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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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»Das passiert mir immer wieder! Warum fällt es mir nur so schwer, meinen Mund zu halten!«
    »Weil du ein ähnlicher Hitzkopf bist, wie ich es damals war«, entgegnete Alcarasán. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln spielte um seinen Mund, bevor es wieder verschwand, als ob es nie dagewesen wäre.
    »Oláran hatte sich jedenfalls gründlich in der Natur der Maugrim getäuscht. Vielleicht war er sogar der Meinung gewesen, sie wären ihm dankbar, wenn er das Blut ihres kostbaren Schmetterers bewahrte, um daraus die Menschen zu erschaffen. Womöglich hoffte er, die Maugrim würden verstehen, dass er all das nur tat, um das Alte Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen und ihren kostbaren Chaosgöttern einen Weg in diese Welt zu öffnen. Aber letztendlich hat er die Maugrim nicht begriffen. Sie hatten kein Verständnis und empfanden auch keine Dankbarkeit. Sie sahen nur die Demütigung – Carnarons Blut in der Lebenskraft einer neuen Rasse, geschaffen zum Dienen, wie sie glaubten. Das war mehr, als ihr Stolz ertragen konnte.«
    Er brach einen weiteren Stein vom Klippenrand ab und schleuderte ihn nach unten.
    »Olárans Plan ist es zu verdanken, dass so viele von jenen, die ich kannte, in Mehanúr starben«, sagte er. Seine Stimme klang rau.
    »Das Alte Gleichgewicht ...« murmelte Jahanila. »Du ... du solltest nicht so sprechen – als Restaran.«
    Sie machte eine Pause, als erwartete sie, dass Alcarasán sie empört über ihre Kühnheit zurechtweisen würde. Aber es kam keine Entgegnung.
    Schließlich sprach Jahanila weiter. »Die Herren der Ordnung sagen, dass die Alte Welt zu Beginn der Schöpfung kein wirkliches Gleichgewicht kannte. Sie sagen, dass die Mächte des Chaos seit ihrer Entstehung danach trachteten sich auszubreiten, um wie ein Geschwür immer weiter zu wuchern. Bestimmt haben sie damit recht. Das erste wahrhaftige Gleichgewicht war jenes, das die Welt nach der Verbannung des Chaos erfuhr, als das neue Zeitalter unter der Schirmherrschaft der Ordnung begann. – Ich weiß, dass du selbst nicht an die Lügen der Rebellen vom sogenannten ›Alten Gleichgewicht‹ glaubst. Aber in diesen Zeiten sollte man bestimmte Worte erst gar nicht in den Mund nehmen. Die Herren der Ordnung haben viele Zuträger, gerade auch unter unserem Volk, und wir sind hier nicht unter Freunden.«
    »Gut gesprochen!«
    Fast gleichzeitig fuhren die beiden Serephin herum. Ranár stand hinter ihnen und blickte lächelnd auf sie hinab. Der starke Wind über den Klippen zerzauste ihm die schwarzen Haare. »Heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein«, sagte er. »Es ist gefährlich, bestimmte Ausdrücke im Mund zu führen, die ebenfalls von den Rebellen benutzt werden. Wer das tut, könnte schnell in dieselbe Ecke gestellt werden.«
    Alcarasán erhob sich, so dass er sich mit Ranár auf Kopfhöhe befand. Hinter ihm stand Jahanila ebenfalls auf. »Meine Ergebenheit gehört den Lamazhabin der Vier Städte«, erwiderte er ruhig. »Und diese sind, wie wir alle wissen, den Herren der Ordnung verpflichtet.«
    »Ich zweifle nicht an deiner Ergebenheit!«, entgegnete Ranár. »Aber du solltest den Rat deiner Untergebenen beherzigen, so vorlaut er auch gewesen sein mag.«
    Jahanila senkte den Kopf. Ein Ausdruck von Scham verdüsterte ihre Miene.
    »Ich könnte mich jederzeit für die Brüder und Schwestern unter meinem Befehl verbürgen«, fuhr Ranár fort. »Sie sind Krieger, keine Schwätzer, die bösartige Gerüchte in die Welt setzen. Aber hüte dich vor dir selbst, Restaran! Wir, die wir beide einem heiligen Orden angehören, wissen, welche Macht ein ausgesprochenes Wort besitzt. Nimmst du eine Redensart wie das ›Alte Gleichgewicht‹ nur oft genug in den Mund, so mag es irgendwann soweit kommen, dass du selbst an diese Lüge zu glauben beginnst. Darin liegt ihre Tücke.«
    Ranárs eisblaue Augen blickten Alcarasán an, ohne sich im Mindesten zu bewegen. Dem Serephin erschienen sie wie zwei stählerne Kugeln, auf eine eigenartige Weise starr, sogar leblos, und dennoch dabei gleichzeitig von einem lodernden Feuer erfüllt. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wer eigentlich das Wesen war, das den menschlichen Körper dieses jungen Mannes ausfüllte und beherrschte.
    »Kommt mit mir!« Ranár wandte sich um, und Alcarasán war es, als würde ein unsichtbarer Bann von ihm fallen. Der grüblerische Moment war verschwunden. Ranár ging vom Rand der Klippe zurück in die Richtung der Festung. Der Wind in seinem Rücken zerrte an seinem

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