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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Geräusch ihrer Schritte das Einzige, was an Enris‘ Ohren drang. Er richtete seine Aufmerksamkeit darauf, während er den abschüssigen Weg entlanglief, tiefer und tiefer in den Fels unter der Burg hinein. Doch schon bald meldeten sich seine eigenen Gedanken immer lauter zu Wort.
    Wie war er nur in all das hineingeraten! Er flüchtete vor Wesen, von denen er bisher nur in Sagen und Legenden gehört hatte. Andostaan und die Menschen, die dort lebten, schwebten in großer Gefahr – vielleicht sogar ganz Runland!
    Er musste so schnell wie möglich aus diesen Höhlen heraus und in die Stadt zurück, um deren Bewohner zu warnen. Margon und Thaja waren tot. Sie hatten ihr Leben bei dem Unterfangen gelassen, Arcad, den Kindern und ihm zur Flucht zu verhelfen. Ranár hatte sie umgebracht. Ranár, dieser Dreckskerl!
    Ist mir herzlich egal, was du hinter deiner menschlichen Form bist , dachte er, während er in hilfloser Wut die Zähne aufeinander biss, ein Serephin, ein Dämon oder von mir aus auch ein Haufen Trollscheiße. Für mich bist du nichts weiter als ein dreckiger Mörder!
    Und was hilft dir dein Fluchen? höhnte eine weitere Stimme in seinem Geist. Ball die Fäuste, tritt gegen die Steine, erbrich deinen Ärger, bis du nur noch den Geschmack von Galle im Mund schmeckst, du änderst doch nichts daran, dass deine Freunde tot und kalt sind und es auch bleiben. Und schon gar nicht daran, dass Ranár immer noch lebt und dir mit einem Lachen das Genick bräche, wenn du in seine Nähe gerietest. Du bist jämmerlich. Ein schwächliches Tier, dessen einzige Verteidigung darin besteht, laut zu fauchen und zu knurren, wenn seine Verfolger es einkreisen.
    Enris‘ Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Er beugte sich im Gehen vornüber, ohne die Schritte zu verlangsamen. Ein leises Stöhnen entrang sich ihm, bevor er wieder hart die Kiefer aufeinander mahlte.
    Und wenn schon! s tieß er in Gedanken hervor. Besser zu knurren, als das Maul zu halten. Besser, wütend zu sein, als sich seinem Schicksal zu ergeben. Wenn meine Wut Ranár auch nicht verletzen kann, so hält sie mich wenigstens auf den Beinen.
    Keine Antwort erklang. Die bittere Stimme in ihm schwieg. Für eine Weile drang wieder ausschließlich das Geräusch von Schritten zu ihm durch.
    Ay, seine Wut trieb ihn an. Er brauchte sie. Ohne seine Wut würde der Schmerz um Margons und Thajas Tod über ihm zusammenschlagen und ihn fortreißen. Er würde sich hier auf dem Boden zusammenkauern und weinen, weinen, weinen, so lange, bis kein Gefühl mehr in ihm vorhanden wäre außer lähmender Erschöpfung. Das durfte er nicht. Nicht, solange sich Ranár und Sareth noch in unmittelbarer Nähe befanden. Nicht, solange niemand in Andostaan ahnte, in welcher Gefahr die Stadt schwebte.
    Enris hatte inzwischen längst das Gefühl dafür verloren, wie lange sie bereits schweigend durch den Fels liefen. Wie viel Zeit hatten sie überhaupt im Inneren des Quelors verbracht? Ob es bereits Abend war? Oder Nacht? Für einen Moment lief ihm ein eisiger Schreck den Rücken hinunter: Was, wenn Arcad sie zwar wieder nach Carn Taar gebracht hatte, aber in eine falsche Zeit? Was, wenn sie Tausende von Jahren in die Zukunft geschleudert worden waren, in eine Welt, auf der es schon lange keine Menschen und niemanden aus dem Alten Volk mehr gab?
    Kopfschüttelnd versuchte er, solche Überlegungen aus seinen Gedanken zu verbannen. Im Inneren des Quelors hatte er sich schon einmal von seiner Angst übermannen lassen. Er durfte jetzt nicht überschnappen. Die Vorstellung, dass vielleicht gerade in diesem Augenblick ein Serephin nach dem anderen durch das schwarze Portal in die Festung und damit nach Runland kam, war schon Schrecken erregend genug.
    Plötzlich verbreiterte sich der Gang vor ihm ein wenig. Die Wände zu seiner Rechten und Linken wichen mit jedem Schritt weiter zurück. Ihm schien, als würden sie in eine Art Trichter hinabsteigen. Enris hob die Fackel höher, um den Lichtkreis, den die Flammen verbreiteten, weiter auszudehnen und genauer zu erkennen, wohin der Weg sie führte. Da ertönte mit einem Mal ein lautes Schwirren. Eine dunkle Masse bewegte sich blitzartig an der Höhlendecke entlang auf sie zu.
    »Runter!«, rief Enris.
    Die beiden Jungen schrien auf. Arcad duckte sich, und auch Enris zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, ehe eine Schar Fledermäuse wie eine Wolke aus flatternden Häuten zwischen ihnen hindurchsauste. Er spürte, wie ihm mehrere der Tiere durch die

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