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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Haare fuhren. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie wohl alle der Fackel ausweichen oder ob ein paar von ihnen mit ihr zusammenprallen und wie aus der Bahn geworfene Kometen auf den Boden der Höhle stürzen würden.
    Doch keine der Fledermäuse berührte im Vorbeifliegen die Flammen. Das laute Flattern ihrer Häute wurde von der Dunkelheit verschluckt. Schon im nächsten Moment herrschte wieder Grabesstille, als hätte es den Schwarm nie gegeben. Enris richtete sich auf.
    »Diese ekelhaften Mistviecher!«, durchbrach Mirkas Stimme das Schweigen. »Die sind an meinem Gesicht vorbeigestrichen! Ist das widerlich!«
    »Die sind doch harmlos«, ließ Themet vernehmen.
    »Harmlos? Meine Mutter sagt, die übertragen Krankheiten!«
    »Na, so schnell wie sie geflogen sind, hat es bestimmt kein Floh geschafft, auf dich hinüberzuspringen.«
    Enris vernahm den leicht belustigten Unterton in Themets Stimme mit Verwunderung. Der Junge war knapp dem Tod entronnen, hatte erlebt, dass andere ihr Leben gelassen hatten, und wusste, dass sie noch nicht außer Gefahr waren, dennoch schwang in seiner letzten Bemerkung bereits wieder ein Anflug von Humor mit. Enris wusste nicht recht, ob er Themets Verhalten als kaltschnäuzig ansehen oder erleichtert darüber sein sollte, dass der Junge sich nach so kurzer Zeit wieder wie viele andere Kinder seines Alters zu benehmen begann. War ein launiger Satz wie dieser ein Versuch, wieder zu einem normalen Leben zurückzufinden, in dem man nicht von fremdartigen Wesen aus alten Sagen verfolgt wurde?
    Enris fiel auf, wie wenig er eigentlich über Kinder wusste. Er fragte sich gerade, wie lange es schon her gewesen sein mochte, dass er, von seiner Begegnung des Vortags mit Themet abgesehen, mehr als einen Satz mit einem Kind gewechselt hatte ‒ als plötzlich der Boden unter seinen Füßen wegbrach.
    Innerhalb eines Lidschlags waren all seine Gedanken wie ausgelöscht. Nicht einmal ein erschrockener Ausruf entkam ihm. Er strauchelte und ließ die Fackel los. Seine Beine sackten abwärts in die Finsternis. Gleichzeitig riss ihn jemand hart am Kragen zurück. Er vernahm das scharfe Einatmen von Luft dicht an seinem Ohr und das jähe Reißen einer Naht. Dann fanden seine Füße wieder festen Boden.
    »Pass auf, wo du hintrittst!«
    Arcads Gesicht erschien neben dem seinen.
    »Hast du den Rand nicht gesehen?«
    Enris schüttelte hilflos den Kopf. Der Elf ließ ihn los und ergriff die Fackel, die neben ihm lag. Er beugte sich vor, ohne einen weiteren Schritt vorwärts zu tun, und hielt sie dicht über den Boden. Themet und Mirka, die sich hinter ihm drängten, spähten an ihm vorbei.
    Jetzt erst sah Enris, dass der abschüssige Gang, der zuletzt immer breiter geworden war, vor ihm abrupt endete. Der Schein der Fackel erhellte eine Kante im Fels, hinter der nur Dunkelheit zu erkennen war. Wie tief der Abgrund vor seinen Füßen sein mochte, ließ sich nicht abschätzen. Arcad hob die Fackel an und hielt sie so weit nach vorne, wie er konnte, doch immer noch war nichts zu sehen. Diese Höhle erstreckte sich innerhalb der Klippe so weit, dass ihr gegenüberliegendes Ende in Finsternis lag.
    »Bei den Göttern!«, entfuhr es Enris.
    »Ay, bei den Göttern. Mit denen hättest du um ein Haar Bekanntschaft gemacht. Zumindest mit dem Dunklen König.«
    Arcads Augen funkelten ihn im Licht der Flammen streng an.
    »Vielleicht sollte ich wieder vorangehen. Wir Elfen sehen im Dunkeln besser als ihr Temari.«
    »Vorangehen?«, rief Enris. »Wo denn? Der Weg endet hier!«
    »War es etwa doch nicht der Weg, der hinunter an den Strand führen sollte?«, fragte Themet.
    »Nein«, erwiderte Arcad, »ich bin mir ziemlich sicher, dass die Antara aus Hagonérin diesen Gang einst als Fluchttunnel angelegt haben.«
    Themet sah ihn verwirrt an.
    »Meine Verwandten aus Carn Taar«, ergänzte der Elf. »Enris, du hattest Recht.«
    Er setzte sich und fuhr mit seinem freien Arm über den Rand der Felskante.
    »Wirklich?«, fragte der junge Mann. »Aber das sieht hier ganz nach einer Sackgasse aus. Wahrscheinlich ist es doch nur eine natürliche Höhle, und der eigentliche Fluchttunnel befindet sich woanders.«
    »Es war eine Eigenart meiner Brüder und Schwestern aus Eilonds Reich, solchen Gängen den Anschein von natürlichen Höhlen zu verleihen. Das sollte diejenigen verwirren und täuschen, von denen diese Tunnel entweder aus Versehen entdeckt wurden oder die sie mit Absicht suchten. Vergiss nicht: Ein Geheimgang hat immer zwei

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