Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
seinen kleinen, flinken Schweinsaugen wanderte die erste Zuschauerreihe entlang. »Wie ihr euch sicher erinnert, konnte unser geschätzter Anführer Ranár damals leider nicht bei uns sein. Es war ihm nicht möglich, den Orden zu verlassen. Doch in Gedanken war er hier, bei jedem von uns.«
    »Gepriesen sei er!«, stieß der Mann neben Pándaros mit heiserer Stimme so laut hervor, dass der Priester zusammenzuckte. Weitere zustimmende Rufe ertönten von den Rängen.
    Halkat hob beschwichtigend die Hände. »Ay, gepriesen sei er, Brüder! Für alle Zeiten werden wir ihn verehren, der er als Erster mit den Feuerschlangen sprach und ihre Botschaft von der Erneuerung unserer Welt verbreitete.«
    »Die Erneuerung!«, schrie ein anderer von einer der höher gelegenen Zuschauerreihen herab. »Möge die Erneuerung bald nahen!«
    Wieder folgten beifällige Ausrufe wie Echos. Pándaros wurde klar, dass er sich inmitten eines fiebrigen Mobs befand, der sich von Moment zu Moment mehr aufheizte.
    Mach dir nichts vor, dachte er verzweifelt. Wenn die herausfinden, dass du nicht zu ihnen gehörst, reißen sie dich ohne zu zögern in Stücke.
    »So sei es!«, donnerte Halkat. Seine Stimme hallte die steinernen Ränge der Arena empor, die inzwischen nur noch von den zuckenden Flammen der Fackeln erhellt wurden. »Ein läuternder Sturm aus Feuer wird über diese Welt hinwegfegen und alles verbrennen, was unrein und verdorben ist. So haben es die Feuerschlangen unserem Herrn Ranár verkündet! Nur wir, die Reinen, wir, die Erwählten, werden verschont bleiben, um eine neue Welt aus der Asche der Alten zu errichten, eine bessere Welt, unverdorben und makellos.«
    »So sei es!«, schrien ihm ein gutes Dutzend seiner Zuhörer entgegen. Pándaros stimmte in die Zwischenrufe mit ein, um nicht aufzufallen. Hoffentlich hatte Deneb alles verstanden, was er zu tun hatte!
    Der Sprecher der Flammenzungen war inzwischen auf Pándaros´ Seite der Bühne angelangt. Er war dem Priester so nahe, dass dieser die kleinen Schweißperlen sehen konnte, die auf Halkats Stirn dicht unter dem Ansatz seiner kurzgeschorenen, stoppeligen Haare glänzten.
    »Auch heute bedauert Ranár es, nicht hier sein zu können«, sprach er weiter. Seine Augen funkelten Pándaros kurz an, bevor er auf dem Absatz kehrt machte, um während seiner Rede die Bühne in die entgegengesetzte Richtung abzugehen. »Die Feuerschlangen haben ihn zu sich nach Felgar gerufen, in die Festung Carn Taar.«
    Halkats Worte trafen Pándaros wie einen Blitzschlag. Endlich! Das war der Hinweis, nach dem er so lange gesucht hatte. Jetzt wusste er, wo er seinen verschwundenen Freund suchen sollte. Aber was hatte Ranár mit diesen Verrückten zu schaffen, die seinen Namen brüllten und ihn wie einen Gott verehrten? War das wirklich noch derselbe Mann, den er bisher als seinen Freund und Bruder betrachtet hatte?
    Hilf mir, Pándaros!
    Sie lässt mich entsetzliche Dinge tun – und ich kann es nicht verhindern!
    »Doch ich kann euch verkünden, dass wir Ranár heute Nacht noch sprechen werden, meine Brüder«, rief Halkat. »Denn wir haben eine erfreuliche Nachricht für ihn und für unsere Herren.«
    Er hob den Kopf und blickte zum Bühnenausgang auf der Seite, die Pándaros gegenüber lag. Gespannt beugte sich der Priester vor, um genauer sehen zu können, wer nun die Arena betrat.
    Zwei Gestalten erschienen, die eine dritte eng zwischen sich führten. Im Gegensatz zu den restlichen Flammenzungen leuchteten die Roben der beiden in einem blutigen Rot. Der Mann in ihrer Mitte war barhäuptig und in einen zerrissenen Morgenrock gekleidet, der einstmals ebenfalls rot gewesen sein mochte, inzwischen aber so voller Dreck starrte, dass seine ursprüngliche Farbe im Licht der Fackeln nur noch geraten werden konnte. Doch es waren die langen, blonden Haare, an denen Pándaros Gersan erkannte. Wirr hingen sie ihm ins Gesicht. Die Hände waren ihm auf dem Rücken gebunden, und man hatte ihn mit einem Fetzen Stoff geknebelt. Seine Augen rollten wild unter den hängenden Lidern hin und her. Er versuchte, rückwärts aus der Umklammerung der rotgewandeten Flammenzungen auszubrechen, doch vergeblich. Die beiden hielten ihn eisern fest.
    »Brüder!«, übertönte Halkats harte Stimme das Geschrei auf den Rängen. »Großen Lohn können sich diejenigen erhoffen, die alle Wünsche der Feuerschlangen getreulich erfüllen.« Seine Hand schnellte vor und deutete anklagend auf den gefesselten Mann neben ihm. »Aber ebenso

Weitere Kostenlose Bücher