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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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»Und steck dein verdammtes Messer weg, du Schwachkopf! Was glaubst du, was die Feuerschlangen mit uns anstellen, wenn wir nichts anderes vorzuweisen haben, als eine Leiche!«
    »Schon gut«, brummte Halkat. »Aber sein Schafsgesicht schlag ich ihm trotzdem zu Brei dafür, dass er mich die Treppe runtergeworfen hat!« Er riss sich von Gersan los und stürmte dem Pulk hinterher auf die Straße.
    Sein Kamerad seufzte angewidert und rannte ihm nach.
    Inzwischen war es Pándaros, als ob er im Bauch eines riesigen Tieres stecken würde, das sich langsam, aber stetig immer weiter durch die Straße wälzte. Um ihn herum bewegten sich Körper dicht an dicht – verschwitzte, keuchende Männer, die sich heftig schoben und drängten. Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und erdrückt zu werden. Etwas weiter weg schwoll ein Gebrüll an, das den unmittelbaren Lärm der Menge, in der er feststeckte, noch übertönte. Es musste aus zahllosen Kehlen stammen, sowohl von Männern als auch Frauen.
    Zunächst war Pándaros zu überrumpelt, um zu verstehen, was sie schrien. Dann aber formte sich das Gebrüll in seinem Geist zu Worten, die in Wellen aufbrandeten.
    »Schnappt den Yarn! Los, Bu´ura!«
    «Fiscari! Schnappt den Yarn!”
    Mit einem Mal setzte sein Verstand wieder in der Gegenwart ein: das Yarnspiel! Er steckte mittendrin!
    Es war eines der ältesten Ballspiele, die man in Runland kannte, und es wurde nur zu Vellardin gespielt. Für seine Dauer verwandelte sich ganz T´lar in ein Spielfeld. Jedem, der in T´lar ansässig war, stand es frei, an dem Ereignis teilzunehmen. Wo man geboren war, bestimmte die Zugehörigkeit zu einer der beiden Mannschaften. Die Bu´ura, oder Bauern, setzten sich aus den Bewohnern der nördlichen Stadthälfte zusammen. Die Fiscari, die Fischer, dagegen bestanden aus den Einwohnern des Hafenviertels und der umliegenden Straßen, die in T´lars Süden lagen. Sie alle fanden sich an Vellardin am Alten Markt ein, wo in der Mitte des Rondells vom Gewinner des Vorjahres der Yarn hochgeworfen wurde: ein Ball, so groß wie eine Melone, der aus harten Lederstücken zusammengenäht war. Das Ziel des Spiels bestand darin, ihn entweder über die Friedhofsmauer am nördlichen Stadtrand zu werfen, was den Fiscari aus der Unterstadt den Sieg einbringen würde, oder ihn ins Wasser des Hafenbeckens zu tauchen, womit die Bu´ura der Oberstadt gewonnen hätten. Sobald der Yarn erst einmal hochgeworfen worden war und das Spiel begonnen hatte, verschwand er in einem dichten Gedränge von Spielern und war gewöhnlich für die zahlreichen Zuschauer erst wieder zu sehen, wenn eine der beiden Mannschaften gewonnen hatte.
    Von außen betrachtet war das Spiel rau und brutal, aber nichtsdestoweniger erfreute es sich ungeheurer Beliebtheit. Alle Versuche des Stadtrates, es wegen seiner Gefährlichkeit zu verbieten, waren kläglich am Widerstand der aufgebrachten Bürger gescheitert. Das Yarnspiel war mehr als nur einer der vielen unterschiedlichen Vellardinbräuche. Es gehörte zu T´lar wie der Orden und der Hafen. Sogar ein Orakel rankte sich um seinen jeweiligen Ausgang: Wenn in einem Jahr die Bu´ura gewannen, so kündigte dies eine gute Ernte an. Wenn dagegen die Fiscari die Gewinner waren, verhieß das reichen Fischfang.
    Pándaros hatte sich immer darüber amüsiert, dass prophetische Sprüche wie dieser, die Gutes verhießen, egal wie nun der Ausgang des Orakels sein mochte, beim Volk besonders beliebt waren. Er hatte dem Yarnspiel oft zugesehen, wie so ziemlich jeder Einwohner der Stadt, aber nie selbst mitgespielt. Um so erschrockener stellte er nun fest, sich mitten in diesem wilden Gedränge von Bu´ura und Fiscari wiederzufinden. Verschwitzt wie sie alle waren, und so laut, wie sie schnauften, musste das Spiel schon eine Weile andauern.
    Insgeheim versprach er dem Sommerkönig ein Opfer zum Dank dafür, nicht von den Kerlen umgerissen worden zu sein, als er auf die Straße gestolpert war. Während er grob von hinten gegen seine Vordermänner geschoben wurde, reckte er den Nacken, um zu sehen, wo die Menge hinsteuerte.
    Soweit er es hinter den ihn umgebenden Körpern erkennen konnte, schob sich der Pulk weiter die Straße am nördlichen Ausgang des Alten Marktes entlang. In vorsichtigem Abstand rannten die Zuschauer ihm hinterher oder vorneweg. Die größte Verletzungsgefahr bestand nämlich weniger für die Spieler als für Leute, die nicht aus T´lar stammten, das Yarnspiel nicht kannten und sich zu

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