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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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abzuwarten, und widmete sich wieder dem Essen auf dem Feuer.
    »Wenn ich dich verärgert haben sollte, dann tut es mir leid«, murmelte Neria. Sie kam sich vor, als hätten ihre Mutter oder Ukannit sie gescholten.
    Die Alte war damit beschäftigt, den Topf etwas höher über die Flammen zu hängen. »Schon gut! Mein Ärger hat kaum etwas mit dir zu tun.«
    Neria wartete, ob Sarn noch mehr sagen würde, aber diese achtete nicht weiter auf sie. Während ihre Gastgeberin zwei hölzerne Teller auf den Tisch stellte, trat Neria ans Fenster und lehnte sich hinaus.
    Sarns Heim war auf den Kamm einer schwach nach Norden hin ansteigenden Anhöhe gebaut. In Richtung des Sonnenuntergangs fiel der Hügel steiler ab und gab bis zum Horizont einen weiten Blick auf eine Vielzahl von Eichen und Buchen frei. Umweit der Hütte lagen die Kronen der nahe stehenden Bäume auf gleicher Höhe mit dem offenen Fenster und waren gut einzeln zu unterscheiden. Doch weiter in der Ferne verschmolzen sie im Gegenlicht der untergehenden Sonne zu einer riesigen Waldfläche in wiederkehrenden Farben, den Brauntönen der Rotbuchen und Eichen, die noch nicht ausgeschlagen hatten, und dem frischen Grün der jungen Birkenblätter.
    Als Neria aus dem Fenster in nördliche Richtung blickte, sah sie, dass sich Sarns Hütte direkt an einen Felshang lehnte. Dessen grau gesprenkelter Kalkstein reichte bis fast an den Rand der Anhöhe. Weitere Felsen folgten dem nach Westen abfallenden Hügel, verloren aber schnell an Höhe und tauchten schließlich in der Ferne zwischen den Baumkronen unter, ohne erneut aus ihnen emporzusteigen.
    Larnys war weit und breit nicht zu sehen. Der Wald hatte ihn verschluckt, aber Neria war sich gewiss, dass er nicht gänzlich das Weite gesucht hatte. Er musste wohl eines dieser halb wilden Tiere sein, die man nicht völlig an ein Dasein als Hausgefährten gewöhnen konnte, und die – wie einige Katzen bei ihr daheim – manchmal tagelang aus der Siedlung verschwanden, um unvermittelt wieder aufzutauchen und lautstark nach Futter zu verlangen.
    »Der Eintopf ist fertig«, verkündete Sarn hinter ihr.
    Neria riss sich trotz ihres hungrigen Magens nur mit einigem Widerstreben vom Anblick der letzten Strahlen los, die über die Wipfel der Bäume schienen. Das warme Licht war zu schön, das Angenehmste, was sie seit ihrem Aufbruch vor Tagen erlebt hatte. Sie genoss diesen momentanen Frieden im Heim der alten Frau.
    Mit jedem einzelnen Löffel des Eintopfs war es Neria, als würde sie etwas von ihrer Kraft zurückgewinnen. Die Müdigkeit, die sich in ihrem Körper ausbreitete, kaum dass sie ihren Teller geleert hatte, war im Gegensatz zu vorher angenehm, nicht drückend, und ließ ihren Kopf dennoch klar.
    Sarn, die noch vor Neria mit ihrem Essen fertig geworden war, hatte ihren Teller hinter sich auf den Tisch gestellt und zündete sich eine neue Pfeife an. »So«, sagte sie, sich auf ihrem Stuhl zurücklehnend und den Rauchwolken nachblickend, die allmählich zum offenen Fenster in die kühle Abendluft hinauszogen. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass du mir erzählst, was eine junge Voronfrau in den Westen des Roten Waldes verschlagen hat. Du hältst dich jenseits der Jagdgründe deiner Leute auf. Das ist sehr ungewöhnlich. Hinter all dem scheint eine gute Geschichte zu stecken.«
    Noch vor ihrem Erlebnis mit dem Gorrandha hätte Neria nach einer solchen Aufforderung von einer Fremden nicht nur gezögert, von den Ereignissen zu berichten, die sie aus ihrem Dorf fortgeführt hatten. Sie hätte sich sogar geweigert, auch nur das Mindeste von jenen Dingen mitzuteilen. Doch Sarn hatte ihr das Leben gerettet und sie nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern bei sich aufgenommen. Neria glaubte, ihr etwas schuldig zu sein. Wenn sie das dadurch begleichen konnte, dass sie das Geheimnis ihrer Reise verriet, dann wollte sie es tun. Darüber hinaus war ihre Zuhörerin eine Hexe. Sie verstand sich auf die Verborgenen Dinge. Vielleicht konnte sie ein Licht auf das Dunkel der Ereignisse jener Vollmondnacht werfen.
    So berichtete sie Sarn in allen Einzelheiten, wie der Urahne ihres Stammes ihr erschienen war, und wie er sie vor der Gefahr gewarnt hatte, die der ganzen Welt von Runland drohte. Sie erzählte von ihrem Bestreben, den Roten Wald zu durchqueren und bis zur Küste im Westen vorzudringen, wo sie auf jene zu stoßen hoffte, von denen der Wächter gesprochen hatte.
    Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Sarn hatte ihre erkaltete

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