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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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abgetragenen Robe an der Grenze zum alten Mann, ein Stubenhocker, an dem das Leben ohne große Ereignisse vorbeigezogen war wie ein ruhiger, mittäglicher Strom. Er war ein Held aus den Geschichten seiner Kindheit, auf der Suche nach seinem Freund, der im Feindesland verschollen war. Er würde nicht umkehren.
    Die Stimmen hinter der Tür wurden lauter, als er sie einen Spalt aufdrückte.
    »... rede du doch mit ihnen, wenn du dir nicht sicher bist!«
    Halkats Stimme. Leise, aber gereizt.
    »Jetzt sei nicht gleich beleidigt«, ließ sich Gersan vernehmen. »Du weißt, wie sie sind. Die dulden keine Fehler, und wer darf es am Ende ausbaden, wenn es Ärger gibt?«
    Pándaros, noch immer sein Ohr dicht an der Tür, hörte Halkat etwas Unverständliches brummen. Für einen Moment herrschte Stille.
    Vorsichtig schob er seinen Kopf an den Türspalt und lugte hindurch. Viel war nicht zu erkennen. Ein verdunkeltes Zimmer, die Fenster mit Vorhängen verhangen. Nur einige Kerzen spendeten etwas Licht. Sie standen auf einem Aufbau an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand, der an einen Altar erinnerte. Ein aufrecht stehender, rechteckiger Spiegel hinter den Kerzen verdoppelte deren Flammen.
    Die beiden Männer standen vor dem Altar. Halkat hatte einen Dolch ergriffen und hielt ihn mit beiden Händen hoch über seinen Kopf. Pándaros hatte noch nie zuvor eine derartige Klinge gesehen. Im schwachen Schein der Kerzen schimmerte sie pechschwarz. Halkat murmelte leise etwas vor sich hin, das der Priester nicht verstehen konnte. Rasch fuhren seine Hände herab und stießen die Klinge mit leisem Klirren nacheinander in zwei bauchige Tonflaschen hinein, die vor ihm auf dem Altar standen. Dann legte er den Dolch beiseite, hob die Flaschen an und goss deren Inhalt gleichzeitig vor sich in eine gläserne Schale.
    Pándaros blinzelte überrascht. Als sich die Flüssigkeiten miteinander vermischten, begann ein helles, aber kaltes Schimmern von ihnen auszugehen. Der Raum war nun in ein eisblaues Licht getaucht.
    Schnell kippte Halkat den Inhalt der Schale über die Oberfläche des Spiegels. Das Licht strahlte noch heller, als hätte sich inmitten des rechteckigen Rahmens ein Fenster geöffnet.
    Pándaros konnte nicht sehen, was sich im Spiegel tat, denn Halkat verdeckte ihn inzwischen mit seinem Rücken. Gersan war neben ihn getreten. Beide schienen auf etwas zu warten.
    Mit einem Mal war eine leise Stimme zu hören. Zuerst dachte der Priester, sie käme aus einem Raum hinter dem Zimmer mit den beiden Männern. Doch dann erkannte er, dass die Worte aus dem Spiegel erklangen. Überrascht zuckte er zusammen, so heftig, dass die Tür, durch deren Spalt er lugte, erzitterte.
    »Was wollt ihr, Temari?«
    Die Stimme klang rau und mit winzigen, abgehackten Pausen zwischen den einzelnen Wörtern, als versuche jemand in einer Sprache zu sprechen, die ihm noch neu war.
    »Die Flammenzungen bitten darum, ihren Herrn Ranár sprechen zu dürfen«, sagte Halkat in unterwürfigem Ton.
    »Das ist nicht möglich. Ranár hat keine Zeit für euch. Was ihr zu sagen habt, werdet ihr mir sagen. Ich werde ihm berichten.«
    Pándaros glaubte, seinen Augen und Ohren nicht trauen zu können. Spielte der Rausch seinen Sinnen einen Streich, oder redeten die Kerle tatsächlich mit einem Unbekannten in einem Spiegel?
    »Es hat sich jemand nach unserem Herrn erkundigt«, sagte Gersan. »Einer seiner alten Freunde aus dem Orden. Wir haben ihn festgesetzt, um ihn zu befragen.«
    »Wartet.«
    Stille breitete sich aus. Die beiden Männer schwiegen. Pándaros Gedanken rasten. Der Name »Flammenzungen« kam ihm seltsam bekannt vor, aber in seinem Zustand konnte er nichts damit anfangen. Was würde nun geschehen?
    »Haltet den Temari fest« , zerriss plötzlich wieder die unheimliche Stimme die Stille. Er darf auf keinen Fall in den Orden zurück. Noch nicht. Ihr werdet ihn zu den Schriften von Anaria befragen.«
    »Anaria?«, wiederholte Gersan. »Das war doch einer der Gründer von T´lar, nicht wahr?«
    Die Stimme antwortete nicht. Die beiden Männer sahen sich unsicher an.
    »Fragt den Temari nach den Wächtern!« ,schnarrte die Stimme in barschem Ton. »Ihr werdet uns sagen, wo sie zu finden sind.«
    »Was meint ihr mit den Wä...«, begann Gersan, bevor sein Kamerad ihn hart in die Seite stieß, so dass er verstummte.
    »Das werden wir tun«, sagte Halkat. »Aber wie sollen wir vorgehen, wenn er dazu in die Schriftensammlung des Ordens gehen muss?«
    »Ihr werdet ihn

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