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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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der Gruppe am Mast lehnte, und ging auf sie zu. »Kommst du auch mit uns?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Auf dem Schiff zu bleiben ist mir zwar genauso zuwider wie Daniro – vor allem, wenn er nicht ebenfalls an Land geht. Aber dieses tote Holz unter den Füßen ist immer noch besser, als eine Stadt voll von euch Menschen.«
    Enris spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. »Schon gut«, erwiderte er unwirsch. »Ich hab schließlich nur gefragt. Kein Grund, mir gleich noch mal zu erzählen, wie sehr du uns verachtest. Von mir aus bleib ruhig hier.«
    Ohne Nerias Erwiderung abzuwarten, drehte er sich um und ging wieder zu den anderen. Was bildete sie sich eigentlich ein? Beschimpfte andere als Heuchler und redete so eiskalt über den Mord, den Daniro begangen hatte, als ob es sich um das Schlachten eines Schafs gehandelt hätte!
    Im ersten Moment hatte er tatsächlich geglaubt, dass Arcad recht gehabt hatte, als sie von ihm auf seinem Sterbebett als Mitglied ihrer Schicksalsgemeinschaft bezeichnet worden war. Dass sie sogar die Totenwache für den Elfen gehalten hatte! Aber wie anders war sie in der Auseinandersetzung mit Daniro erschienen.
    Oh ja, sie unterschied sich tatsächlich noch mehr von den Menschen als nur durch die blutrote Farbe ihrer Augen. Es stimmte, was die anderen über Wolfsmenschen wie sie sagten. Das war doch eine Wilde!
    »Na, hat sie dich angeknurrt?«
    Er zuckte zusammen. Teras stand neben ihm und grinste ihn an. »Nimm´s nicht schwer. Bestimmt will sie nach der Geschichte mit Daniro nur ihre Ruhe haben. Wundern würde es mich nicht.«
    »Die soll einer verstehen«, brummte Enris leise. »Zuerst macht sie sich Meilen um Meilen auf den Weg hierher zu uns, und kaum ist sie hier, da sondert sie sich schon wieder ab. Und wie sie über uns redet – als wären wir alle regelrechte Ungeheuer. Dabei ist sie es doch, die sich aufführt wie ein halbes Tier! Wusstest du, dass ihre Leute an jedem Vollmond in Wolfsgestalt jagen gehen?«
    »Calach hat es mir erzählt«, sagte Teras. »Begeistert bin ich nicht, dass sie hier ist. Eine Frau an Bord macht nur die Kerle verrückt.« Er machte eine abwehrende Geste, als Enris zu einer Entgegnung ansetzte. »Ich weiß schon, was du sagen willst, aber mit Suvare ist das was anderes. Für uns ist sie keine Frau. Sie ist unser Khor, und wenn das jemals einer vergessen sollte, dann täte mir derjenige fast leid. Sie würde es ihm schnell in Erinnerung bringen, und zwar nicht auf die freundliche Art.«
    Enris verkniff sich ein Grinsen. Das konnte er sich lebhaft vorstellen.
    »Aber mit dieser Neria ist das was anderes«, fuhr Teras fort. »Sie kennen sie nicht, also sehen sie in erster Linie eine Frau. Und noch dazu eine verdammt hübsche, nicht wahr?«
    Der junge Mann nickte unwillkürlich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Bootsmann ihn immer noch ansah. Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
    »Sie gefällt dir, was?«
    »Blödsinn!« Enris’ Wangen liefen puterrot an. »Schau dir doch bloß mal die struppigen Haare an. Als hätte man sie gerade aus einem Gebüsch gezogen! Und so klein ist sie, dass man eher an ein Kind denkt als an eine Frau. Vielleicht hätte Mirka ja gern eine Spielkameradin, die er ärgern kann ...«
    Teras pfiff leise durch die Zähne. »Bei Maths kaltem Hintern, dich hat es ja wirklich erwischt!«
    Enris stand der Mund offen. Er wusste nicht, was er Teras entgegnen sollte.
    »Viel Glück, Junge! Die ist ein genauso harter Knochen wie unser Khor.«
    Suvare war mit ihren Anweisungen fertig. Torbin eilte an den beiden vorbei in Richtung Bug, gefolgt von Daniro. Der Alte beugte sich zu Enris vor und senkte seine Stimme. »Aber egal wie ruppig sich die Kleine auch aufführen mag, und wie froh ich auch sein werde, wenn sie mit all den anderen unseren Kahn verlässt: Sie hat einiges auf sich genommen, um uns zu finden. Ihr Herz ist groß. Denk daran, was heute Morgen passiert ist, als wir Arcad der See übergeben haben...«
    Er wartete nicht ab, bis der junge Mann eine Antwort fand, sondern ließ ihn stehen, um Daniro einen Befehl zuzurufen.
    Enris fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht. Er spürte, dass seine Wangen noch immer brannten, als ob ihn gerade jemand geohrfeigt hätte.
    Heute Morgen ...
    Heute Morgen versteckt sich die Sonne hinter einem grauen Licht, das den östlichen Himmel erhellt. Der Wind trägt die Ahnung eines späteren warmen Frühlingstages mit sich, aber noch lässt er einen frösteln, bringt die Hände dazu, sich

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