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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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begann sich seine Hand zu verändern. Sie schien in dem hellen Schein, den sie verströmte, zu schmelzen. Doch sie zerfloss nicht, sondern änderte lediglich ihr Aussehen. Sareths Finger wurden dünner, länger und gekrümmt wie Tierklauen. Er sah, wie sich ein Muster aus durchscheinenden Schuppen auf der Oberfläche seiner ebenfalls durchscheinenden Hand zu bilden begann, und erkannte, dass diese nun wie die Hand eines Serephins aussah, aber nicht wirklich vorhanden, sondern wie mit Linien aus weißem Feuer in die Luft gezeichnet. Der Rest seines Arms, auch der Ärmel seines Hemdes hatten sich im Gegensatz dazu kein bisschen verändert.
    Sareths durchscheinende Serephinhand streckte sich nun aus, um so weit wie möglich an dem Torbogen des Portals hinaufzureichen. Er fühlte, wie sie mit dem Nagel eines ihrer Finger über den Stein kratzte. Es waren schwungvolle, kurze Bewegungen, mit einzelnen Absätzen, bevor der Finger etwas tiefer weiter über den Torbogen strich. Es dauerte eine Weile, bis Sareth trotz der Offensichtlichkeit dieser Bewegungen begriff, dass seine veränderte Hand, die nicht mehr seinem Willen gehorchte, etwas auf das Gestein schrieb. Es waren Schriftzeichen, keine, die er kannte, aber nichtsdestotrotz mussten sie irgendeine Bedeutung besitzen. Wenn er sich anstrengte, dann konnte er für einen winzigen Moment eine leuchtende Spur auf dem schwarz glänzenden Torbogen erkennen, ein Nachbild der Bewegungen seines durchscheinenden Fingers aus weißem Licht, bevor der schimmernde Faden in das Dunkel des Gesteins sickerte und verschwand.
    Seine Hand schrieb, bis sie etwa auf der Höhe seines Knies angelangt war. Dann hielt sie inne. Erneut fühlte Sareth seine Füße ausschreiten, bis er vor dem anderen Torbogen stand. Auch hier erhob sich nun seine leuchtende Serephinhand und malte von oben nach unten unsichtbare Zeichen auf den Stein.
    Als sie wie zuvor schon etwa zwei Fuß vom Boden entfernt war, hörte sie auf. Der weiße Lichtschein, der von seiner Hand ausging, wurde schwächer. Erneut durchliefen die Finger eine Veränderung, begannen wie zuvor zu zerfließen, nur um in ihrer alten Form zu neuer Festigkeit zu finden. Binnen kurzem war das helle Leuchten aus ihnen verschwunden, und Sareth blickte auf seine menschliche Hand hinab.
    Eine Weile stand er so da. Alles war wieder wie zuvor. Sogar die Narbe an seinem Mittelfinger, die dafür sorgte, dass dort sein Nagel schief wuchs, hatte sich nicht verändert. Misstrauisch bewegte er seine Finger.
    Das war ohne Zweifel seine Hand!
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er wieder Herr über seine Gliedmaßen war. Er fuhr herum, immer noch die brennende Fackel fest umklammert, und drehte sich wie ein junger Hund auf der Jagd nach seinem Schwanz mehrmals im Kreis.
    Er war wieder der Alte!
    Mit hastigen Schritten verließ er die Höhle des Portals und suchte das Weite. Erst als er den Keller verlassen und wieder in den Eingangsraum der Schwarzen Nadel geklettert war, hielt er inne.
    Er setzte sich auf eine der unteren Stufen der steinernen Wendeltreppe und starrte nachdenklich in den Innenhof der Festung. Noch immer war keiner der Echsenkrieger zu sehen, wie er erleichtert feststellte.
    Was in aller Welt war da gerade passiert?
    Diese fremden Wesen – es konnten nur sie gewesen sein! Sie hatten etwas mit ihm angestellt, von seinem Körper Besitz ergriffen und ihn herumgehen lassen wie eine Puppe an Fäden, wie ein verdammtes Spielzeug!
    Früher hätte eine plötzliche Erkenntnis wie diese ausgereicht, um Sareth vor Wut schäumen zu lassen. Er – von jemandem vorgeführt und benutzt!
    Aber stattdessen machte sich in ihm wieder ein Gefühl von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit breit. Was konnte man Wesen, die solche Dinge vollbrachten, entgegensetzen? Wie sollte man sich gegen sie wehren? Es war so völlig aussichtslos, wie die Sonne angreifen zu wollen.
    Was hatten die Echsenkrieger überhaupt von ihm gewollt? Einer oder mehrere hatten ihn gegen seinen Willen zu dem verborgenen Portal geführt. Dann hatten sie seine Hand verändert und ihn etwas an die Torpfosten des Portals schreiben lassen. Als sie mit ihm fertig gewesen waren, hatten sie ihn da unten stehen gelassen. Aber wozu das alles, verdammt?
    Die letztendliche Erkenntnis packte sein Herz mit einer so eisigen Hand, dass er vor Schreck zusammenzuckte. Hastig sah er sich um, ob auch niemand der unheimlichen Krieger hinter ihm auf der Wendeltreppe stand und in dem aufgeschlagenen Buch seiner Gedanken

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