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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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helfen.«
    Pándaros hatte indessen den Kopf der Treppe erreicht und drehte sich zu den beiden um. »Ich brauche deine Hilfe nicht, Nasca!« Er hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Entfernung in seinen Ohren hallen, als erklänge sie vom anderen Ende des Ganges. Schweiß rann ihm kalt den Rücken hinab. Er musste sich unbedingt hinsetzen. »Bevor ich gestern zusammenbrach, hatte ich eine Vision. Die Götter haben mir zugetragen, dass Ranár unsere Hilfe braucht, und zwar so schnell wie möglich. Ich kannte ihn seit dem ersten Tag, als er nach T´lar kam, und ich werde ihn nicht im Stich lassen.«
    »Unsinn«, widersprach Nasca. »Der Malrastrank hat dir nur einen Spiegel deiner Ängste vorgehalten. Du hast nichts anderes gesehen und gehört als die Sorge um deinen verschwundenen Freund«
    »Vielleicht hast du recht«, gab Pándaros zu. »Aber es spielt keine Rolle, ob das, was ich gesehen habe, von den Göttern oder den Malrasbeeren stammte. Nur eines ist wichtig: Ich suche Ranár.«
    Ohne auf eine weitere Erwiderung zu warten, drehte er sich um und schritt auf die Tür seines Zimmers zu. Als er sie öffnete, schlüpfte Deneb hinter ihm hindurch.
    Der Raum, den man Pándaros zugeteilt hatte, war nicht viel geräumiger als der eines Novizen. Als Bendíras´ Schreiber und damit Mitglied der Ordensleitung hätte der Priester ein doppelt so großes Zimmer für sich verlangen können, aber er war nie ein Mensch gewesen, der viel Platz gebraucht hatte.
    »Wo hast du Nasca gelassen?«, fragte Pándaros.
    Der Archivar sah schnell über seine Schulter zurück, als erwartete er, dass jemand hinter ihm stünde. »Er ist fortgegangen. Bestimmt wird er Verstärkung holen, um dich in den Krankentrakt zu bringen. Nasca hat da keine Hemmungen. Er hat auch schon verwirrte Kranke in ihren Betten festbinden lassen, damit sie sich nicht verletzten.«
    »Dann muss ich mich beeilen.« Pándaros trat an sein Bett. Auf der Decke lag neben der schmutzigen Robe, in der er das Yarnspiel bestritten hatte, der Rucksack, mit dem er am Tag zuvor in die Stadt gegangen war. Nachdenklich blickte er das abgewetzte alte Ding an. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich den noch einmal für eine Reise brauchen würde«, sagte er wie zu sich selbst.
    Er setzte sich wieder in Bewegung und griff sich ein paar Hemden aus dem geöffneten Schrank. »Am besten verschwinde ich auf dem gleichen Weg, auf dem auch gestern Nacht eingebrochen wurde – durch die Küche.«
    Deneb starrte den Priester an, als würde er ihn nicht mehr wiedererkennen. »Es ist wirklich dein Ernst, oder? Du willst Ranár wirklich suchen gehen?«
    Pándaros hatte begonnen, Kleidungsstücke in den alten Rucksack zu stopfen. Er hielt nicht dabei inne. »In meiner Vision rief er um Hilfe. Er ist mein Freund. Würde ich mich nicht aufmachen, ihn zu suchen, was für ein Priester wäre ich? Wozu wäre unser Orden dann überhaupt gut? Um alte Bücher abzuschreiben und für die Städter die immer gleichen Rituale abzuhalten?«
    Seit er Nasca von sich gestoßen hatte, war sein Herzrasen immer stärker geworden. Er befürchtete, im nächsten Moment umzukippen, daher setzte er sich vorsichtig neben seinem halbvollen Rucksack auf das Bett und schloss die Augen. Es war ihm bewusst, dass er sich in seinem Zustand nicht aufregen durfte, aber das fiel ihm nicht leicht. Er musste zusehen, dass er fort kam, bevor der Heiler mit ein paar Helfern anrückte, um ihn in den Krankentrakt zu verfrachten, wo sie ihn dazu zwingen würden, die nächsten Tage das Bett zu hüten.
    Lichtblitze drehten sich vor ihm in der Dunkelheit. Selbst im Sitzen hatte er das Gefühl, sich auf der Drehscheibe eines Töpfers zu befinden, die in vollem Schwung war. Er hörte, wie der Priester neben ihm an dem Rucksack herumnestelte, hielt aber weiter die Lider geschlossen. »Was machst du denn?«
    »Ich helfe dir beim Packen«, vernahm er Deneb. »Wenn wir Nasca nicht über den Weg laufen wollen, dann müssen wir uns beeilen.«
    Verdutzt öffnete Pándaros nun doch die Augen und blickte den Archivar an. » Wir? «
    »Ay, wir!« Für den Moment hatte Denebs Stimme ihren schüchternen Klang verloren. »Wenn du dich tatsächlich auf die Suche nach Ranár machen willst, komme ich mit.«
    Pándaros setzte zu einer Erwiderung an, aber der Archivar hob sofort eine Hand. »Und versuch erst gar nicht, mir das auszureden! Die Zeit hast du nicht. Wir wissen beide, dass du Schwierigkeiten bekommen wirst, wenn du dich unerlaubt aus dem Orden

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