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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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las.
    Dass er es nicht gleich bemerkt hatte! Er war in die Höhlen geschickt worden, weil sich irgendjemand nicht die Hände hatte schmutzig machen wollen! Er war benutzt worden. Wofür? Es konnte nichts Gutes sein, sonst hätte es die Heimlichkeit nicht gebraucht – jemand wie Ranár wäre einfach zu ihm gekommen und hätte ihm befohlen, das Portal aufzusuchen. Stattdessen hatte jemand seinen Körper dorthin gelenkt und dafür gesorgt, dass er etwas auf das Gestein zeichnete.
    Irgendetwas würde mit dem Portal geschehen, und zwar schon bald. Sareth konnte es bis in die Haarspitzen fühlen, dass sich da unten etwas zusammenbraute. Wenn es losging, dann war er besser weit weg. Was auch immer passieren würde, die fremden Wesen würden ihm die Schuld geben, wenn herauskäme, dass er zuvor dort unten gewesen war. Vielleicht konnten sie die Spur nicht weiter zurückverfolgen als bis zu ihm.
    Er musste weg. Egal, wie schwer eine Flucht auch zu bewerkstelligen sein mochte, er konnte nicht in der Meeresburg bleiben. Hier gab es nichts anderes als den Tod. Genau betrachtet, war er zwischen diesen Mauern bereits tot, nur dass er noch umherlief, eine Leiche auf Abruf, genauso wie Mirad und Doran. Daran, dass sie alle vielleicht tatsächlich noch irgendeine Belohnung von Ranár erhalten würden, glaubte Sareth schon lange nicht mehr.
    So plötzlich, als hätte ihn eine Hornisse gestochen, erhob er sich von der Treppenstufe und lief aus der Schwarzen Nadel in den Innenhof, wo er das Tor zum Schuppen neben der Schmiede öffnete. Er hatte einen Plan gefasst. Was er vorhatte, war gefährlich. Er wusste nicht, ob er es schaffen würde, lebend aus der Festung zu entkommen. Aber wenn die Echsenkrieger nach einem Sündenbock suchten, würden sie auf ihn verzichten müssen.
    Es dauerte nicht lange, bis er gefunden hatte, was er für seinen Plan brauchte. An der hinteren Schuppenwand hingen an rostigen Haken, die in die Bretter geschlagen worden waren, mehrere aufgerollte Hanfseile. Sareth griff sich vier davon und stopfte sie in einen leeren Sack, den er ebenfalls in einer Ecke des Schuppens aufgehoben hatte. Nach einem vorsichtigen Blick in alle Richtungen hinter der nur einen Spalt geöffneten Tür zum Innenhof holte er tief Luft, schulterte den zugeschnürten Sack und schritt mit einer betont geschäftigen Miene ins Freie.
    Die beiden Serephin, die gerade zum Eingang der Festung gingen, waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie den Temari, der aus dem Schuppen kam, kaum wahrnahmen. Einer der beiden, ein hochgewachsener Krieger, der wie auch sein Begleiter bis auf den fehlenden Helm in voller Rüstung steckte, hob im Reden seinen Kopf und sah kurz zu Sareth hinüber. Der Ton seiner fremdartigen, kehligen Sprache änderte sich dabei aber nicht. Einen Moment später hatte er seine Augen bereits wieder auf den neben ihn schreitenden Krieger gerichtet, der ihm antwortete. Sareth bemühte sich weiter um einen gelassenen Gesichtsausdruck und einen nicht zu schnellen Gang, der jedem Beobachter zeigen sollte, dass dieser Temari nichts zu verbergen hatte, sondern einen Auftrag erledigte. Er betrat den Eingang zum Westturm der Festung, der über das Meer hinausblickte, und bestieg dessen gewundene Treppe.
    Erleichtert atmete er auf, als er im ersten Stockwerk vorsichtig die Tür zum Turmzimmer öffnete und es leer fand. Glück gehabt! Die Krieger, die hier ihr Lager aufgeschlagen hatten, waren nicht da. Seinen Plan konnte er nur an diesem Ort ausüben.
    Schnell zog er die schwere, metallbeschlagene Tür hinter sich zu. Dann legte er den Riegel vor das Schloss, ein Eisenbarren, der so breit war wie sein Oberarm. Nach allem, was er seit der Nacht, in der Andostaan in Flammen aufgegangen war, erlebt hatte, traute er diesen Ungeheuern zu, dass sie sogar durch Wände gehen konnten. Aber er hoffte doch, dass eine verriegelte Tür ihm im schlimmsten Fall zusätzliche Augenblicke an kostbarer Zeit verschaffen würde.
    Auf dem Boden des Turmzimmers lagen so viele Felle und Decken, dass man die Steinplatten darunter an keiner Stelle mehr sehen konnte. In der Wand, die der Tür gegenüber lag, befand sich ein breites, spitz zulaufendes Fenster, das auf die See hinausführte. Sareth stellte den Sack gegen die Wand und holte die vier Seilrollen heraus. Er legte sie auf eine der Decken am Boden und begann, sie alle miteinander zu einem einzigen Tau zu verknüpfen. Als er damit fertig war, trat er ans Fenster. Der mit schmutzigem Glas eingefasste

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