Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
wehte Enris an, dem es schwerfiel, keine Miene zu verziehen. »Weil er der große Fisch vor der Nordküste ist«, beantwortete der Pirat seine eigene Frage. »Er schwimmt, wohin er will, und er frisst, was er will. Vielleicht frisst er heute dich.«
    »Verzieh dich, Cass«, knurrte der Größere der beiden und stieß seinen Kumpan zur Seite, um sich vor Enris aufzubauen. Argwöhnisch musterte er den jungen Mann. »Dich hab ich doch schon mal gesehen ...« Seine Miene verfinsterte sich schlagartig. »Natürlich!«
    Blitzschnell landete seine Faust in Enris’ Gesicht, so dass dieser hintenüber fiel und zu Boden ging. Beinahe hätte er den Mann mit der Armbrust mit sich gerissen. Sein Kinn brannte wie Feuer.
    »Du warst an den Weißen Klippen«, schrie der Pirat wütend. »Wegen euch haben wir über zehn Leute verloren!«
    Ehe Enris wusste, wie ihm geschah, wurde er von groben Händen gepackt und hochgerissen. Das zornige Gesicht des Mannes, der ihn geschlagen hatte, hing dicht vor seinem. Er konnte sich beim besten Willen nicht an den Kerl erinnern. Ihm war nur das Aussehen derjenigen im Gedächtnis geblieben, gegen die er gekämpft hatte.
    »Deine feinen Freunde hast du doch sicher mitgebracht, was?«, bellte der Pirat vor ihm. »Wo haben sie sich versteckt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, rammte er Enris seine Faust in den Bauch. Ächzend sackte der junge Mann zusammen und rang nach Luft. Ein weiterer Treffer landete an seiner Schläfe und ließ die Haut aufplatzen. Er ging in die Knie. Warmes Blut floss ihm ins Auge. Sein Blick verschwamm. Der verdoppelte Pirat vor ihm holte erneut zum Schlag aus, als sich der Mann mit der Armbrust einmischte.
    »Lass noch was für Shartan übrig. Wenn du den kleinen Drecksack totprügelst, bringst du ihn um den ganzen Spaß.«
    Sichtlich widerstrebend hielt sein Kumpan inne und trat seinem Opfer mit voller Wucht in die Seite, bevor er sich abwandte. Enris schrie auf und krümmte sich auf dem Boden. Der Kopf dröhnte ihm, sein Gesicht schien in Flammen zu stehen, und sein Bauch fühlte sich an, als ob er sich gleich erbrechen müsste. Aber immer noch war der größte Teil seines Verstandes trotz der Schmerzen, die wie Wellen durch seinen Körper rollten, eiskalt und hellwach. Seine Gelegenheit würde kommen.
    »Stell dich nicht so an, du Jammerlappen«, hörte er die barsche Stimme des Mannes, der Marva genannt worden war. »Hoch mit dir, aber schnell!«
    Gehorsam, und bestrebt, einen möglichst erledigten Eindruck zu machen, stand Enris auf. Das fiel ihm nicht besonders schwer.
    »Erinnert ihr euch nicht mehr an sein Gesicht?«, fragte der Mann, der ihn verprügelt hatte, die beiden anderen.
    Der Kleine mit dem brennenden Holzscheit musterte Enris eindringlich. »Du hast recht«, sagte er gedehnt. »Jetzt fällt´s mir wieder ein. Ich hab gesehen, wie er Algis beinahe abgestochen hat, kurz bevor ...« Sein Gesicht verdüsterte sich, als er weiter sprach. »... bevor dieser verhexte Sturm losging. Hat Algis mit sich gerissen wie eine verdammte Stoffpuppe.«
    Unvermittelt spuckte Marva über seine linke Schulter aus, um Unheil abzuwenden. »Reden wir nicht davon«, brummte er unwillig. »Schaffen wir ihn zu den anderen.«
    Roh stießen die drei Enris vorwärts, und ließen ihn an dem Lagerfeuer vorbei und zum rückwärtigen Ende der Bucht laufen, wo sich zwischen zwei weiteren hell leuchtenden Feuerstellen der breite Eingang einer Höhle ins Innere der Klippen zeigte. Sie mussten nicht lange gehen, bis ihnen andere Männer aus Shartans Bande entgegenkamen. Offenbar hatten ihre lauten Stimmen weit über den Strand gehallt.
    Fast alle hatten die struppigen Bärte von Seeleuten, die sich nur selten rasierten, und viele trugen ihre langen Haare zu einem Zopf gebunden. Enris war sich nicht sicher, ob er sie von dem Kampf an den Weißen Klippen wiedererkannte. Die meisten Seeleute sahen sich irgendwie ähnlich, dieselben fleckigen, ausgebleichten Kleider, dieselben wettergegerbten Gesichter. Doch die hünenhafte Gestalt mit dem kahlgeschorenen Kopf, die ihnen nicht entgegenlief, sondern ruhig am Höhleneingang stand, war jemand, an dessen Aussehen man sich erinnern musste.
    »Shartan, sieh mal, wer uns hier besuchen wollte!«, brüllte Cass, der kleine Pirat, fröhlich. Er stieß dem Gefangenen die flache Hand in den Rücken, dass dieser mehrere Schritte vorwärts und dem Anführer der Piraten entgegenstolperte. Die anderen Männer standen um ihn herum und musterten ihn neugierig. Einige

Weitere Kostenlose Bücher