Runlandsaga - Wolfzeit
beißenden Geruch. Drei waren schwer verletzt, einer starb gerade, geschockt und verängstigt. Etwas Riesiges stürmte mit rasender Geschwindigkeit die steinernen Stufen zu ihnen hinauf.
»Was zum Henker ...«, murmelte der kleine Temari, der vom Strand hergekommen war und direkt vor dem Eingang stand, als ein schwarzer Blitz über die letzten Stufen auf das Plateau sprang, wobei er den Mann von den Füßen fegte. Es war ein riesiges, schwarzes Tier mit gesträubtem Fell und weit aufgerissenem Maul, in dem Zähne wie Messerklingen glänzten. Seine blutroten Augen sprühten vor Zorn. Doch trotz seiner Überraschung konnte Alcarasán deutlich fühlen, dass vor ihm kein gewöhnliches Tier stand. Da war noch etwas anderes, Menschliches an dem Ungeheuer, aber tief verborgen unter der bedrohlichen Gestalt, wie die vage Erinnerung an einen Traum. Konnte es möglich sein, dass manche der Temari ebenfalls dazu in der Lage waren, ihr Aussehen zu verändern?
Schreie gellten durch die Nacht, als die Temarikrieger in der Runde vor der furchterregenden Erscheinung zurückwichen. Das Tier starrte auf den Mann hinab, den es zu Boden geworfen hatte, und der sich von Panik erfüllt wand, um sich von dem Gewicht der beiden Vorderpfoten zu befreien, die ihn niederdrückten. Fingerdicke Zähne packten zu und rissen ihrem Opfer die Kehle auf. Ein dicker Strahl von Blut spritzte dem Ungeheuer entgegen. Die letzten Atemzüge des Verletzten verebbten in einem heiseren Gurgeln und den entsetzten Rufen der Männer, die es nicht wagten, sich dem riesigen Tier zu nähern. Nur der Temari mit der Armbrust bewegte sich und hob seine Waffe.
Da stieß der junge Mann, den Manari einen Schicksalsknoten genannt hatte, einen wilden Schrei aus. Gleichzeitig riss er sich los und rammte dem Anführer der Krieger seinen Ellbogen in die Seite. Der überrumpelte Hüne prallte gegen den Rand des Quelors und griff vergeblich nach dem jungen Temari, um ihn wieder zu fassen zu bekommen. Mit einem weiten Satz hechtete dieser vorwärts in die Schusslinie des Kriegers, der seine Armbrust gespannt hatte und den Bolzen mit einem scharfen Klacken löste. Doch anstellte des Tieres durchbohrte der Bolzen die Brust des Temari. Die Wucht seines Aufpralls warf den jungen Mann zurück und über den Rücken des gewaltigen Ungeheuers. Das Tier fuhr herum, sah den Temari auf den steinernen Boden sinken und stürzte sich mit wütendem Gebrüll auf den Schützen. Der Krieger ließ seine Armbrust fallen und versuchte, zur Treppe zu entkommen. Doch ebenso gut hätte er einem Blitzschlag ausweichen wollen. Das schwarze Ungetüm riss ihn zu Boden und biss ihm den rechten Arm, den er in einer abwehrenden Geste vor sein Gesicht gehoben hatte, mit einem einzigen Schnappen seiner gewaltigen Kiefer ab. In hohem Bogen schleuderte es seine Beute von sich.
Inzwischen herrschte auf der Plattform ein heilloses Durcheinander aus flüchtenden Gestalten, entsetzten Schreien und dem ohrenbetäubendem Grollen aus der Kehle des angreifenden Tieres. Alcarasán sah den jungen Temari, den er hatte töten sollen, vor sich auf dem Rücken liegen. Der Schaft des Bolzens ragte aus seiner Brust. Blut war aus der Wunde getreten und hatte sein Hemd dunkelrot gefärbt. Die Augen des Temari waren offen. Er blinzelte mehrmals wie verwirrt, und sein Mund öffnete sich, als ob er etwas sagen wollte. Nun, diese Bedrohung für Manaris Pläne hatte sich erledigt.
Doch als er Jahanila jenen Gedanken schicken wollte, trat seine Begleiterin unverhofft aus ihrer Tarnung heraus. Sie kniete sich vor dem tödlich verletzten jungen Mann nieder. Obwohl sie nun für alle auf der Plattform sichtbar war, eine echsenartige, mannshohe Gestalt in einer Robe, achtete keiner auf sie. Gerade sprang der Anführer der Krieger mit einem gezückten Säbel auf das schwarze Tier zu, das dem Armbrustschützen beinahe den Kopf vom Hals getrennt hatte. Mit gefletschten Zähnen stellte es sich dem Hünen entgegen.
»Was machst du da?«, rief Alcarasán seine Begleiterin an. In seiner Verblüffung benutzte er seine Stimme. Täuschte er sich, oder spürte er eine Welle von tiefer Sorge um das Leben des verwundeten Temari von der Nevcerran ausgehen?
Anstelle einer Antwort richtete sich Jahanila auf, griff in eine Tasche ihrer Robe und nahm einen faustgroßen, farblosen Kristall in Form einer Pyramide heraus, den sie mit einer schnellen Bewegung gegen den Rand des steinernen Beckens presste. Sofort rollte ein tiefes Brummen durch das Gestein,
Weitere Kostenlose Bücher