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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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dem Erreichen des Grenzflusses zu verlassen. Das ungewöhnlich heiße Wetter, über das sich inzwischen selbst die Hartgesottensten unter ihren Reisegefährten beklagten, machte ihm zu schaffen. Er fühlte sich noch immer angeschlagen von den Folgen seines körperlichen Zusammenbruchs während des Yarnspiels und war froh, einen Platz zu haben, an dem er sich so gut es eben ging ausruhen konnte. Außerdem fehlte ihm die jahrelange gewohnte Umgebung der Ordensgebäude, die gleichmäßigen Bahnen, in denen jeder Tag seines bisherigen Lebens verlaufen war. Die elf Wagen mit Begleitschutz waren wenigstens ein annähernder Ersatz, eine überschaubare Welt im Kleinen wie T’lar. Doch auf Denebs wiederholtes Drängen hin erklärte er sich schließlich bereit, mit ihm Aphnat zu besuchen und sich ein wenig in der Stadt umzusehen.
    Ihm fiel nicht zum ersten Mal auf, dass ihre Reise dem kleinen Archivar trotz all der Unbequemlichkeiten sichtlich Vergnügen bereitete. Sein blasses Kindergesicht leuchtete bei jedem Gebäude, das er aus einem der unzähligen Texte in der Schriftensammlung wiedererkannte, mehr auf. Pándaros hatte seine liebe Mühe, ihn rechtzeitig wieder durch das Stadttor zu bugsieren, damit ihnen ihre Reisemöglichkeit nicht vor der Nase davonfuhr.
    In den folgenden Tagen wandte sich der Wagenzug direkt nach Norden, immer entlang der alten Handelsstraße, die von Aphnat zu Masgaaths früherer Hauptstadt führte.
    »Ich bin schon so gespannt, Tillérna zu sehen!«, verkündete Deneb eines ums andere Mal, während ihr Wagen als Vorletzter in der langen Reihe über die staubige Straße rumpelte und zu beiden Seiten Masgaaths Apfelhaine an ihnen vorbeizogen.
    »Vergiss nicht, weshalb wir dorthin wollen!«, ermahnte ihn Pándaros. »Wenn wir die Ruinenstadt erreicht haben, wird es Ernst. Dort können wir nicht so unbefangen herumlaufen wie über den Marktplatz von Aphnat.«
    »Das weiß ich selbst!«, gab Deneb beleidigt zurück. »Aber du musst zugeben, dass es unheimlich aufregend ist, die Heimat eines der Gründer unseres Ordens einmal selbst sehen zu können, anstatt immer nur darüber zu lesen.«
    Pándaros lehnte sich zurück, atmete tief durch und schloss die Augen. Eigentlich hatte Deneb recht. Natürlich war es aufregend, mit jedem Tag Tillérna näher zu kommen. Elorgin, einer der drei Gründer von T’lar, hatte in den Aufzeichnungen seiner Lebensgeschichte die frühere Hauptstadt oft erwähnt. Was über Masgaaths früheste Geschichte bekannt war, stammte zu einem großen Teil von ihm. Pándaros ertappte sich dabei, dass er sich selbst neugierig fragte, ob er anhand der Überreste der alten Gebäude wohl die Stadt wiedererkennen würde, die in dem großen Krieg am Ende der Alten Tage von Noduns Armee verwüstet und nie wieder aufgebaut worden war. Doch noch mehr plagte ihn die Frage, ob sie mit dem Handelszug wohl schneller vorankämen als Gersan und Halkat, die ihnen bei ihrer Abreise aus Sol um mindestens einen halben Tag voraus gewesen waren.
    Sie hatten bereits fünf Tage unter den Kaufleuten zugebracht, als der Anführer des Begleitschutzes an jedem der Wagen vorbeiritt, um den Händlern zuzurufen, dass sie den Grenzfluss erreicht hätten. Gleich darauf konnten sie den Lilin sehen, ein breites, ruhig dahinfließendes Band, von der hoch stehenden Sonne beschienen und gleißend wie eine Straße aus schimmerndem Gold.
    »Ist er nicht wunderschön?«, murmelte Deneb kaum hörbar. Seine Stimme bebte vor Ehrfurcht. »Ich habe gelesen, dass er in den Meran Ewlen entspringt. Mehrere Gebirgsflüsse finden etwas nördlich von Incrast zusammen. Von da an fließt er als Lilin weiter, trennt Haldor und Masgaath, durchquert Delorn und ergießt sich bei Lilinsat ins Meer. Ich wünschte, ich könnte ihm bis zu seinen Quellen folgen. Ich habe noch nie die Blauen Berge gesehen.«
    Für einen kurzen Moment war der Grund ihrer Reise in den Hintergrund gerückt. Erst die lauten Rufe der Händler, die ihre Pferde zum Halten brachten, um einen Wagen nach dem anderen auf die schmale Steinbrücke über den Fluss zu führen, erinnerten die beiden wieder daran, dass ein weiterer Abschnitt ihrer Reise vorbei war.
    Sie verabschiedeten sich von den Kaufleuten und sahen ihnen noch eine Weile zu, bis alle Wagen auf der anderen Seite des Grenzflusses angekommen und in einer Wolke aus Staub verschwunden waren, immer dem Lilin in nördlicher Richtung entlang. Dann schulterten sie ihre Rucksäcke und wandten sich über das

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