Runlandsaga - Sturm der Serephin
Einzige, das ihm annähernd gleichkam, war das Holz der Laranbäume , aus denen ich auch meine drei Schwarzen Harfen fertigte. Aber es reicht in seiner Vollkommenheit nicht an Tindar heran, und wir konnten nur totes Holz verwenden, denn die Laran sind lebendig und unsere Gefährten und Wächter.«
Arcad berührte erneut das glänzende Gestein mit der flachen Hand, als würde er es liebkosen.
»Die Dunkelelfen von Eilond waren jene aus unserem Volk, die sich am besten auf die Verarbeitung von Tindar verstanden. Die Meeresburg war eine ihrer Festungen. Die Schöpferischen Worte, die ihre Erbauer einst aussprachen, um sie mit den Mauern der Schwarzen Nadel zu verweben, hallen noch heute von der Spitze des Turms bis zu seinen Grundfesten wider und schützen ihn vor Zerstörung.«
»Ich wusste es!«, rief Margon. »Carn Taar wurde von den Endarin erbaut!«
»Nicht so, wie die Burg heute aussieht«, entgegnete Arcad. »Aber die Nadel, in der Thaja und Ihr lebt – ay, dieser Turm ist das, was von Hagonérin übrig ist.«
» Hagonérin ?«
»So hieß die Festung, als die Dunkelelfen sie bewohnten. Sie ...«
»Schluss jetzt!«, unterbrach Ranár ihn scharf. »Kannst du das Quelor öffnen oder nicht?«
»Ich denke, ich kann die Worte hören, die mit den Torflügeln verwoben wurden«, sagte Arcad. »Und ich glaube, ich weiß, welche Worte ich singen muss, damit es nicht länger verschlossen bleibt.«
Er hielt Margon wortlos seine Fackel entgegen, der sie an sich nahm, dann setzte er sich unvermittelt auf den Boden und senkte den Kopf. Eine Weile herrschte völlige Stille in der Höhle. Ranár sah ihn an, dann wandte er sich dem Magier zu.
»Erinnerst du dich noch an den Weg, den wir über die Steinplatten genommen haben?«
Margon nickte.
»Dann geh ihn zurück und hol die anderen auf demselben Weg hierher. Beeil dich!«
Seine blauen Augen musterten ihn.
»Und komm nicht auf die Idee, davonzulaufen! Ich wäre noch vor euch am Eingang, verlass dich darauf.«
»Ich weiß«, antwortete Margon. Er hatte versucht, seine Stimme gefasst klingen zu lassen, doch er konnte nicht sagen, ob es ihm gelungen war. Dann drehte er sich um und betrat erneut den Bereich der Steinplatten. Hinter sich hörte er Arcads Stimme erklingen. Leise, aber dennoch selbst auch aus einiger Entfernung vernehmbar, hallte sie durch die dunkle Höhle tief unter den meerumspülten Felsen, die Sprache der Erstgeborenen, die sie keinem anderen Volk beibrachten und von der die meisten Menschen nicht mehr wussten als die Bedeutung der Namen von Wäldern, Flüssen und Bergen.
Valor me daran saar
Ghondari enna menibar
Olana mes car din
Padrana dela vinh
Narhanin esto vaar
Pesirin esto taar ...
Arcad hatte die Augen geschlossen. Seine Worte schienen in einen schwarzen Schacht hinabzufallen wie ein Stein, doch sie wurden nicht leiser, sondern hallten weiter durch seinen Geist, als wären sich durch ein unsichtbares Band mit ihm verbunden. Obschon er nie zuvor selbst ein Quelor geöffnet hatte, wusste er, was dafür nötig war. Die meisten der jüngeren Endarin hätten nicht mehr sagen können, wie man diese Magie erweckte, doch er hatte einen guten Lehrmeister gehabt, denselben, der ihm von den Verwandten seines Volkes erzählt hatte, den Antara, die von den Menschen Dunkelelfengenannt wurden. Er hatte die Schöpferischen Worte lange nicht mehr gesprochen, aber das spielte keine Rolle. Wer sie einmal gelernt hatte, vergaß sie niemals. Die Magie der Endarin floss aus ihm, zusammen mit dem Klang seiner Stimme, die sich nun, da er sang, auffällig tiefer und volltönender anhörte als wenn er sprach. Er richtete die Magie auf das Tor, vor dem er saß.
Tiefe der Zeit höre
Meine Stimme erhebend
Die Welt umfassend
Mit ihrem Klang
Zu formen das Netz
Zu weben die Fäden ...
Der Gesang des Endars war nicht lauter geworden, dennoch hallten die fremdartigen Worte aus seiner Kehle zunehmend stärker in Margons Ohren wider, während er über die Steinplatten auf Thaja, Enris und die beiden Kinder zuging. Seine Kopfhaut schien sich bei ihrem Klang zusammenzuziehen und gegen die Knochen seines Schädels zu drücken, als besäßen die einzelnen Töne tatsächlich tastende Finger, um ihn zu befühlen. Kurz wurde ihm schwindlig. Beinahe wäre er gestürzt, doch schon kam Thaja ihm entgegen, um ihn aufzufangen. Versehentlich stieß sie an seinen verletzten Arm. Greller Schmerz raste daran empor. Sofort ließ der Druck auf das Innere seines Kopfes nach, und der
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