Runlandsaga - Wolfzeit
etwas heller um sie herum. Tatsächlich bedeckten Felsbrocken den Gang. Sie hatten ihn bis unter die Decke versiegelt.
»Wer auch immer da drinnen noch am Leben ist«, ließ sich Jenasar hinter den beiden vernehmen, »er wird schnell schwächer. Wenn wir ihn nicht gleich finden, dann schaffen wir nur noch eine Leiche ins Freie.«
»Den Schutt wegzuräumen dauert zu lange.« Alcarasáns Stimme klang rau vor Enttäuschung. Wütend beugte er sich zu einem der Felsbrocken herab und riss an ihm. Er wusste genau, dass es nichts bringen würde. Selbst wenn es ihm gelang, ein Loch freizulegen, würden sie zu langsam vorankommen. Inzwischen würde das Leben dahinter ein letztes Mal aufflackern und verlöschen.
Der Felsbrocken löste sich unter der Kraft, die ihm sein Ärger verlieh. Manari trat zur Seite. Alcarasán packte den Stein mit beiden Händen und schleuderte ihn zu Boden. Es platschte laut, als der Brocken in eine Pfütze zu den Füßen des Serephins plumpste.
Auf der Stirn des Mannes, der einmal Ranár geheißen hatte, hob sich eine Augenbraue.
»Was ist das denn?«, murmelte Manari überrascht.
»Was meinst du?«, fragte Jenasar.
»Das Wasser! Wo kommt das her?« Sie ließ sich auf ihre Knie nieder. Alcarasán tat es ihr nach. Mit einer Bewegung seiner Hand ließ er die Lichtkugel über sich ein wenig herabsteigen, so dass sie den Boden des Ganges beleuchtete. Jetzt sahen sie alle die tiefe Pfütze zu ihren Füßen, wo die Felsbrocken ihnen den Weg versperrten.
Jenasar blickte verständnislos von Manari zu Alcarasán. »Schön. Dreckiges Wasser. Was soll damit sein? Hilft uns das, die Steine rechtzeitig wegzuschaffen und unsere Leute zu retten?«
»Ich bin diesen Weg zum Quelor in den letzten Tagen wieder und wieder gegangen«, sagte Manari leise, als hätte sie den Serephin neben sich nicht gehört und spräche zu sich selbst. »Da gab es keine Pfützen.«
Mit einem Mal lief Alcarasán ein Schauer über den Rücken. Entgeistert starrte er den Temari an, der sich ihm als seine Schwester offenbart hatte.
»Beim Drachen des Feuers! Du meinst doch nicht etwa...«
»Genau! Das ist kein Wasser! Jemand hat es bis hierher geschafft und im letzten Moment seine Gestalt gewandelt, um nicht erschlagen zu werden.«
Jetzt kniete sich auch Jenasar auf den Boden. »Sich in dieser Welt in etwas so völlig anderes zu verwandeln, verlangt eine ungeheure Anstrengung!«, stieß er aufgeregt hervor. »Das ist nicht lange durchzuhalten.«
»Er muss völlig erschöpft sein«, meinte Manari mitfühlend. »Deswegen waren seine Lebenszeichen auch so schwach, dass wir dachten, er sei noch weiter von uns entfernt.« Sie hob den Kopf und wandte sich ihren beiden Begleitern zu. »Schnell! Ihr müsst ihm helfen, damit er am Leben bleibt. In meinem Temarikörper kann ich nichts für ihn tun, aber ihr!«
Sie hatte kaum ausgesprochen, als Jenasar die Augen schloss und seine Hände in die Pfütze tauchte. Auch Alcarasán beugte sich vor und stieß seine Hände in das Wasser.
Nass.
Kalt. So kalt.
Eisig wie der Tod. Ein Leben, ein einzelnes, das sich mit den Fingerspitzen am Abgrund festkrallt. Ich glaube, es ist ein Mann. Er wird nicht mehr lange durchhalten.
Hier! Nimm meine Hände, halte dich an ihnen fest! Sie sind warm und kräftig.
Wie er zieht! Je mehr Kraft ich ihm durch meine Hände sende, desto mehr will er von mir nehmen, gierig wie ein Verdurstender in der Gluthitze einer Wüste. Nicht so schnell! Du laugst mich aus, und am Ende liegen wir beide tot am Boden. NICHT SO SCHNELL!
Jenasar! Gib ihm auch von deiner Lebenskraft, einen allein wird er zu sehr schwächen.
Gut so! Wirst du es schaffen, wieder in deine ursprüngliche Gestalt zu wechseln?
Wir sind bei dir, du kannst es! Wir werden dich hinauftragen und deine Wunden versorgen, aber zuerst musst du wieder in deine alte Gestalt zurück!
Alcarasán spürte, wie ihm schwindlig wurde. Schwarze Flecken blühten in seinem Verstand auf. Ärgerlich schüttelte er den Kopf und biss die Zähne aufeinander. Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden, sonst würden sie ihn verlieren! Er musste ihm nur noch ein wenig mehr von seiner Kraft geben, dann würde der Serephin es schaffen, wieder in seine ursprüngliche Form zu wechseln!
Jenasar neben ihm schwankte vor und zurück, seine Hände weiterhin in die dunkel schimmernde Pfütze getaucht. Auch er war offenbar allmählich völlig ausgelaugt. Aber noch immer änderte sich nichts am Zustand des Wassers. Manari beobachtete die
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