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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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gingen.
    In hohem Bogen segelte der Yarn über die Friedhofsmauer. Er war kaum hinter der obersten Steinreihe verschwunden, als ein so donnernder Aufschrei durch die herbeirasende Menge ging, dass der im Gras liegende Priester glaubte, der Boden unter ihm würde nachgeben. Bei jedem Atemzug bohrten sich unsichtbare Dolche in seine Lungen. Über ihm schob sich Halkats Kopf vor das Blau des Himmels. Seine Finger griffen nach ihm. Aber sie erreichten ihn nicht. Mehrere Körper schoben sich vor ihn und drängten ihn ab. Andere Hände als die von Halkat rissen den Priester hoch und klopften ihm bewundernd auf die Schultern. Jemand fiel ihm in die Arme und brüllte ihm mit solcher Lautstärke Dankesworte in die Ohren, dass sie ihm schmerzten. Er fühlte, wie seine Beine den Boden verließen, und er hochgehoben wurde. Eine Gruppe von johlenden Spielern trug ihn unter lautem Beifall über den Rasen.
    Für einen kurzen Moment glaubte Pándaros in dem Wirrwarr von erhitzten und glücklichen Gesichtern unter ihm Halkats wütende Fratze zu erkennen, und neben ihm Gersans langen, blonden Haarschopf. Dann verschwammen die Gestalten seiner beiden Verfolger in der See der aufgerissenen Augen und der schreienden Münder.
    Er ließ den Kopf in den Nacken fallen. Was für ein Vellardinfest! Wenn nur Ranár gesehen hätte, dass ausgerechnet er, ein T´lar-Priester, das Yarnspiel für die Fiscari entschieden hatte! Wie er gelacht hätte! Es wäre ein Streich nach seinem Geschmack gewesen.
    Das Gesicht seines verschollenen Freundes tauchte aus den Tiefen seines Geistes vor ihm auf, so deutlich, als stünde er direkt vor ihm. Gleichzeitig verblich das Jubelgeschrei der Menge um ihn herum, als wäre es die ganze Zeit über genau umgekehrt gewesen, als hätten all diese Menschen allein aufgrund seiner Einbildungskraft ihr Leben besessen. Das Yarnspiel, die Zuschauer, seine Verfolger, sie alle waren nichts weiter als eine Geschichte gewesen. Nur Ranárs Gesicht selbst war echt.
    Ernst und flehentlich blickten seine Augen ihn an.
    Hilf mir, Pándaros!
    Der Priester versuchte, seinen Mund zu öffnen, um ihm zu antworten, aber es gelang ihm nicht. Seine Lippen waren verschwunden. Starr wie ein Stein erwiderte er Ranárs Blick.
    Sie lässt mich entsetzliche Dinge tun – und ich kann es nicht verhindern! Mit jedem Tag werde ich schwächer, bald werde ich verschwunden sein. Dann gibt es nur noch sie!
    Mit aller Kraft versuchte Pándaros, eine Antwort hervorzubringen, doch es gelang ihm nicht. Etwas krampfte sich rasend schmerzhaft in seiner Brust zusammen, als würde sich in seinem Inneren eine Faust ballen. Gleichzeitig verging Ranárs Gesicht vor ihm wie eine Rauchsäule in einem plötzlichen Luftzug. Alles um den Priester wurde dunkel, und er verlor das Bewusstsein.

7
    Der Wind, der von der offenen See auf die Bucht von Andostaan traf und weiter ins Landesinnere zog, führte noch immer Brandgeruch mit sich. Alcarasán saß am Rand einer der Klippen, die sich über der zerstörten Stadt erhoben, und blickte in die Tiefe. Er verzog sein Gesicht. Wie stark alle Sinneseindrücke dieser Welt auf ihn einprasselten! Vor Jahanila hatte er sich beherrscht. Sie brauchte nicht zu wissen, dass es ihm ebenso wie ihr nicht leicht fiel, diese grobstoffliche Umgebung in all ihrer Unmittelbarkeit zu ertragen. Aber jetzt war er gerade allein, also wozu noch eine teilnahmslose Miene zeigen?
    Mit geschlossenen Augen atmete er durch. Jede Bewegung in dieser Welt erschien ihm träge. Selbst das Luftholen bereitete Mühe. Bestimmt konnte man sich daran gewöhnen, bestimmt fiel es einem nach längerer Zeit nicht mehr auf. Aber der Umstand blieb, dass es hier viel schwieriger war, Magie zu wirken, als in Vovinadhár oder anderen Welten, die er bisher bereist hatte.
    Wenn alle Welten so wären wie diese , schoss es ihm durch den Kopf, dann hätten sich wohl die meisten Rassen schon längst zusammengeschlossen, um das Chaos aus seiner Verbannung zurückzubringen, und wenn sich die Götter der Ordnung noch so sehr dagegenstemmten.
    Er schüttelte sich unwillkürlich, wie um diesen Gedanken wieder zu vertreiben. Solche verrückten Ideen hätten zu seinem Vater gepasst, nicht zu ihm. Lieber eine Welt, die zwar ein Übergewicht an Ordnung aufwies, aber dafür Verlässlichkeit und Sicherheit bot!
    Wie schwer es ihm wohl fallen würde, hier seine Flügel auszubreiten und sich mit der Kraft seines Willens in der Luft zu halten, wie er es gewohnt war? Bestimmt würde es ihn bei

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