    Ihre Augen zogen sich zusammen, als sie grimmig vor sich hinstarrte. »Nenn mich von mir aus abergläubisch, aber selbst der Rest, der von ihm noch vorhanden war, hatte so etwas wie Leben in sich. Das Zeug wog schwerer, als es aussah, und es hatte sich nicht ein bisschen verändert. Jedenfalls, was auch immer bis jetzt an Geist oder Willen des Gorrandhas darin gesteckt haben mag – die Flammen haben sich dessen endgültig angenommen. Seine Asche löst sich in einem Bach in der Nähe der Riesenfelsen auf. Diesen Wald wird er nie wieder plagen. Ich frage mich aber doch, warum er nach all den Jahren etwas anderes angegriffen hat als ein Tier.« Sie hob den Kopf und sah ihrem Gast direkt in die Augen.
    Neria dachte an Talháras und die Aufgabe, die er ihr gegeben hatte.
    Es wird bald beginnen. Halte sie auf, mein Kind! Beschütze den Stamm!
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Hielten sich »jene von außen«, von denen Talháras gesprochen hatte, etwa schon hier in Runland auf? War es möglich, dass die unbekannten Mächte, die zu bekämpfen der Urahne ihr aufgetragen hatte, bereits von ihr wussten? Hatten sie den Gorrandha auf sie gehetzt? Nein, das konnte und durfte nicht sein! Sicher war es nur ein Zufall gewesen. Dennoch schweifte ihr besorgter Blick schnell zum offenen Fenster, als erwartete sie, dass gleich eine Horde hungriger Geister in den Raum stürmen würde, die während der letzten beiden Tage genügend Zeit gehabt hatten herauszufinden, wo sie sich inzwischen aufhielt. Aber das Einzige, was in die Hütte drang, waren die Gesänge der Vögel in den umstehenden Bäumen und das schwindende Licht des sich zum Abend hin neigenden Tages.
    Sarn war der Anflug von Furcht auf Nerias Gesicht nicht entgangen. »Ein Silberstück für deine Gedanken«, sagte sie freundlich.
    Neria versuchte ein Lächeln, das ihr nicht besonders gut gelang. »Es ist nichts«, wehrte sie ab. »Als der Gorrandha meine Gegenwart in der Nähe seines Verstecks bemerkte, dachte er wahrscheinlich, ich sei ein Tier. Vielleicht hielt er mich anfangs für einen Wolf.«
    »Vielleicht«, wiederholte Sarn nachdenklich, doch sie klang nicht besonders überzeugt.
    Neria fragte sich, was der wache Verstand dieser Frau wohl von der Anwesenheit der Voron in dieser Gegend wusste. Wenn sie, wie sie angedeutet hatte, schon länger hier wohnte, dann war ihr das Geheimnis um die Lage der Siedlungen ihres Volkes womöglich bekannt.
    »Lebst du eigentlich schon lange im Roten Wald?«, wollte sie zögernd wissen.
    »O ja. Lange genug, um mitzubekommen, dass sich ein paar Tagesreisen entfernt von mir ein Dorf deiner Leute befindet.« Sie blickte Neria scharf an. »Darum geht es dir doch, nicht wahr? Also reden wir nicht lange um den heißen Brei herum.«
    Neria spürte, wie sich ihre Wangen zu röten begannen. Obwohl sie zurecht angenommen hatte, dass Sarn nicht dumm war, hatte sie die alte Frau unterschätzt.
    »Ich weiß, dass ihr Voron eure Siedlungen geheimhaltet. Ich weiß, dass ihr Menschen, die in euer Gebiet vordringen, tötet und verschwinden lasst. Ich weiß, dass ihr auf euren Streifzügen nicht weiter als bis zu den Riesenfelsen geht. Ich bin nie in euer Gebiet eingedrungen, und ich habe es auch in Zukunft nicht vor. Du

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