Runlandsaga - Sturm der Serephin
durchquert«, ließ Arcad sich vernehmen.
Erst jetzt bemerkte Margon, dass die schimmernden Punkte, die er vor sich an der Stelle sah, an der sich eigentlich der Boden befinden sollte, kein Nachbild des hellen Lichtscheins während ihres Übergangs waren, sondern tatsächliche Sterne. Die Erinnerung an seine Reise durch den Himmel blitzte in seinem Geist auf. Schwebten sie in der Unendlichkeit? Waren sie in das Nichts zwischen den Welten hinausgeschleudert worden?
Er riss den Kopf herum.
Neben und hinter ihm lagen Thaja, Enris und die beiden Jungen. Sie blickten ebenso erschrocken und verwirrt um sich wie er selbst, aber sie waren bei Bewusstsein und offenbar unverletzt. Die beiden Einzigen, die aufrecht standen, waren der Elf und Ranár.
Um sie herum, über und unter ihnen allen dehnte sich die Schwärze des Himmels aus, durchsetzt von leuchtenden Sternhaufen in weiter Ferne, manche von ihnen größer und dicht gedrängt, andere wiederum einzeln und wie versprengte winzige Punkte, kaum zu erkennen in der ewigen Nacht. Ein eigenartiges, fahlgrünes Licht, gerade so hell wie das eines Vollmonds an einem wolkenlosen Nachthimmel, lag auf ihren Gesichtern. Doch der alte Magier konnte nicht erkennen, woher die Quelle dieses Lichts stammte.
Nun, da seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, fiel ihm auch der Boden zu seinen Füßen auf. Er war beinahe durchsichtig, weshalb er ihn zunächst nicht wahrgenommen hatte. Behutsam berührte er dieses Etwas, auf dem er und die anderen sich befanden, und fühlte eine kalte, glatte Oberfläche. Ihr leicht milchiger Glanz war das Einzige, woran sich erkennen ließ, dass sie alle nicht in der Leere des Weltraums schwebten.
»Gut gemacht!«, lobte Ranár den Elfen. »Dein Lied hat es vollbracht. Wir sind aus dem Schatten dieser unbedeutenden kleinen Welt, die ihr Runland nennt, herausgetreten.«
Nun erkannte Margon auch die Grenze der Oberfläche, auf der sie alle sich aufhielten. Das matte Schimmern endete plötzlich wenige Fuß vor ihm mit einer geraden Linie. Dahinter leuchteten weitere Sterne im Dunkel.
Endlich gelang es ihm, sich aufzurichten. Der Boden zu seinen Füßen erstreckte sich mitten in die endlose Schwärze hinein wie eine schmale Brücke aus Glas. Zu seiner Linken schwebte über dieser Brücke in einiger Entfernung noch hinter Thaja und den Kindern eine undurchsichtige Wolke von der Größe und Form einer mannshohen und aufrecht stehenden, lang gezogenen Scheibe. Sie schien von innen heraus zu leuchten, als stünde jemand mit einer hell scheinenden Laterne in der Hand unmittelbar hinter ihr. Weiße Schlieren drehten sich in ihrer Mitte langsam in der Richtung des Sonnenlaufs und wanderten mit jeder Umdrehung allmählich weiter nach außen.
Das ist das Quelor! schoss es Margon durch den Kopf. So erscheint es einem auf dieser Seite!
Vor ihm lag die immer noch brennende Fackel. Ihre Flammen schwärzten den beinahe unsichtbaren Boden weder, noch beeinflussten sie ihn auf irgendeine andere Weise. Margon ergriff sie und drehte sich um. Neben ihm richtete Enris sich auf und rieb sich mit einer schwerfälligen Handbewegung die Augen.
In einer größeren Entfernung als zu der schwebenden Wolke erstreckte sich am anderen Ende des durchscheinenden Weges, auf dem sie sich befanden, ein Podest aus hellgrauem, mit dunkelgrünen Adern durchsetztem Gestein. Etwa zwanzig hohe Stufen führten zu dem Podest hinauf, in dessen Mitte ein dünner Rahmen aus schwarzem Metall aufgerichtet war.
Margon fühlte sich an einen Spiegel erinnert, in dem man seinen gesamten Körper betrachten konnte. Doch innerhalb des Rahmens befand sich nichts. Er war etwa so breit, dass zwei Personen gleichzeitig durch ihn hindurchschreiten hätten können, ohne dabei das Metall zu berühren.
»Wie geht es deinem Arm?«, erkundigte sich Thaja, die neben ihn getreten war.
Er wandte sich ihr zu.
»Er schmerzt sehr«, erwiderte er. »Es wäre besser, wenn ich mich nicht dauernd bewegen müsste. Aber es ist zu ertragen.«
»Wo sind wir?«, fragte Mirka laut. Unüberhörbare Panik schwang in seiner Stimme mit. Er blickte mit weitaufgerissenen Augen um sich.
Enris hatte sich mit gesenktem Kopf zu ihnen gesellt. Auch in seinem Blick lag entsetzliche Furcht.
»Ich – ich kann nicht nach unten sehen«, murmelte er. »Es ist, als würde man zwischen den Sternen schweben. Das macht einen verrückt!«
Thaja ergriff eine seiner Hände.
»Ganz ruhig«, sagte sie. »Schau mich an!«
Enris schien sie
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