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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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murmelte der Priester verzweifelt und schloss die Augen, während er seinem Freund folgte.
    Die Kälte des Flusses trieb ihm die Luft aus den Lungen. Zudem zog ihn das Gewicht seines Rucksacks und seine nasse Robe in die Tiefe. Er mühte sich ab, wieder an die Oberfläche zu kommen und rang prustend nach Atem. Dicht neben ihm paddelte und prustete Deneb. Hinter sich vernahm er wütende Schreie und das laute Platschen mehrerer Körper, die ebenfalls ins Wasser eintauchten.
    »Da vorne! – Ein Boot – am anderen Ufer! Schnell ...«
    Mehr hörte Pándaros nicht, denn sein Freund schwamm bereits mit kräftigen Schlägen seiner ausgestreckten Arme vorwärts. Er selbst kämpfte sich hinterher, ein ums andere Mal Wasser schluckend und hustend, weil er kaum noch seinen Kopf hoch genug halten konnte. Der Rucksack auf seinem Rücken fühlte sich an wie ein Klumpen Blei, und seine Arme und Beine, die in den vollgesogenen Kleidern steckten, schienen sich kaum noch bewegen zu wollen. Seine Linke hielt weiterhin die erbeutete Schriftrolle umklammert. Glücklicherweise war der Lilin in dieser Gegend weder besonders breit noch besaß er eine starke Strömung.
    Das letzte Stück bis zum Ufer kam Pándaros wie eine Ewigkeit vor. Endlich fühlte er festen Boden unter seinen Füßen und watete beinahe bewusstlos vor Entkräftung weiter im Dunkeln geradeaus, bis er unsanft gegen Deneb prallte. Der Archivar zog sich eben ins Boot und stieß es vom sandigen Ufer ab, wo es auf Grund gelegen hatte.
    »Hilf mir hinein«, bat Pándaros atemlos. »Ich hab keine Kraft mehr.«
    Deneb packte den Priester bei den Schultern und zog. Pándaros schleuderte die tropfend nasse Schriftrolle ins Heck. Das Boot neigte sich gefährlich zur Seite, während er sich abmühte, seinen Körper ins Innere zu wälzen. Er hatte es beinahe geschafft, als eine Hand sein Bein packte und ihn wieder ins Wasser ziehen wollte. Brüllend keilte er wild mit dem Fuß aus, aber umsonst. Deneb griff sich das Paddel mit beiden Händen und schlug das hölzerne Blatt mit voller Wucht auf den Kopf ihres Verfolgers. Dem Schlag folgte ein gurgelnder Schrei, dann ging der Angreifer unter. Pándaros spürte, wie sich die Umklammerung seines Beines löste. Mit letzter Kraft zog er sich ins Boot und blieb auf dem Boden liegen. Sein nasser Körper war wie taub. Über sich hörte er, wie Deneb auf einen weiteren Verfolger eindrosch, der erfolglos versuchte, sich an das Boot zu klammern.
    Dann vernahm er nichts weiter mehr als das gleichmäßige Eintauchen der Ruder und das Rauschen des Nachtwinds in den Blättern der ufernahen Bäume. Die Sommerhitze des vergangenen Tages hing selbst über dem Fluss immer noch so drückend in der Luft, dass er glaubte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren, doch sein Geist blieb wach. Zu erschöpft, um seinen Freund anzusprechen, blickte er zum Himmel. Über ihm zogen die uralten Sternbilder vorbei, während sich das Boot von Tillérna stromaufwärts entfernte und in der Dunkelheit verschwand, als hätte es der schweigende Lilin verschluckt.

22
    »Schau einer an!«, ließ sich der Mann vernehmen, dessen Armbrust unverwandt auf Enris gerichtet war. Er sah ziemlich abgerissen aus. Sowohl die Hose als auch die Weste, die er trug, wiesen viele Löcher auf, von denen nur ein paar grob geflickt waren. Seine strähnigen langen Haare wurden von einem breiten Stirnband daran gehindert, ihm ins Gesicht zu fallen.
    »Du bist ja noch grün hinter den Ohren. Wie beim Arsch der kalten Math kommt einer wie du nach Irteca? Doch bestimmt nicht allein.« Wie um seinen Worten größeren Nachdruck zu verleihen, hob er seine Armbrust ein wenig an, als wollte er sie jeden Moment abfeuern. »Red schon!«
    Die lähmende Verzweiflung, die Enris ergriffen hatte, beraubte ihn jeder Worte. Im Angesicht der auf ihn gerichteten Waffe fühlte er sich so kraftlos und erschöpft, dass etwas in ihm sich wunderte, wie er sich überhaupt noch auf den Beinen hielt.
    Ungeduldig trat der Mann, der ihn gestellt hatte, einen Schritt näher auf ihn zu. »Ich habe dir eine Frage gestellt, Bürschchen! Wer verdammt noch mal bist du, und wie bist du hierher gekommen? Mit einem Schiff? Sind noch andere in der Nähe?«
    Enris schüttelte seinen Kopf. »Ich ... bin allein«, murmelte er, so leise, dass sich sein Gegenüber anstrengen musste, um ihn zu verstehen. Der Pirat war anscheinend davon überzeugt, dass er log, denn als er Enris’ Erwiderung vernahm, blickte er sich argwöhnisch um, nur

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