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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Seite und zog eine Schriftrolle heraus. Er trat vor das Gerüst und hielt sie Gersans baumelnder Leiche vors Gesicht.
    »Wir sind eure ergebenen Diener, ihr Herren der Schöpfung! Wie ihr es befahlt, haben wir uns hier in Tillérna versammelt. Wir mussten leider sehr überstürzt aus Sol verschwinden, aber zum Glück besaß ich noch den Blutdolch, den mir Ranár gab, um euch rufen zu können.«
    »Habt ihr Temari getan, was euch befohlen wurde?«, unterbrach die Stimme Halkats Redefluss.
    »Ay, wir waren erfolgreich! Der Priester entkam uns wieder, deshalb mussten wir uns den Text über die Ankunft unserer Rasse in Runland selbst verschaffen. Die Schrift von Anaria ist in unseren Händen.«
    »Endlich!«, ertönte die verzerrte Stimme aus den Tiefen von Gersans Mund. »Lies sie uns vor. Jetzt!«
    »Eure Wünsche sollen erfüllt werden, noch bevor ihr Klang verhallt!« Halkat rollte das Schriftstück auf und begann mit zusammengekniffenen Augen zu lesen.
    »Dies ist der Bericht von Anaria aus Caar über die Ankunft unseres Volkes im Regenbogental. Nach den Schriften der Endarin begab es sich ...«
    »Schluss mit dem Geschwätz!«, fuhr ihm die Stimme barsch ins Wort. »Wir haben schon genug Zeit vergeudet. Sag uns, wo die Wächterdrachen zu finden sind. Jetzt!«
    Halkat verstummte sofort und suchte fieberhaft nach der gewünschten Stelle. Pándaros, immer noch kniend, hob aufmerksam den Kopf. Darum ging es also! Die Wächterdrachen ... das kam ihm bekannt vor. Irgendwann musste er diese alte Sage schon einmal gelesen haben. Was auch immer die Flammenzungen mit jenem Wissen anstellen wollten, sie sollten es nicht erhalten! Seine Muskeln spannten sich an. Es wurde Zeit, Deneb das vereinbarte Zeichen zu geben. Er rollte Spucke in seinem völlig trockenem Mund zusammen. Wenn ihm jetzt nur nicht die Stimme versagte!

20
    Es war soweit.
    Sie konnte es beim besten Willen nicht mehr länger unterdrücken.
    Schweißüberströmt krümmte sich Neria zusammen. Beinahe wäre sie von der Koje, auf der sie saß, herunter und auf den Boden der Khorskajüte gefallen. Ein lautes Stöhnen entkam ihrem Mund. Suvare, die sich über die Karte von Irteca gebeugt hatte, blickte auf und musterte sie besorgt.
    »Es geht los!«, keuchte Neria angestrengt.
    »Heute Nacht schon?«, rief Suvare. »Ich dachte, Vollmond wäre erst morgen.« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sie bemerkte, dass sie wegen des bedeckten Himmels schon seit mehreren Tagen keinen Mond mehr gesehen hatte.
    »Glaub mir, es fängt an! Ich kenne die Zeichen. Die Schmerzen sind wie die bei der Monatsblutung, nur viel schlimmer.«
    Ein neuer Krampf schüttelte sie so heftig, dass ihr die schwarzen Haare wie ein Vorhang vors Gesicht fielen. Diesmal rutschte sie tatsächlich vom Rand der Koje und polterte auf die Deckplanken. Suvare sprang Neria entgegen, um ihr aufzuhelfen, doch die Voronfrau wandte ihr ruckartig den Kopf zu und funkelte sie so bedrohlich aus ihren rotglühenden Augen an, dass sie erschrocken innehielt.
    »Bleib weg!«, schrie sie heiser. Ein grollendes Knurren wuchs tief in ihrer Kehle, als ob ein zweites Wesen im Inneren ihres Körpers steckte. Einen Moment lang war sich Suvare sicher, dass sich die junge Frau auf sie stürzen würde. Doch Neria wandte sich wie verschämt von ihr ab. »Wenn dir dein Leben lieb ist, komm mir nicht zu nah!«
    »Schon gut, schon gut«, gab Suvare zurück und hob beruhigend ihre Hände.
    Mit hektischen Bewegungen begann die junge Frau vor ihr auf dem Boden sich ihres Kleides zu entledigen. »Ich muss runter von dem Schiff! »Ich kann es nicht aufhalten. Wenn es vorbei ist ...«
    Ein neuerlicher Krampf schüttelte ihren nackten Oberkörper. Mit zusammengebissenen Zähnen stöhnte sie laut.
    »... dann komme ich wieder zurück.«
    Sie stieß ihr Kleid, das sich zwischen ihren Füßen verhakt hatte, in einem Knäuel von sich.
    »Kann ich es dir irgendwie leichter machen?«, fragte Suvare.
    »Nein!«, schrie Neria. Ihr Stimme kippte über. »Verschwinde! Ich will ... allein sein, wenn es passiert!«
    Suvare eilte zum Eingang der Khorskajüte. »Ich sorge dafür, dass sich dir niemand entgegenstellt.«
    Als sie die Tür öffnete, stand Teras vor ihr. »Was ist das für ein Krach?«, wollte er wissen. Argwöhnisch versuchte er an seinem Khor vorbei in den Raum zu blicken.
    Suvare schob ihn einen Schritt zurück. »Neria verwandelt sich«, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. »Sie muss an Land, und das ohne großes

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