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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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so dass er zügig vorankam.
    Unvermittelt wuchsen die Bäume weiter und weiter auseinander, bis sie schließlich hinter ihm zurückblieben, während der Waldboden abflachte. Enris bemerkte erleichtert, dass er endlich den Hügel erklommen hatte. Doch auf der anderen Seite ging es nur kurz bergab. Vor ihm erstreckte sich eine von vereinzeltem Gebüsch durchsetzte Heidelandschaft. In der Ferne begrenzten schroffe Felsen die Hochebene.
    Enris’ Augen suchten den Nachthimmel ab, um anhand der Sterne einen groben Weg nach Nordwesten festlegen zu können, die Richtung, in der er die entgegengesetzte Küste und das Piratenversteck zu finden hoffte. Er war so darin vertieft, den Nordstern zu suchen, dass es einen Moment dauerte, bis ihm der Mond auffiel, der inzwischen frei von Wolken wie eine runde Silbermünze über der Insel hing.
    Mit klopfendem Herzen rechnete Enris nach. Konnte es wirklich sein, dass ...? Ay, es war nicht zu leugnen. Entweder morgen oder übermorgen war Vollmond. Vielleicht sollte er doch wieder umkehren. Wer konnte schon sagen, wie genau sich die Verwandlung einer Wolfsfrau nach dem Mond richtete. Vielleicht war es bereits heute Nacht an der Zeit. Womöglich brauchte Neria Hilfe, um von Bord zu kommen, ohne von jemandem in Panik angegriffen zu werden oder selbst andere zu verletzen!
    Unschlüssig blickte er zurück, als erwartete er aus der Richtung des Waldes und der Bucht erschrockene Schreie und Wolfsgeheul zu vernehmen. Doch nichts war zu hören, nur das Rauschen des Windes in den Fichtenzweigen und die einsamen Rufe mehrerer Käuzchen.
    Wenn sie sich jetzt verwandelte, konnte er ohnehin nichts tun. Er hatte ein gutes Drittel seines Weges zurückgelegt. Bis er wieder zurück bei der Suvare sein würde, konnte es schon zu spät sein.
    Erneut setzte er sich in Bewegung und stapfte weiter voran durch das Heidekraut, doch seine grüblerischen Gedanken, die immer wieder zu Neria zurückfanden, straften seine entschlossenen Schritte Lügen.
    Bald zerrte die Müdigkeit immer stärker an seinen Füßen, die inzwischen vom Tau völlig durchnässt waren. Am liebsten hätte er sich hingelegt, um sich für eine halbe Stunde auszuruhen, doch er wagte es nicht, eine Pause zu machen. Zu groß war seine Sorge, er könne einschlafen und nicht vor dem nächsten Morgen wieder aufwachen. Zudem wurde er allmählich durstig. Jetzt verfluchte er seinen Leichtsinn, mit dem er sich aus gekränktem Stolz völlig unvorbereitet und ohne jegliche Ausrüstung in dieses Unternehmen gestürzt hatte. Immer wenn er den Kopf hob und seinen Blick in die Ferne schweifen ließ, schien der dunkle Felsenzug vor ihm noch genauso weit entfernt wie beim letzten Mal.
    Es war zum Verrücktwerden! Hatte er sich bei seinem Blick auf die Karte der Insel etwa so sehr vertan? War Irteca viel größer als er vermutet hatte?
    Wenn es so war, dann konnte er jetzt ebenso wenig etwas dagegen tun, wie Neria beistehen, falls sie sich heute Nacht in einen Wolf verwandelte und Schwierigkeiten mit Suvares Männern bekam. Egal wie lange es auch dauern mochte, bis er die Küste erreicht hatte, für den Weg zurück würde er inzwischen länger brauchen. Also weiter voran, Schritt um Schritt um Schritt.
    Er hatte schon über einige Zeit hinweg nur auf das Gras am Boden und seine vorwärts stapfenden Stiefel gestarrt, so dass er überrascht verharrte, als er nach längerer Zeit wieder einmal den Blick hob.
    Der Mond war bereits wieder im Sinken begriffen. Enris’ Ziel, die Klippen, von denen die Hochebene eingegrenzt wurde, ragten inzwischen so nah vor ihm auf, dass er damit rechnete, jeden Augenblick dahinter das Meer sehen zu können. Wie viele Stunden hatte seine Wanderung gedauert? Die Morgendämmerung konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Die kurze Atempause machte ihm deutlich, wie erschöpft er bereits war. Schweiß trocknete in der kalten Nachtluft auf seiner Stirn. Aufseufzend wanderte er weiter, doch mit neuer Hoffnung, noch vor Tagesanbruch etwas entdeckt zu haben, das die Anstrengungen seines ermüdenden Marsches rechtfertigte.
    Dieser Wunsch wurde ihm schneller als erwartet erfüllt. Er hatte kaum die ersten Ausläufer der Klippen erreicht, in deren Schatten sich das Heidekraut zurückzog und blanker Felsboden auftauchte, als ihm in der Ferne mehrere Lichter auffielen. Er blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Volltreffer! Das waren die Feuer irgendeiner menschlichen Behausung. Zwischen den Felszacken schimmerte matt das Meer im

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