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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Entdeckung fühlte, richtete er sich langsam auf. Sein Herz klopfte schnell vor Aufregung. Es kam nicht oft vor, dass ihnen ein Frachtschiff in den Schoß fiel. Er konnte kaum die überraschten Gesichter seiner Kameraden erwarten, wenn er ihnen von der Beute erzählen würde, die sich da genau unter ihrer Nase niedergelassen hatte. Der kleine Farran – zum Eierstehlen auf die Weißen Klippen geschickt worden und mit der Aussicht auf die Erbeutung einer Tjalk zurückgekommen!
    Er verschnaufte einen Moment, dann setzte er sich erneut in Bewegung. Über einen schmalen Trampelpfad lief er zwischen den hohen Felsen hinab und zu einer westlich gelegenen zweiten Bucht, in der, verborgen durch die weit ins Meer vorstehenden Klippen, ein weiteres Schiff vor Anker lag.

10
    Helligkeit weckte Neria, ein warmes, goldenes Licht, das sich durch ihre fest geschlossenen Lider stahl. Die Strahlen der niedrig stehenden Sonne schienen durch ein offenes Fenster mitten in ihr Gesicht. Die junge Frau blinzelte träge und vergrub gähnend ihren Kopf in den mit Stroh gefüllten Sack, der ihr als Kissen diente.
    »Sag bloß, du willst gleich weiter schlafen«, sagte jemand in der Nähe.
    Neria drehte sich um und rieb sich mit Händen, die sich so schwer wie Blei anfühlten, die Augen. Sarn saß neben ihr an dem Lager, das sie ihrem Gast aus einigen Fellen und einer Decke bereitet hatte. Sie trug noch immer dieselbe dreckverkrustete Hose, die sie bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Ihre Felljacke sah auch nicht viel sauberer aus. Die Alte kaute auf einer Pfeife mit einem kurzen Stiel herum und war dabei, sie sich mit einem Kienspan anzuzünden.
    »Ist doch noch nicht mal Mittag«, brummte Neria heiser.
    »Mittag?«
    Sarn lachte so laut auf, dass die Voronfrau bei dem Geräusch zusammenzuckte. »Die Sonne geht bereits wieder unter, Mädchen! Du hast fast zwei Tage lang ununterbrochen geschlafen. Wenn du tatsächlich noch immer erschöpft bist, dann bleib ruhig liegen und mach wieder die Augen zu. Aber dann verpasst du auch einen leckeren Eintopf.« Mit einem freundlichen Grinsen zog sie kräftig an ihrer Pfeife und warf den Kienspan in die Flammen der Feuerstelle, über denen ein zugedeckter Kessel hing.
    Nerias Magen hatte laut zu knurren begonnen, kaum dass ihre Ohren das Wort »Eintopf« vernommen hatten. Sie fühlte sich noch immer benommen und müde, vor allem aber hielt sie sich für regelrecht ausgehungert.
    »Ich habe tatsächlich so lange geschlafen?«
    »Wie eine Tote«, bekräftigte Sarn.
    Neria setzte sich auf und sah sich um. Die Hütte der alten Frau bestand aus einem einzigen Raum, der zwar geräumig, aber so vollgestopft mit Dingen war, dass er viel kleiner wirkte. Auf der einen Seite des Bettes befand sich an der Wand eine von Steinquadern umschlossene Feuerstelle, auf der anderen Seite ein Tisch und eine Werkbank aus massivem Holz. In den Ecken des Raumes stapelten sich teilweise bis fast in die Mitte Säcke und Krüge mit Vorräten, Weidenkörbe voll Brennholz und Gerätschaften zum Jagen und Anbauen von Pflanzen. Kräuter hingen in dicken Bündeln von der Decke und drehten sich langsam in den Sonnenstrahlen, die durch das einzige Fenster an der Wand gegenüber von Nerias Lager in den Raum fielen und ihn mit einem honigfarbenen Licht erfüllten.
    So also lebten die Menschen. Es war nicht viel anders als bei den Voron – wenn man davon absah, dass die meisten Hütten in ihrer Siedlung aus mit Lehm verklebten Weidenästen bestanden. Nur das Vorratsgebäude des Dorfes und der Versammlungsraum besaßen Wände aus dicken Stämmen wie hier.
    Ein kratzendes Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit. Neria blickte zum Fenster und sah Larnys, Sarns Falken. Der Vogel streckte seinen Kopf neugierig nach vorne, als wollte er den ungewohnten Gast seiner Herrin genauer betrachten. Die Krallen seiner Füße fuhren schabend über das Holz des Fenstersimses. Doch mit einem Mal schien etwas außerhalb der Hütte seine Aufmerksamkeit zu erregen. Blitzschnell wandte er sich um und verschwand flügelschlagend aus dem Blick der jungen Frau.
    Sie fragte sich, ob Larnys wohl noch in der Nähe war, und wie die unmittelbare Umgebung der Hütte aussehen mochte. Ihre Erinnerungen an die Nacht ihrer Ankunft an diesem Ort waren nur undeutlich und verwaschen, einzelne Bilder vom Herumstolpern in fast völliger Dunkelheit und dem erschöpften Niedersinken auf ein unbekanntes Lager. Sie schickte sich an, ihre Decke zurückzuschlagen und aufzustehen,

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