Runlandsaga - Wolfzeit
Wasser, das es kaum in seinem Gefäß hielt. Die Lava in den Eingeweiden des Berges hob sich. Heiße Dämpfe stiegen aus der Tiefe.
»Er kommt!«, raunte Cesparian aufgeregt. Jenasar neben ihm sagte nichts, aber seine Miene war angespannt, und seine Rechte lag auf dem Griff des Schwertes an seiner Seite.
Manari drehte sich zu ihnen um. »Es ist soweit! Nehmt eure Drachenform an und lenkt ihn ab!«
Sofort warfen die Serephinkrieger ihre Rüstungsteile aus Senithar von sich und ließen ledrige Schwingen aus ihren Rücken heraustreten. Gleichzeitig verlor ihre Kleidung jede Farbe und vereinigte sich wieder mit den Körpern ihrer Träger. Mit einem weiten Satz nach vorne sprang Jenasar an Manari vorbei über den Rand des Abgrunds und breitete seine Schwingen aus. Die anderen Serephinkrieger folgten ihm. Wie Schlachtfeldvögel, die Beute witterten, kreisten sie über der brodelnden Tiefe, deren heißer Atem immer drückender zu ihnen hinaufstieg. Ihre schuppigen Körper schimmerten im feurigen Licht unter ihnen blutrot, als stünden sie in Flammen. Die Lava des Cot´naar hatte sich inzwischen so weit gehoben, dass Manari deutlich erkennen konnte, in welchem Aufruhr sich die brodelnden Massen befanden. Sie wanderten an den Wänden der riesigen Höhle empor und spritzen Fontänen aus flüssigem Gestein in die Höhe, die helle Kometenschweife durch das Dämmerlicht des Berges zogen und wieder in die glühende See zurückstürzten. Die Hitze, die von der Lava ausging, war selbst für die Serephin kaum auszuhalten.
Manari trat vom Rand des Tunnels zurück. Es wurde Zeit, diesen menschlichen Körper für die Dauer des Kampfes zu verlassen. Dies war nicht ungefährlich. Wenn sie zu lange von ihm getrennt war, mochte der Geist des Temari, den sie übernommen hatte, den Versuch unternehmen, seinen Körper zurückzuerobern. Aber das Wagnis musste sie eingehen. In Gedanken rief sie Cesparian an ihre Seite. Wie sie es in den Tagen zuvor besprochen hatten, erfasste der Serephin die Hände des Menschen Ranár und öffnete seinen Verstand für den Geist seiner Geliebten.
Als er ihre Gegenwart in sich spürte, erschlaffte Ranárs Griff. Cesparian fing den Temari auf und legte ihn auf den schwarzen Tunnelboden. Er fühlte Manaris Anwesenheit so deutlich, als läge sie in seinen Armen und teilte ein Sellarat mit ihm. Für einen kurzen Augenblick hielt er reglos inne.
Es ist schon viel zu lange her, dass wir uns miteinander verbanden. Wie sehr ich das vermisst habe!
Ich werde diesen Temarikörper nicht mehr lange brauchen. Bald ist unsere Aufgabe erfüllt. Dann haben wir endlich wieder mehr Zeit füreinander. Wir werden sie uns nehmen, ob es Belgadis recht ist oder nicht.
Hinter dem Serephin flammte plötzlich die Höhle dunkelrot auf. Eine riesige Fontäne, höher und breiter als alle bisherigen, schoss aus der Lavamasse empor und erhellte den Tunnel. Die direkt über ihr kreisenden Krieger stoben gerade noch rechtzeitig in alle Richtungen auseinander, bevor die Lava sie erreichen konnte. Doch anstatt wie zuvor in sich zusammenzufallen, hielt sie ihre Höhe und veränderte ihre Gestalt. Cesparian sah, wie sich der gewaltige Klumpen verlängerte, wie ihm ein Kopf und breite Schwingen aus flüssigem Gestein wuchsen. Der weit geöffnete Rachen stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, das die Wände der Höhle erzittern ließ. Sofort stürzten sich die Serephin auf ihn.
Cesparian rannte auf den Abgrund zu und sprang. Mitten im Satz öffneten sich seine Schwingen. Er flog einen pfeilschnellen Bogen um den brüllenden Drachen aus Lava, der sich drehte, in dem Versuch, ihn im Auge zu behalten und ihn mit seinen Reißzähnen zu packen.
Schnell! , vernahm er Manaris wortlose Stimme. Bring mich so nah wie möglich an ihn heran.
Von den Körpern der fliegenden Serephinkrieger ging ein goldenes Leuchten aus. Sie hatten Zauber um sich gelegt, die sie davor schützen sollten, von der Berührung des Feuerdrachens verbrannt zu werden. Doch Manari wusste, wie schwer jeder Zauber ihnen in dieser grobstofflichen Welt fiel. Allein schon das Fliegen bereitete ihnen Mühe. Sie würden diesen Schutz nicht lange aufrechterhalten können. Sie musste schnell handeln, solange ihre Krieger den Drachen umkreisten und ihn ablenkten.
Wie ein Stein stürzte Cesparian auf den Hinterkopf des Wächters herab. Er krallte sich mit Armen und Beinen tief in die zähflüssige Lava. Die sengende Hitze überflutete seinen Verstand. Er konnte spüren, wie seine
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