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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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schlugen hart aufeinander. Seine Gedanken wirbelten durcheinander.
    Denk dran, du musst unbedingt mit den Füßen zuerst ins Wasser eintauchen, sonst ist alles aus!
    Bleib kerzengerade, wenn du dich abstößt, aber versuch so weit wie möglich von der Klippe wegzuspringen, wenn du das Seil loslässt, damit die Brandung dich nicht gegen den Felsen schmettert!
    Halt deine Arme dicht am Körper, mach dich so schmal, wie es nur geht!
    Angestrengt starrte er ins Meer hinab, suchte nach dem verdächtigen Schatten einer unter Wasser liegenden Klippe und nach einer besonders hoch heranrollenden Welle, um die Tiefe der Stelle zu vergrößern, in die er eintauchen würde.
    Jetzt!
    Seine Finger waren an dem groben Hanfseil wie festgewachsen.
    Spring endlich, verflucht noch mal!
    Mit einem wilden Schrei, der im Dröhnen der Wellen unterging, ließ Sareth los. Der Trommelwirbel seines Herzens raubte ihm den Atem. Die weißgrau schäumende Wasseroberfläche flog ihm mit rasender Geschwindigkeit entgegen. Sein letzter Gedanke war
    ... schmal wie ein Brett ...
    Dann trafen seine Beine hart auf der Wasseroberfläche auf. Der Stoß fuhr durch seinen Körper, dass er ihn bis in seine zusammengebissenen Zähne spürte. Gleichzeitig packte ihn die Kälte des Meeres mit einer unbarmherzigen Faust und riss ihn in ihre dunkle Tiefe, die keinen lebenden Gedanken duldete. Die Brandung schlug über seinem Kopf zusammen. Laut grollend rollte sie weiter vor und zurück, unbeeindruckt von dem einsamen Seil, das über ihr von der Klippe herabbaumelte.

6
    Pándaros hielt mitten in der Bewegung inne, den rechten Fuß leicht angehoben. Starr vor Schreck hielt er den Atem an.
    Bis auf das laut in seinen Ohren rauschende Blut vernahm er nichts. Keine Schritte von jenseits der angelehnten Tür, die nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. Keine aufgeregten Stimmen. Die knarrende Treppenstufe hatte niemanden auf den Plan gerufen.
    Endlich fiel ihm auf, dass er immer noch auf einem Bein stand. Deshalb schwankte er hin und her! Wie unglaublich dumm er aussehen musste! Beinahe hätte er vor Lachen losgeprustet. Stattdessen biss er sich auf die Lippen und trat endlich wieder mit seinem Fuß auf.
    Nicht einmal bei der legendären Sonnwendfeier des Ordens vor sieben Jahren war er so berauscht gewesen wie gerade jetzt. Das in Branntwein eingelegte Chaigras hatte ihn damals gefällt wie einen alten Baum. Er konnte sich bis heute nicht mehr daran erinnern, dass er unter dem Gejohle seiner Ordensbrüder mit donnernder Stimme die dreihundertundzwölf Schurá, die Abschnitte der Gründerschrift von T´lar, vorgetragen hatte. Wie ihm später erzählt worden war, hatte er sich vor ihnen in den Anführer einer Heerschar verwandelt, der vor der Schlacht seine Truppen aufpeitschte. Am Ende war er sogar gestolpert und mitten in das Ritualfeuer gefallen, aus dem ihn einige seiner weniger stark betrunkenen Brüder geistesgegenwärtig wieder herausgezogen hatten. Nur leichte Verbrennungen an den Armen und im Gesicht hatte er davongetragen, und natürlich einen Kopf voller versengter Haare.
    Branntwein mit Chai war eine gefährliche Mischung.
    Doch das hier war stärker. Er fühlte sich nicht seiner Erinnerung beraubt, sondern war aufmerksamer denn je. Aber es handelte sich um eine eigenartige Form von Wachheit – fast so, als stünde er etwa einen Fuß breit neben sich und beobachtete seinen Körper und die Gedanken in seinem Kopf, ohne selbst einen Anteil daran zu haben.
    Endlich hatte er den Treppenabsatz erreicht. Seufzend drehte er sich um, wie ein Bergsteiger, der einen langen Aufstieg hinter sich gebracht hatte und nun den Ausblick ins Tal genießen wollte. Tatsächlich erschien ihm der Weg, den er schließlich gemeistert hatte, wie ein steiler Gebirgspass.
    Er lehnte ein Ohr an das Holz der Tür und lauschte. Tatsächlich vernahm er Stimmen im nächsten Raum, aber was sie sagten, konnte er nicht verstehen.
    Einem Teil von ihm war völlig bewusst, dass er in nüchternem Zustand fortgerannt wäre, hinaus auf die Straße und in Sicherheit. Dieser Teil beobachtete ängstlich und hilflos, wie der andere Pándaros stattdessen tief durchatmete und dann die Hand auf die Türklinke legte. Dem anderen Pándaros kochte der Malrastrank in den Adern. Er würde herausfinden, was Ranár zugestoßen war. Er steckte nun mittendrin in einer der Geschichten aus den Büchern, die er immer so gerne gelesen hatte. In diesem Moment war er mehr als ein kleiner Ordenspriester in einer

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