Runlandsaga - Sturm der Serephin
Tor von hier aus öffnen. Aber ich muss erst wieder ein wenig zu Kräften kommen. Dieser Serephin wollte mich tatsächlich erwürgen!«
Ein raues, trockenes Keuchen drang aus seinem Mund. Margon brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass Arcad lachte. Es war ein Geräusch, das dem Magier wie scharfe Fingernägel das Rückgrat hinabfuhr. Ihn schauderte. Auch die anderen, die um den Elfen herumstanden, blickten verwirrt und bestürzt drein.
»Warum lacht Ihr?«, wollte Margon wissen.
Der Elf verstummte.
»Weil es nicht nur Dunkelelfen waren, die ich gesucht habe, sondern auch Serephin«, antwortete er schließlich. »Aber andere als ihn.« Er seufzte. »All das ist so schwer zu erklären!«
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Margon. »Wahrscheinlich ist es sogar sehr einfach. Doch ich habe das Gefühl, ihr Endarin wollt solche Dinge nur ungern mit den Menschen teilen, weil ihr denkt, sie gingen uns nichts an. Es sind sozusagen – Familienangelegenheiten, nicht wahr?«
Arcad starrte ihn wortlos an.
»Als Ranár Euch angriff, meinte er, die Endarin wären einst Serephin gewesen«, fuhr Margon fort. »Er sprach die Wahrheit, oder? Ihr wart einst die feurigen Schlangen aus den alten Schöpfungsliedern. Eine der Alten Rassen, die von den Herren des Chaos und der Ordnung erschaffen wurden, als die Schicksalsweberin die Welten zu träumen begann.«
Er fuhr sich mit gespreizten Fingern dicht übers Gesicht. Der Elf blinzelte, als er die Geste erkannte.
»Auch meine Augen sind nun weit offen, Arcad. Sagt, was Ihr uns bisher verschwiegen habt, denn darin liegt vielleicht unsere einzige Hoffnung zu überleben!«
Arcad starrte zu Boden und nickte.
»Ihr habt Recht, Margon. Es war unrecht von mir, euch nicht gleich zu erzählen, was ich unter der Festung wollte. Aber ich habe mich geschämt. Mein Volk hat in der Vergangenheit viele Fehler begangen, auch und besonders, was die Temari betrifft.
Was ich euch jetzt anvertraue, wird für euch nicht einfach zu ertragen sein. Es wird euren Blick auf die Welt, wie ihr sie bisher gekannt habt, für immer verändern, im Guten wie im Bösen. Wenn ihr schlecht über mich denkt, weil ich so lange darüber geschwiegen habe, dann versucht zu verstehen, dass ich euch dieses Wissen ersparen wollte.«
»Meine Welt hat sich bereits verändert!«, stieß Enris hervor. Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Seht Euch doch bloß mal um!«
Thaja legte ihm eine Hand auf den Arm. Er schüttelte sie unwillig ab, fuhr aber etwas leiser fort.
»Erzählt jetzt endlich, was hier los ist! Helft uns, von hier zu entkommen, oder bei allen Göttern, ich gehe zu diesem ... diesem ... was auch immer er ist und sage ihm, dass er vorhin seine Arbeit nicht ganz beendet hat!«
Sein ganzer Körper zitterte vor Erregung. Gleichzeitig blickte er trotz seiner Wut so sichtlich erschüttert über das drein, was er gerade herausgepoltert hatte, dass Margon ihm nicht böse sein konnte. Und doch – wäre Enris in seiner Verzweiflung dazu fähig, dem Elfen etwas anzutun? Der Magier musste es bejahen. Wenn man den jungen Mann weit genug auf einen Abgrund zuschöbe, dann schlüge er bestimmt irgendwann wild um sich. Fast alle würden so handeln, wenn man sie weit genug trieb. Es schien besser, sofort einzugreifen.
»Genug der Vorwürfe«, sagte er. »Arcad, redet!«
Der Elf stieß seufzend den Atem aus.
»Gut. Dann soll es so sein. Es ist, wie Ranár gesagt hat: Wir Endarin waren einst Serephin. Unsere Heimat ist nicht Runland. Der Ursprung unseres Daseins liegt in Vovinadhár, der Welt der fliegenden Weißen Städte, von der ich euch erzählte.«
Wieder tauchte aus den Tiefen von Margons Geist das Bild der Stadt auf, die er in der Nacht zuvor gesehen hatte. Er war also tatsächlich an diesem Ort gewesen!
»Wie kann das sein?«, fragte Thaja. »Ich kenne die Erstgeborenen. Ihr seid nicht der Einzige von ihnen, der mir je begegnet ist. Ich habe Elfen in ihren versteckten Dörfern in den Mondwäldern gesehen und mit ihnen gesprochen. Ihr seid trotz all eures Wissens über die Verborgenen Dinge und der Langlebigkeit eurer Körper dennoch Wesen aus Fleisch und Blut, keine Gestalten aus Märchen und Geschichten!«
Um Arcads Mund zuckte der Anflug eines bitteren Lächelns, den er sofort unterdrückte.
»Das ist wahr. Wir haben einen weiten Weg von dem Ort zurückgelegt, an dem unsere Reise einst begann. Als meine Vorfahren aus der Welt der Feuerschlangen nach Runland kamen, veränderten sie ihre Gestalt, um
Weitere Kostenlose Bücher