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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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wirklich?«, fragte Enris etwas enttäuscht. Seit er »Das Versunkene Reich« zum ersten Mal gehört hatte, mochte er den Gedanken, dass sich eine Elfin in einen Temari verliebt hatte. Den Namen des Menschen verriet die Ballade nicht, wohl aber, dass es ihm gelang, in jener einen magischen Nacht zu ihr zu gelangen, um für immer in Eilond zu bleiben.
    »Niona, die Tochter des Demest?« Für einen Moment verdüsterte sich das Gesicht des Antara. »Es gab sie. Nein, ich sollte sagen, es gibt sie, denn ich hoffe, dass sie immer noch am Leben ist. Sie hat uns vor langer Zeit verlassen. Sie empfand tatsächlich Gefühle für einen Temari, der ...« Er schwieg abrupt und seufzte. »Ich sollte nicht mit einem Außenstehenden über diese Dinge sprechen. Ihr könnt nicht verstehen, was uns schmerzt.«
    Unvermittelt setzte er sich wieder in Bewegung. Offenbar war für ihn damit alles gesagt.
    Da war sie wieder, die herablassende Art der Elfen, mit der auch Arcad früher Enris bis zur Weißglut gebracht hatte, vor allem, weil sie es nicht zu bemerken schienen, wenn sie jemandem auf die Füße traten. Als sei es keine böse Absicht gewesen, sondern eben ihre Natur. Enris biss sich auf die Zunge, um nichts Unüberlegtes zu erwidern. Wortlos folgte er mit Neria und Jahanila dem Antara, der sie noch eine Weile durch ein Gewirr von sich verzweigenden Gängen führte, bis er schließlich vor einer weitläufigen Doppeltür anhielt.
    »Hier trennen sich unsere Wege«, erklärte er. »Der Serephin, der euch verfolgt hat, ist schon anwesend.«
    »Ihr kommt nicht mit uns hinein?«, fragte Neria. Enris teilte die Verwunderung, die er in ihrer Stimme hörte. Auch er hatte geglaubt, dass man sie als Gefangene der Dunkelelfen bis an den Versammlungsort der Ainsarii begleiten würde. Doch der Antara schüttelte den Kopf.
    »Es ist mir nicht gestattet, die Herren von Eilond zu sehen, wenn sie es nicht ausdrücklich verlangen.«
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber plötzlich noch einmal um. »Wenn ich euch einen Rat geben darf: Unterschätzt in keinem Moment die Schwere des Vergehens, das euch vorgeworfen wird, nur weil ihr keine Fesseln tragt. Wir schätzen es nicht, unerwünschten Besuch von der Außenwelt zu bekommen, und erst recht nicht Besuch, dem unsere Feinde auf dem Fuße folgen. Überlegt euch jedes Wort genau, das ihr zu eurer Verteidigung vorzubringen habt.« Er blickte Jahanila scharf an. »Und versucht auf keinen Fall, in die Gedanken der Ainsarii einzudringen, oder es wird das letzte Sellarat Eures Lebens gewesen sein.«
    Mit diesen Worten ließ er sie vor der Tür zurück.
    Jahanila atmete tief durch. Für einen Augenblick besaß sie in Enris’ Augen damit etwas regelrecht Menschliches. Was auch immer unter dieser fremdartigen roten Schuppenhaut steckte, es besaß Gefühle wie er. Er ließ ihr den Vortritt. Mit klopfendem Herzen und feuchten Händen folgte er der Serephinfrau durch die Tür, die sich von selbst öffnete, als diese nah an sie herantrat. Neria hielt sich dicht hinter ihm.
    Die Verhandlung über das Schicksal der Gefangenen hatte begonnen.

27
    Shartan stierte das Wasserbecken an, das seinen überirdischen Schein wieder verloren hatte, während er gleichzeitig die blutige Klinge des Säbels in seiner anderen Hand an seinem Hosenbein abwischte.
    Toter, kalter Stein, was sonst?
    Ließ ihn etwa sein Verstand im Stich?
    Nein, er war nicht verrückt. Er hatte diesen riesigen Wolf, der in das hell aufleuchtende Wasser gesprungen war, mit seiner Waffe verletzt. Das Blut an der Klinge bildete er sich nicht ein. Aber wohin waren das Ungetüm und die schuppengesichtigen Fremden mit seinem Gefangenen verschwunden?
    Erst jetzt drang Marvas Stöhnen und die aufgeregten Stimmen der anderen zu ihm durch. Er drehte sich um und trat zu dem schwer verletzten Piraten, der mit dem Rücken an die Felswand gelehnt am Boden saß. Zwei Männer knieten rechts und links von Marva und redeten leise auf ihn ein, während sie versuchten, die Blutung des Armstumpfs mit einem Verband aus einem zerrissenen Hemdsärmel zu stillen.
    »So wird das nichts!«, herrschte er die beiden an, die erschrocken innehielten. »Die Wunde ist zu groß. Außerdem hat ihm das verfluchte Vieh vielleicht eine Wundstarre verpasst.«
    »Sag bloß nicht, was ich denke!« Marva ächzte und warf den Kopf zurück. Shartan legte ihm seine riesige Pranke auf die Schulter. »Wir müssen sie ausbrennen, alter Junge.«
    »Nein! Wartet, dafür bin ich nicht betrunken

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