Runlandsaga - Wolfzeit
Kraft, den Schutzzauber aufrechtzuerhalten, mit rasender Geschwindigkeit dahinschmolz. Gleichzeitig kämpfte er gegen die ruckartigen Bewegungen des Feuerdrachens an, der mit aller Macht versuchte, ihn abzuschütteln. Mühsam richtete er seine Gedanken an Manari.
Was auch immer du vorhast, tu es schnell! Ich halte das nicht lange aus.
Alcarasáns Schwester antwortete nicht. Stattdessen brandete eine Flut von Bildern und Empfindungen in Cesparian empor, deren Heftigkeit ihm fast die Sinne raubte. Mühsam kämpfte er darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Sein Verstand krampfte sich zu einem gewaltig pulsierenden Herzen zusammen, ein feuriger Klumpen aus geschmolzenem Stein, hart pochend, jedes einzelne Zusammenziehen und Ausdehnen ein grollender Schlag auf einer Trommel so riesig wie der Berg, in dessen Inneres sie vorgedrungen waren. Wie aus weiter Ferne fand die Erkenntnis zu ihm, dass es das Wesen des Wächters war, an dem er teilhatte. Manari musste es gelungen sein, in dessen Geist einzudringen, da er sich an dem Feuerdrachen festhielt. Doch dieses Wissen berührte Cesparian kaum. Der Herzschlag des Wächters überflutete ihn und riss ihn mit sich.
Dies war die Welt von Runland aus der Zeit, die als die Alten Tage bekannt waren. Die Temari hatten noch nicht hierher gefunden, aber die Endarin waren bereits im Fünfseenland daheim, und ihre Magie hatte vier Drachen erschaffen, die ihre Welt beschützen sollten. Ein namenloser Vulkan in den Meran Ewlen wurde das Zuhause des Wächters des Feuers. Sein heißer Atem speiste sich aus Runlands Lebenskraft, der Puls seines mächtigen Herzens der reine Wille, die Zeit zu überdauern, zu wachsen und sich zu erneuern.
Als sich die Völker Runlands gegen den Dämon stellten, der danach trachtete, sie zu versklaven, war der Vulkan ein letztes Mal ausgebrochen. Der Drache hatte sich geschüttelt wie ein Riese im Schlaf, und allen, die gegen den Herrn der Finsternis kämpften, seine Kraft gesandt, den feurigen Willen, diese Welt zu beschützen und sich gegen das Verlöschen des Lichts zu stemmen. Selbst wenn kaum einer von ihnen gewusst hatte, woher diese Kraft stammte – jeder von ihnen hatte sie gespürt und neuen Mut geschöpft, sich der drohenden Dunkelheit entgegenzustemmen.
Ein grässlicher Aufschrei schleuderte Cesparian aus der Flut von Bildern heraus. Über ihm hatte der Drache einen der Serephin im Flug gepackt. Der Körper des Kriegers, dessen Schutzzauber zusammengebrochen war, stand in Flammen. Wild bäumte er sich auf, ohne sich aus der Umklammerung befreien zu können. Plötzlich öffneten sich die glühenden Klauen. Der brennende Klumpen fiel in den Lavasee, aus dem sich der Wächter erhoben hatte, tauchte in ihn ein und war verschwunden. Der Drache schnellte herum, um einen weiteren Serephin zu packen, der gerade noch unter seinem Griff hinwegtauchte.
Wut und Verzweiflung raubten Cesparian beinahe die Sinne, doch er klammerte sich weiter im Nacken des Wächters fest. Seine Kraft, sich vor der tödlichen Hitze zu schützen, war am Ende. Schon spürte er den sengenden Schmerz in seinen Händen, glaubte Flammen an seinen Armen emporzüngeln zu sehen.
Da blitzte in ihm Manaris Gegenwart auf. Ihr Geist hatte die Gestalt eines weiß schimmernden Speers angenommen, härter und schärfer als jeder Diamant. In der Wucht ihrer Entschlossenheit hatte sie sich wahrhaftig zur Waffe des Schmetterers gemacht, zum Werkzeug der Ordnung. Hier war ein Wille, vor dem der des Feuerdrachen wie ein Blatt im Sturm fortgeweht wurde. Dieser Speer fuhr mitten in das flammende Herz.
Brüllend bäumte sich der Wächter auf. Der Lavasee schoss Fontänen in die Höhe, die mehrere der fliegenden Serephin erfassten und jene in die Tiefe rissen, deren Kraft für den Schutzzauber erschöpft war. Gellende Todesschreie mischten sich in das Dröhnen des ausbrechenden Cot´naar.
Cesparian fühlte, wie der Kopf des tödlich getroffenen Drachen an Form verlor. Seine Umrisse verschwammen. Der Serephin ließ ihn los und stieg steil in die Höhe, gerade noch rechtzeitig, bevor ihn die hochspritzende Lava erreichen konnte. Er war zu geschwächt, um den Schutzzauber weiter aufrecht zu erhalten. In einem weiten Bogen segelte er auf den Tunneleingang zu, landete und ergriff sein Schwert, das neben seiner abgelegten Rüstung auf dem Boden lag. Schnell hob er Ranárs zusammengesunkenen Körper auf. Hinter ihm schoss die Lava über den Boden des Schachts und versperrte den Weg, auf dem die Serephin
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