Runlandsaga - Sturm der Serephin
andauert und von dem sie allein weiß, welchem Zweck er dient.«
Kurz setzte er ab.
»Vielleicht nicht einmal sie selbst«, fügte er leise hinzu.
»Das ist eine Geschichte, die ihr Endarin uns niemals erzählt habt«, sagte Margon. »Ich glaube auch nicht, dass andere aus meinem Volk sie kennen, wenn ich daran denke, dass ich einer der Wenigen bin, den die Endarin jemals innerhalb ihrer Grenzen geduldet haben, und dass sogar mir dieses Wissen all die Jahre vorenthalten wurde!«
»Ay, wir hielten den Anteil unserer Vorfahren an eurer Erschaffung geheim«, bestätigte Arcad. »Wir dachten, dass es besser so wäre. Olárans Plan geriet in den langen Zeitaltern, seitdem euer Volk besteht, schon genug durcheinander. Wir wollten euch erst dann davon erzählen, wenn ihr für dieses Wissen bereit gewesen wärt – wenn ihr euch so weit entwickelt gehabt hättet, dass der Plan vor seiner Erfüllung gestanden hätte.«
»Heißt das«, warf Thaja ein, »der Grund unseres Daseins, der Grund dafür, dass es uns Menschen gibt, ist der, irgendeinem Plan zu dienen, für den wir einst erschaffen wurden?«
»Nicht irgendeinem Plan!«, entgegnete Arcad. Einen Moment erschien es Margon, als hätte sich ein Funke in den Augen des Elfen zu einer lodernden Flamme entzündet. Der Endar würde schon bald wieder genügend Kraft besitzen, um ihnen bei der Flucht zu helfen.
»Dem Plan, die Herren des Chaos in die Welt von Marianna zurückzuholen, um das alte Gleichgewicht zwischen den beiden Kräften wiederherzustellen! Wenn es jemals ein wirklich hehres Ziel in der Geschichte gegeben hat, dann dieses!«
Bei den letzten Worten war Arcads Stimme angeschwollen. Etwas leiser fuhr er fort: »Die Götter der Ordnung dazu zu bringen, ihm das Blut des mächtigsten Kriegers des Chaos zu überlassen, war der erste Teil von Olárans Plan, die Erschaffung der Menschen der zweite. Die letzte große Kraft des Chaos, die auf Marianna verblieben war, wohnte nun in den Seelen einer neuen Rasse – einer Rasse, die man führen und lenken konnte. Oláran und seine Vertrauten dachten gar nicht daran, die Menschen auf Dauer Diener sein zu lassen. Sie wollten ihnen Lehrer sein, Beschützer auf ihrem Weg, und ihre Kräfte allmählich im Lauf der Zeit zum Erblühen bringen. Sobald ihr lebendiges Werkzeug weit genug entwickelt sein würde, sollte es mit der ihm innewohnenden Kraft des Chaos das Tor zur Leere öffnen, um die Verbannten wieder in diese Welt zu rufen.«
»Bei der Träumenden!«, murmelte Margon. »Das ist unfassbar!«
»Dennoch ist es wahr«, sagte Arcad.
»Und all das habt ihr jahrtausendelang vor den Menschen geheim gehalten?«, fragte Thaja.
Der Elf schüttelte den Kopf.
»Nicht so, wie Ihr vielleicht denkt. Ay, es trifft zu, dass wir, die wir die ganze Geschichte kennen, sie bisher den Temari niemals erzählt haben.«
»War es verboten, darüber zu reden?«, fragte Enris.
Arcad lächelte knapp.
»Nein«, sagte er. »Diese Frage würdest du nicht stellen, wenn du eine Vorstellung von unserem Volk hättest. Unsere Gesellschaft besitzt eine Menge Gesetze, vielleicht sogar mehr als eure. Aber unser Leben wird in noch größerem Maße als das eure durch Regeln bestimmt, die wir uns selbst auferlegt haben. Dabei würde niemand ausdrücklich fordern, dass wir uns daran zu halten hätten. Es gibt einfach viele Dinge, die wir aus Tradition tun oder lassen. So verhält es sich auch mit dem, was wir über den Ursprung der Menschen wissen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass darüber nicht mit den Temari gesprochen wird. Aber vor allem blieb dieses Wissen vor euch Menschen verborgen, weil es sogar in unserem eigenen Volk in Vergessenheit geraten war. Es erinnert sich kaum noch jemand daran.«
»Was?«, stieß Thaja hervor. »Wie konnte denn so etwas jemals vergessen werden? Immerhin geht es in dieser Geschichte doch auch um eure eigenen Vorfahren!«
Ein bitterer Zug trat in Arcads Miene. Für einen Moment glaubte Margon, der Elf verspüre beim Reden noch einen Rest von Schmerz in der Kehle. Doch als Arcad weitersprach, erkannte der Magier, dass es nicht der Körper des Elfen war, der Schmerz empfand.
»Ay, unsere eigenen Vorfahren!« Er seufzte tief. »Ihr Götter, seht sie euch doch an, die Männer und Frauen aus meinem Volk! Thaja, Margon, Ihr wart selbst in den Mondwäldern zu Gast! Wir Endarin sind nur noch ein Schatten der Wesen, die wir einst waren, als wir als Serephin nach Runland kamen.«
Sein Blick wanderte zu Boden, während
Weitere Kostenlose Bücher