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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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so, dass ich eurer Baukunst nicht traue. Aber ich kann schon enge, geschlossene Räume nur schwer ertragen. Der Gedanke, sich noch dazu unter Wasser aufzuhalten, macht es nicht gerade leichter.«
    Sie atmete schwer aus. Ihre Hand tastete nach der von Enris und ergriff sie, ohne den Blick vom Boden zu ihren Füßen abzuwenden. Enris drückte beruhigend ihre Hand, und sie erwiderte den Druck.
    Allmählich schälten sich über ihnen aus der Tiefe die Umrisse einer weiteren gewaltigen Kuppel heraus, auf deren Mitte der kleine Raum in seiner gläsernen Säule zusteuerte. Lichter schimmerten in unregelmäßigen Abständen hinter runden Fenstern und zerschnitten das ewige Dunkel der Tiefe mit ihren Strahlen. In ihrer unmittelbaren Nähe tummelten sich Schwärme von kleinen Fischen, deren Körper im Schein der Lichter silbergrau schimmerten. Enris vermutete, dass es Heringe waren, die häufigste Art, die sich vor der Nordküste fand. Da er nicht fühlen konnte, wie der Raum sich aufwärts bewegte, bekam er den Eindruck, die Kuppel über ihnen würde sich langsam auf sie herabsenken.
    »Wir werden gleich Mendaris erreicht haben«, erklärte der Antara. »Es ist das Haus der Ainsarii, das Größte von Eilonds Häusern.«
    »Ainsarii? Ist das so etwas wie ein Ältestenrat?«, wollte Enris wissen.
    Der Antara blickte ihn leicht belustigt an und zog eine Augenbraue hoch. »Ihr meint, eine Gruppe von Leuten, die ihre Macht und ihren Einfluss über ihr Alter beziehen? Nein, die Ainsarii sind anders. Jene, denen wir zugestehen, über uns Macht auszuüben, tun dies nicht, weil sie die Ältesten sind, so wie es die Serephin halten.« Er warf Jahanila einen abschätzigen Blick zu, den diese erwiderte, ohne eine Miene zu verziehen. »Wir haben gelernt, dass Reife und Fähigkeiten nicht zwingend etwas mit hohem Alter zu tun haben«, fuhr er fort. »Unter den Ainsarii sind auch Männer und Frauen, die hier in Runland geboren wurden. Nach den zeitlichen Maßstäben unserer Serephin-Verwandten wären es Kinder, denen niemand ein verantwortungsvolles Amt übertragen würde. Aber wir konnten es uns nicht leisten, ungeschliffene Edelsteine in der Erde brachliegen zu lassen. Wer verbannt ist, darf nicht wählerisch sein. Jedem von uns wurde schon früh beigebracht, seinen Beitrag zum Überleben unserer Gemeinschaft zu leisten.«
    Sie hatten das Ende der gläsernen Säule erreicht. Der Raum bewegte sich von unten in das kuppelartige Gebäude hinein. Mit einem schwachen, aber dennoch fühlbaren Ruck endete das leichte Beben. Der Antara stellte sich an eine Wand des Raumes, woraufhin diese eine Tür freigab, hinter der sich ein weiterer Gang wie schon in dem ersten Kuppelgebäude erstreckte.
    »Mendaris wird von einer Anzahl Säulen mit Aufzügen wie diesem getragen«, erzählte ihr Führer, ohne sich nach ihnen umzudrehen. »Von allen Häusern Eilonds liegt es der Wasseroberfläche am nächsten. Dennoch halten wir uns in einer so großen Tiefe auf, dass auch das Sonnenlicht eines strahlend hellen Tages kaum die Dämmerung um uns erhellt.«
    Enris staunte. Er hatte vermutet, die Dunkelelfen wären ebenso wie ihre Verwandten in den Mondwäldern ein Naturvolk. Er hätte nicht weiter daneben liegen können. Bestimmt gab es nirgends in Runland ein Volk, das in der Lage gewesen wäre, in der Weite der nördlichen See tief unter Wasser eine Stadt zu errichten. Dazu brauchte es ein Wissen, das selbst jenes der Zwerge noch übertraf. Auf welche Weise arbeiteten wohl Maschinen wie der Aufzug, in dem sie sich gerade befunden hatten, und die sich auf ein Wort hin in Bewegung setzten? Im ersten Moment hatte er geglaubt, Magie sei im Spiel – aber inzwischen bezweifelte er das. Es fühlte sich nicht wie Magie an, eher wie eine Form von Handwerk, die er nicht verstand.
    »Ihr seid überhaupt nicht so, wie sich mein Volk an euch in unseren Liedern und Geschichten erinnert«, sagte er.
    Der Antara blieb stehen und musterte ihn, als fiele ihm der Temari gerade zum ersten Mal wirklich auf. Seine Stirn runzelte sich, dann verzog er seinen Mund zu einem Schmunzeln. »Ah, lass mich raten. Du denkst an solche Märchen wie ›Das Versunkene Reich‹, die sich die Menschen über uns erzählen. Nein, mein junger Freund, wir leben nicht in einem Traum, der uns in unterirdischen Höhlen gefangen hält und aus denen wir nur alle hundert Jahre für eine Nacht nach Runland zurückkommen können. Das sind Kindereien.«
    »Dann gibt es Niona aus der Ballade auch nicht

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