Runlandsaga - Sturm der Serephin
will.«
»Vielleicht möchte er sich verstecken«, schlug Enris vor. »Könnte doch sein, dass ihm irgendjemand von den Kerlen erzählt hat, die hinter ihm her sind.«
Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Aufregung. »Oder er sucht ebenfalls nach einer Verbindung zwischen der Festung und den Höhlen am Strand – um aus der Burg zu verschwinden, ohne eine Spur für seine Verfolger zu hinterlassen!«
»Der Grund spielt keine Rolle«, erwiderte Margon, »wir folgten ihm.«
Er bückte sich, ergriff den am Rand der Falltür befestigten Eisenring mit beiden Händen und zog. Die Scharniere quietschten laut, als beschwerten sie sich darüber, in ihrer rostigen Ruhe gestört zu werden. Margon zog weiter. Schließlich hob sich das Holz. Enris trat neben den Magier. Gemeinsam öffneten sie die Klappe zum Keller.
In dem Loch herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Eine hölzerne Leiter, die innen an der steinernen Einfassung befestigt war, führte kerzengerade in die Tiefe, doch ihr Ende war nicht zu erkennen.
Thaja drehte sich um. Ihr Blick glitt suchend über ein Regal, dann trat sie davor und ergriff zwei Fackeln und eine Holzschachtel. Sie öffnete sie und entnahm daraus einige dünne Hölzchen.
»Was ist das?«, fragte Enris.
»Eine neue Erfindung aus dem Süden«, erwiderte Thaja. »Händler haben sie im letzten Sommer mitgebracht.«
Margon lächelte. »Kommen nicht alle neuen Erfindungen aus den Südprovinzen?«
Seine Frau lächelte zurück.
»Meinen könnte man es.«
Sie hielt Enris eines der Hölzchen hin. Er erkannte eine dunkle Verdickung wie Harz an einem Ende.
»Diese Dinger nennt man Zunderhölzchen«, verriet sie. »Der Kopf ist mit einer Paste bestrichen, die sich entzündet, wenn man sie stark an etwas Rauem reibt. Damit lässt sich schneller und einfacher ein Feuer machen als mit den alten Zunderbüchsen.«
Enris nahm das Hölzchen, bückte sich und fuhr mit dem verdickten Ende über den Steinfußboden. Zischend flammte es auf.
»Bei den Göttern, das ist ja großartig!«, rief er aus. Seine Begeisterung war unüberhörbar. Er hatte Feuer in der Hand, die Macht von Wärme und Licht, und alles, was man benötigte, um die Flamme zu entfachen, war eines dieser Hölzchen!
»Besonders nützlich sind sie«, sagte Thaja, »wenn du im Freien schnell ein Feuer anbekommen musst, auch wenn es windig oder regnerisch ist.«
Enris hielt das brennende Zunderhölzchen an die beiden Fackeln, die Thaja ihm entgegenstreckte. Sofort erhellte sich der Raum. Die Heilerin reichte Margon eine der beiden Fackeln und behielt die andere.
Margon trat vorsichtig auf die Leiter, die in den Keller hinabführte.
Mit der linken Hand hielt er sich an den Sprossen fest, während er mit der Rechten seine Fackel so weit wie möglich vom Körper fernhielt. Immer noch war der Boden nicht zu erkennen.
»Wartet erst einmal, bis ich unten angekommen bin«, sagte er.
Thaja nickte wortlos.
Stufe für Stufe stieg der Magier die Leiter hinab. Schließlich ließ der Schein seiner Fackel blanken, grauen Steinboden erkennen. Er trat von der Leiter zurück und blickte nach oben zu Thaja und Enris, die sich über den Eingang beugten.
»Gut, kommt jetzt nach!«, rief er.
Die Heilerin sah Enris an. Er ließ ihr mit einer Handbewegung den Vortritt. Während sie hinabstieg, trat Margon ein paar Schritte in den dunklen Raum, um sich umzublicken.
Mehrere breite Säulen warfen lange Schatten über die Wände des Kellers, als er mit ausgestrecktem Arm die Fackel anhob, um so viel wie möglich zu erkennen. Er selbst war noch nie hier unten gewesen. Ihre eigenen Lebensmittelvorräte hatten Thaja und er immer in der Nadel gelagert, in einem der Zimmer unterhalb ihres Wohnraums.
Doch er wusste aus den Erzählungen der Wachleute, dass man den Keller, der unmittelbar unter dem Eingangsraum zu diesem Turm angelegt worden war, prall mit Vorräten angefüllt hatte. Das war nicht untertrieben, wie er nun feststellte. Kisten um Kisten mit Äpfeln und Zwiebeln sowie mehrere mit Kartoffeln gefüllte Säcke standen nebeneinander. Sogar ein verstaubtes Weinregal säumte eine der Längswände. Dem Glänzen nach zu urteilen, das an mehreren Stellen der einzelnen Fächer aufblitzte, als der Schein der Fackel darauf fiel, lagen in einigen von ihnen tatsächlich Flaschen.
Margon fragte sich, welcher Wachhauptmann aus vergangenen Tagen hier wohl Weinvorräte angelegt hatte. Der nunmehrige konnte bestimmt nicht dafür verantwortlich sein. Corrya verabscheute
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