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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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groß sind die Strafen, die jene erwarten, die versagen. Unserem Bruder Gersan war es zugefallen, zusammen mit mir die Stimme der Feuerschlangen zu sein, ihr Wort zu verkünden und im Geheimen ihr Kommen zu unterstützen. Doch wegen seiner Schlampigkeit und seiner Fehler wurde der Orden von T´lar auf uns aufmerksam. Ihm haben meine Brüder aus Sol es zu verdanken, dass sie die Stadt verlassen mussten, die uns noch lange als Hauptsitz unseres geheimen Bundes hätte dienen können. Dafür soll er nun seinen Lohn erhalten ...«
    Ein böses Lächeln huschte für einen kurzen Augenblick über sein Gesicht. »... und ein letztes Mal den Feuerschlangen dienen, derer er sich als unwürdig erwies!«
    »Ein Opfer!«, schrie eine Stimme von den oberen Rängen, während Gersan vergeblich darum kämpfte, seinen Knebel loszuwerden.
    »Ay, ein Opfer für die Feuerschlangen!«, ertönte es um Pándaros. Der Priester ahnte, weshalb der Gefangene daran gehindert werden sollte, zu sprechen. Seine Geschichte hätte sich bestimmt anders angehört als jene, die sie eben vernommen hatten. Halkat hatte anscheinend ihrer beider Flucht aus Sol als willkommenen Anlass genommen, den Machtkampf zwischen Gersan und ihm zu seinen Gunsten zu entscheiden.
    »Bereitet ihn für das Ritual vor«, wies Halkat die beiden Bewacher an. Sie gehorchten sofort. Unter dem Gejohle der Menge wurde Gersan unter das Gerüst in der Mitte der Bühne geschleppt. Mit schnellen und sicheren Handgriffen, als ob sie dies nicht zum ersten Mal täten, lösten die rotgewandeten Flammenzungen die Fesseln ihres Gefangenen und hielten seine Arme fest. Eine dritte Gestalt in einer der unscheinbaren Roben wie sie auch alle anderen trugen, kam aus dem hinteren Bereich der Bühne herangeeilt. Sie steckte Gersans Hände in die von dem Gestänge herabhängenden Lederfesseln und zurrte sie fest. Pándaros bemerkte mit wachsender Bestürzung, dass ihr Opfer aufgehört hatte, sich zu wehren. Nach allem, was Gersan mit ihm angestellt hatte, besaß er wahrhaftig keinen Grund, ihn zu mögen. Aber tatenlos zusehen zu müssen, wie dieser vor seinen Augen abgeschlachtet wurde ...
    Ihr Götter, ich flehe euch an, lasst irgendetwas geschehen, dass dieser Alptraum aufhört!
    Wenn jedoch das, was gerade vor seinen Augen geschah, ein Traum war, dann gab es daraus kein Erwachen. Das grausige Theaterstück, dem er beiwohnte, wurde erbarmungslos weitergespielt.
    Die beiden Schergen, von denen Gersan auf die Bühne geführt worden war, hatten nun das Gerüst bestiegen. Sie hoben die Eisenstange gleichzeitig an und setzten sie in einer etwas höher gelegeneren Halterung ab, so dass Gersan nun mit ausgestreckten Armen knapp über dem Boden hing. Der dritte Mann lüftete den Saum seiner Robe und schob mit seinem Stiefel das flache Kohlebecken unter den Gehängten. Während die beiden anderen das Gerüst wieder verließen und sich an den Rand der Bühne stellten, griff er in einen Beutel an seinem Gürtel und warf mit einer fließenden Handbewegung etwas auf die Glut. Es musste Räucherharz sein, wie Pándaros vermutete, denn sofort stieg dichter, beißender Rauch über dem Kohlebecken auf. Ein angenehmer Duft zog über die Bühne. Gerade dieser Wohlgeruch ließ in den Augen des Priesters das Geschehen an jenem Ort voll Wahnsinn und Gefahr nur noch verrückter erscheinen.
    Halkat trat vor den aufgehängten Gefangenen. Jener eigentümliche Dolch mit der pechschwarzen Klinge, der Pándaros bereits in Gersans Haus aufgefallen war, blitzte in seiner Hand auf. Er stieß die Waffe senkrecht über sich in die Luft und warf den Kopf zurück. »Ein Opfer für die Feuerschlangen!«, schrie er heiser.
    »Ein Opfer für die Feuerschlangen!«, kreischten die Anwesenden begeistert. Einige hatten sich von ihren Plätzen erhoben und wiegten sich verzückt im Stehen hin und her. Anderen waren die Kapuzen in die Nacken gerutscht, so dass ihre Gesichter vom Licht der Fackeln beschienen wurden. Pándaros sah Männer jeden Alters, sogar zwei Frauen meinte er auf einem der ihm gegenüberliegenden Ränge zu entdecken. Unter ihren Roben verbargen die Flammenzungen keine wilden Tiere. Er saß nicht inmitten einer Horde blutgieriger Bergtrolle. Die Gesichter, die sich ihm zeigten, waren die von gut genährten Vertretern der gehobenen Klasse – Handwerksmeister, Händler, Ratsherren, Adelige, mit sauber rasiertem Kinn und gepflegtem Haar. Alles normale Menschen, wie er sie in Sol zu den hohen Festen im Tempel gesehen hatte. Und

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