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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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ihn an einem Abschnitt aus Margons Leben hatte teilhaben lassen, als wäre er selbst dabei gewesen?
    Nein, das konnte er nicht. Vielleicht hätte der Magier ihm sogar geglaubt. Schließlich war er selbst jemand, der sich mit dem Wissen um die Verborgenen Dinge beschäftigte und mit Magie umging. Außerdem hatte Enris schon von Elfenmagiern aus den Alten Tagen gehört, die in der Lage gewesen waren, ihre Zuhörer in die von ihnen erzählten Geschichten so hineinzuschleudern, dass sie diese erlebten wie wirkliche Ereignisse. Aber wenn er Margon davon berichtete, dann wäre das ungefähr so, als würde er ihm mitteilen, wie er ihn beim Liebesspiel mit seiner Frau beobachtet hätte. Es war einfach zu persönlich. Enris entschied, für sich zu behalten, was er in jener Nacht vor seiner Abreise erlebt hatte.
    »Dieser Arcad war ein berühmter Harfenbauer«, fuhr Margon fort. »Aber seit Jahrzehnten hatte ihn niemand mehr gesehen. Es war, als wäre er vom Erdboden verschwunden gewesen. Umso eigenartiger finde ich, dass er nun nach all den Jahren wieder aufgetaucht ist und dann auch noch zwielichtiges Gesindel auf den Fersen hat.«
    Sie hatten inzwischen den Eingang zu dem Raum unterhalb der Plattform mit dem Leuchtfeuer erreicht. Die Wendeltreppe endete vor einer eisenbeschlagenen, nur angelehnten Tür. Margon klopfte kurz dagegen, eine reine Geste, nicht mehr, denn wer immer sich im Wachraum aufhielt, musste ihre Stimmen auf der Treppe längst gehört haben. Der Magier drückte die Handfläche gegen das Holz, sodass die Tür nach innen aufschwang.
    »Immer herein!«, begrüßte sie eine Stimme, die dem gedehnten Klang nach jemandem gehörte, der nicht mehr völlig nüchtern zu sein schien.
    Enris spähte hinter Margon, der als Erster durch die Tür trat, in die Stube. Sie war klein, und die Decke hing so tief, dass ein hochgewachsener Mann darin gerade noch aufrecht stehen konnte. Im Kamin brannte ein Feuer. Unter dem Fenster an der Wand gegenüber dem Eingang stand ein Tisch mit einem Dreynbrett, an dem zwei Wachleute saßen.
    »Ich dachte, Ihr wärt schon längst schlafen gegangen«, sagte der Mann, der sie begrüßt hatte und nun zu ihnen hinüberblickte. Er hatte wohl etwa vierzig Winter erlebt und trug die dunkelbraune Lederrüstung der Wache mit dem Wappen der Stadt, einem Fischerboot vor dem Hintergrund der Steilklippe mit Carn Taars Mauern. Sein ergrauendes Haar fiel in dichten Strähnen auf seine Schultern, aber er besaß bereits die hohe Stirn von jemandem, dem in nicht allzu ferner Zeit die Haare völlig ausgehen würden.
    »Keine Ruhe für die Bösen!«, brummte Margon. Der Wachmann, der ihn angesprochen hatte, lachte rau. Sein Kamerad hatte nur kurz aufgeblickt und starrte inzwischen wieder auf das Dreynbrett. Er sah um einiges jünger als sein Gegenüber aus und trug ebenfalls eine Lederrüstung. Ohne die beiden Männer anzusprechen, die das Turmzimmer betreten hatten, rieb er sich ausgiebig das breite, vorstehende Kinn, dann setzte er einen der schwarzen Spielsteine, die vor ihm neben dem Brett lagen.
    »Enris, ich will dir Nivas und Pezarin vorstellen«, sagte Margon. »Die beiden sind eigentlich Fischer, aber alle paar Monate haben sie in Carn Taar Dienstpflicht. Enris arbeitet im Hafen. Vielleicht habt ihr ihn schon mal gesehen.«
    »Ich bin Nivas«, stellte sich der der Langhaarige vor und grinste Enris aufgeräumt an. Der andere warf einen kurzen Blick zu dem Magier und seinem Begleiter hinüber, zwängte ein »Hallo!« über die Lippen und blickte dann wieder auf das Muster, das die Figuren auf dem Brett bildeten.
    »Du bist dran«, brummte er.
    »Seid gegrüßt«, sagte Enris seinerseits. Er stand neben Margon in der Mitte des Zimmers und sah sich um. Neben den beiden Wachleuten führte eine hölzerne Leiter in den obersten Raum des Turmes hinauf, aus dem ein helles Licht herabstrahlte. Dort musste sich das Leuchtfeuer befinden. Auf dem Steinboden stand zwischen zwei Bechern ein bauchiger Tonkrug, nach dem Nivas sich gerade beugte.
    »Ich habe doch heute Nachmittag noch Valgat in der Festung gesehen«, meinte Margon. »Hätte er nicht diese Nacht Dienst?«
    »Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm tauschen würde«, antwortete Nivas. »Will einer von euch vielleicht einen Schluck Wein? Es ist so verdammt kalt, dass man sich von innen wärmen muss. Von außen hilft das armselige Feuer kein Stück, und diese unbequeme Rüstung wärmt auch nicht besonders. Ist schließlich nur Leder.«
    »Mensch, quassel

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