Runlandsaga - Sturm der Serephin
Endar mit seinen übermenschlichen Fähigkeiten – die Falle in dieser Steinplatte ausgelöst, hätte er jetzt mit einem Spieß im Körper in seinem eigenen Blut auf dem Boden gelegen.
»Was steht ihr wie festgewachsen herum?«, rief Ranár. »Folgt mir, aber vorsichtig!«
Margon atmete hörbar ein und betrat, gefolgt von Arcad, den Bereich mit den Steinplatten. Durch seinen gebrochenen Arm, den er schlaff an der Seite herabhängen ließ, pulsierte ein dumpfer Schmerz, der seit dem Abstieg vom obersten Stockwerk der Nadel zwar nicht zugenommen hatte, aber auch nicht geringer geworden oder in den Hintergrund seiner Gedanken getreten war. Margon biss die Zähne aufeinander und versuchte, sich so gut wie möglich an die Schrittfolge zu erinnern, die ihr Entführer eingehalten hatte. Fuß um Fuß überquerte er mit Arcad hinter sich das Plattenfeld.
Inzwischen war Ranár bis an den Rand der hinteren Hallenwand vorgedrungen, wo die beiden schwarzen Torflügel aufragten. Er hob seine Fackel. Das fremdartige Gestein glänzte matt im Widerschein der Flammen.
»Nun werden wir sehen, was die Magie der Endarin tatsächlich vermag«, meinte er. Seine Stimme war ein wenig leiser geworden als bisher, als empfände selbst ein Wesen wie er mit einem Mal Ehrfurcht vor dem beeindruckenden Bauwerk tief im Inneren der Klippen.
Jetzt, so nahe an dem Tor, erkannte der Magier, dass die Steinplattenreihen nicht ganz bis an die geschlossenen Torflügel heranreichten, sondern kurz davor endeten. Durch das schwache Licht in der Höhle war ihm dies zuvor nicht aufgefallen. Wo Ranár stand, schien man sich wieder gefahrlos bewegen zu können. Margon verließ die Steinplatten an der Stelle, an der es auch der Fremde getan hatte. Der Platz reichte, um hintereinander stehen zu können.
»Was liegt jenseits von diesem Tor?«, fragte er, den Blick auf Ranárs Rücken gerichtet.
Der Angesprochene schwieg für einen Moment. Margon hörte, wie Arcad sich von hinten näherte und dann ebenfalls stillstand. Der Magier dachte schon, dass der Fremde nicht antworten würde, als er Ranárs Stimme vernahm, ohne dass dieser sich umdrehte.
»Hast du es nicht schon von dem Endar gehört?«
»Nein«, erwiderte Margon. »Wir haben ihn hier angetroffen und sind alle in die Schwarze Nadel hinaufgegangen, um miteinander zu sprechen.« Er erwähnte nicht, dass Arcad etwas vom Reich der Dunkelelfen gesagt hatte. Ihr Entführer musste nicht mehr erfahren, als unbedingt nötig war.
»Immer etwas geheimnistuerisch, die Endarin, nicht wahr?«, sagte Ranár, der weiterhin das schwarze Tor anstarrte. »Ich werde dir erzählen, wozu es dient, denn ich werde womöglich deine Kräfte brauchen. Wenn es auch nur grobe Temari-Magie ist, die du beherrschst, so kann sie doch nützlich sein.«
Nun drehte er sich zu ihnen um. Margon schritt ein wenig zur Seite, sodass Arcad ebenfalls von der Steinplatte heruntersteigen konnte, über die Ranár und er gegangen waren.
»Dieses Tor ist das, was die Endarin in ihrer Sprache ein Quelor nennen«, erklärte Ranár. »In eurer Sprache würde man es als eine Art magisches Portal bezeichnen.«
Margon spürte, wie seine Nackenhaare sich aufzurichten begannen. Bei der Träumenden Cyrandith! Es war ein Übergang an einen anderen Ort – vielleicht an einen weit entfernten Teil Runlands, vielleicht sogar in eine völlig andere Welt! Das also war es, was er die ganze Zeit über gespürt hatte, seit er diesen Ort zum ersten Mal betreten hatte. Dieses pechschwarze Ding, das sich vor ihnen bis zur Decke der Halle erstreckte, war ein Teil der alten Magie der Endarin, der Erdmagie, die weit über das hinausging, was die Menschen von den Verborgenen Dingen wussten, und die zum größten Teil mit der Alten Welt selbst verschwunden war, so wie die Dunkelelfen von Eilond. Er selbst besaß etwas von dieser fremdartigen und mächtigen Magie: die Elfenharfe Syr, die von dem Endar neben ihm einst erschaffen worden war – vor wie vielen Jahrhunderten und mit wessen Hilfe, hatte Arcad nie erwähnt.
»Als diese Welt noch jung war«, sagte Ranár, »lange vor der Ankunft der Menschen, benutzten die Elfen die Quelorin , um binnen eines Lidschlags von einem Ort Runlands zu einem anderen zu gelangen. Diese Portale gehörten zu den mächtigsten magischen Kunstwerken, die je von den Endarin erschaffen wurden – zumindest gemessen an deren begrenzten Fähigkeiten.«
Er lächelte böse. Arcads Gesicht zeigte weiterhin keine Regung.
»Heißt das, wenn man
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