Runlandsaga - Sturm der Serephin
Runland gelangen können, kehren wir alle zusammen zurück, und niemandem wird ein Haar gekrümmt.«
Und Schweine werden durch die Lüfte fliegen , setzte Margon grimmig in Gedanken hinzu. Er wusste nicht, ob und wie gut Ranár seine Gedanken lesen konnte. Jedenfalls verzog dieser keine Miene. Vielleicht war es ihrem Entführer auch egal, ob ein alter Temari ihm glaubte oder nicht. Doch Margon zweifelte keinen Augenblick daran, dass man dem Serephin nicht trauen durfte. Was immer der Grund dafür sein mochte, dass diese Kreatur ihre Brüder und Schwestern nach Runland bringen wollte, es konnte nichts Gutes bedeuten.
Aber wenn die Serephin uns nicht wohl gesonnen sind, weshalb halten die Erstgeborenen dann so große Stücke auf sie?
Er verdrängte jenen letzten Gedanken. Nun war keine Zeit für lange Überlegungen. Was immer die Antwort auf all diese Rätsel sein mochte, sie musste warten.
Er nickte erneut.
Ranár schien zufrieden.
»Gut. Wartet auf der anderen Seite der Brücke beim Eingang, durch den wir hierher gekommen sind. Rührt euch nicht vom Fleck, bis ich es euch sage!«
Ohne eine Erwiderung von Margon abzuwarten, drehte er sich um und betrachtete erneut aufmerksam den Rahmen auf dem Podest. Erst jetzt, in dessen unmittelbarer Nähe, erkannte der Magier die Rillen im Metall des Rahmens, die aufgrund der dunklen Farbe kaum sichtbar waren. Zuerst erschienen sie ihm wie die natürliche Maserung von versteinertem Holz. Doch auf den zweiten Blick offenbarten sie sich als kunstvolle Verzierungen, die sich wie Spuren von Schlangen im Sand über die gesamte Länge des Rahmens erstreckten, immer wieder unterbrochen von kleinen Einkerbungen. Ranár fuhr mit den Fingerspitzen über die Kerben und schloss die Augen.
Margon fragte sich, ob die winzigen Unregelmäßigkeiten in den Linien verschlüsselte Schriftzeichen sein mochten und ob der Serephin in der Lage wäre, sie zu ertasten und dadurch zu lesen. Bemüht, sich so leise wie möglich zu bewegen, wandte sich der Magier um und ging den Weg zurück. Neben Arcads Leiche knieten noch immer Themet und Mirka. Er wollte sie gerade auffordern, den Toten in Ruhe zu lassen und sich mit ihm zu Thaja und Enris zu setzen, als Mirka einen leisen Schrei ausstieß. Schnell presste der Junge eine Hand auf den Mund, eine Geste, die ihn viel jünger aussehen ließ, als er tatsächlich war. Seine Augen weiteten sich überrascht.
»Was ist?«, wollte Margon wissen.
Mirka hob den Kopf und starrte ihn an.
»Seine Lider haben gezuckt! Er lebt noch!«
Margon ließ sich neben dem Jungen nieder. Schnell drehte er sich zu Ranár um, doch dieser stand noch immer in einiger Entfernung mit geschlossenen Augen auf dem Podest und hatte eine Hand an den Rahmen gelegt. Er schien seine Geiseln völlig vergessen zu haben.
Der unheimliche fahlgrüne Lichtschein, den die schützende magische Sphäre um sie herum verströmte, verlieh Arcad das Aussehen eines Toten. Margon berührte den Hals des Elfen. Er fühlte das schwache Pochen eines Pulses unter den Fingern. Kein Zweifel: Ranár hatte nicht beendet, was er begonnen hatte! Ein Endar war nicht so leicht umzubringen wie ein Mensch.
»Holt Enris und Thaja her!«, murmelte er. »Und macht bloß keinen Lärm!«
Themet und Mirka erhoben sich. Margon betrachtete Arcads regloses Gesicht. Vielleicht war es noch nicht zu spät, ihn zu retten! Wenn jemand das Portal, durch das sie gekommen waren, erneut öffnen konnte, dann dieser Elf.
Er vernahm Schritte und hob den Kopf. Thaja und Enris waren mit den beiden Kindern im Schlepptau herbeigeeilt. Margon stellte erleichtert fest, dass Enris ein wenig gefasster wirkte. Thaja schien seine Panik etwas gelindert zu haben. Sie ließ sich neben dem Endar nieder und fühlte ebenfalls dessen Puls.
Margon schaute erneut zu Ranár hinüber. Der Serephin saß nun reglos mit dem Rücken zu ihnen dicht vor dem Rahmen auf dem Podest. Margon, der selbst darin bewandert war, die Geistwelten zu bereisen, wusste, dass man seinen Körper für gewöhnlich im Sitzen oder Liegen verließ.
Dass Ranár sich niedergelassen hatte, bedeutete, dass sein Geist dabei war, aus seinem Körper zu entweichen. Sie hatten ein klein wenig Zeit, bis der Serephin seine Aufmerksamkeit wieder auf sie richten würde.
»Er ist tatsächlich am Leben, aber er ist sehr schwach«, murmelte Thaja.
»Bringen wir ihn am besten so weit wie möglich fort von Ranár, solange er beschäftigt ist«, schlug Margon vor. »Er will das Quelor mit
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