Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
Ich muss mich dem stellen. Lass mich gehen. Bitte!«
Cain seufzte. »Ich lasse dich ja immer gehen, B. Du bittest mich ja nicht das erste Mal darum. Und ich versuche mein Bestes, aber es macht mich so unendlich fertig.«
Eines Tages würde er mir dafür danken, dass ich ihn verlassen hatte. »Das tut mir leid, Cain. Aber ich muss los. Er wartet auf mich.«
Cain griff wieder nach dem Koffer und stieß die Fliegengittertür mit der Schulter auf. Sobald Rush uns sah, stieg er aus dem Rover. »Cain, sag ihm bitte nichts«, flüsterte ich.
Cain nickte, und ich folgte ihm die Treppe hinunter. Rush stand unten und sah zu mir hoch. »Sind das deine ganzen Sachen?«, fragte er.
»Japp.«
Cain machte keinerlei Anstalten, ihm den Koffer oder den Karton auszuhändigen. An Rushs Kiefer zuckte ein Muskel, und ich wusste, er riss sich gerade sehr zusammen.
»Gib ihm die Sachen, Cain«, bat ich und stupste ihn in den Rücken.
Seufzend überreichte Cain Rush mein Gepäck, der damit zum Rover marschierte.
Cain drehte sich zu mir um und murmelte: »Du musst es ihm sagen, okay?«
»Mach ich. Irgendwann. Nachdem ich mir alles gut durch den Kopf habe gehen lassen.«
Cain sah an mir vorbei zu meinem Pick-up. »Den Wagen lässt du hier?«
»Ich hatte gehofft, du würdest ihn vielleicht irgendwo bei der Autowerkstatt hinstellen und ein Verkaufsschild dranhängen können. Ein Tausender lässt sich vielleicht noch rausschlagen. Dann könntest du eine Hälfte davon behalten und mir die andere schicken.«
Cain runzelte die Stirn. »Ich verkaufe den Pick-up gern für dich, B, aber Geld will ich dafür nicht. Ich schicke dir alles, völlig klar.«
Ich versuchte nicht, ihm das auszureden. Er brauchte das für sein Ego, und ich ließ ihn. »Danke, das ist nett. Aber könntest du zumindest Granny Q etwas davon geben? Dafür, dass sie mich hier hat wohnen lassen und so.«
Cains riss die Augenbrauen hoch. »Willst du, dass meine Granny nach Rosemary gedüst kommt und dir das Fell über die Ohren zieht?«
Lächelnd legte ich ihm die Hände auf die Schultern, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Ich danke dir – für alles«, flüsterte ich.
»Du kannst zurückkommen, wenn du mich brauchst. Immer.« Seine Stimme brach, und ich wusste, ich musste gehen. Ich trat zurück und nickte noch einmal, ehe ich mich umdrehte und zum Rover ging.
Rush hielt schon die Beifahrertür auf und schloss sie dann hinter mir. Ich beobachtete, wie er Cain einen Blick zuwarf, als er um den Rover herumging und dann einstieg. Ich war wirklich im Begriff, es zu tun. Ich ließ alles hinter mir, was sicher war, und wagte den ersten Schritt, um meinen Platz in der Welt zu finden.
S ie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, und ich fragte lieber nicht, ob alles okay sei. Nicht, dass sie es sich plötzlich anders überlegte und in Sumit blieb! Sicherheitshalber hielt ich den Mund, bis wir die Stadt ein gutes Stück hinter uns gelassen hatten. Wie sie in ihrem Schoß die Hände rang, beunruhigte mich allerdings. Ich wünschte, sie würde irgendetwas sagen.
Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, ich musste wissen, wie es ihr ging. »Alles okay?«
Sie nickte. »Ja. Aber ein bisschen mulmig ist mir schon. Schließlich kehre ich Sumit diesmal für immer den Rücken. Und dass kein Dad auf mich wartet, der mir unter die Arme greifen könnte, weiß ich diesmal auch. Da fällt der Abschied schwerer.«
»Du hast mich«, erwiderte ich.
Sie neigte den Kopf zur Seite und sah mich an. »Danke. So eine Antwort kann ich gerade wirklich gut brauchen.«
Himmel noch mal, wenn sie wollte, nahm ich ihr die Antwort auf, dann konnte sie sie bei Bedarf immer wieder von Neuem anhören. »Glaub bitte nie, du bist allein.«
Sie lächelte mich schwach an und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder der Straße zu. »Ich kann dich übrigens gern am Steuer ablösen, wenn du jetzt schlafen möchtest?«
Was für ein verlockender Gedanke, sie angucken zu können, so lange ich wollte! Andererseits erwartete sie, dass ich dann schliefe, und ich wäre schön blöd, wenn ich die gemeinsame Zeit mit ihr einfach verpennte. »Lieb von dir, danke. Aber das Fahren macht mir nichts aus.«
Auf dem Hinweg hatte ich in einem Drive-in haltgemacht und uns etwas zu essen gekauft. Aber sie hatte geschlafen, und ich wollte sie nicht wecken. Entsprechend musste sie nun ganz schön Kohldampf haben.
»Ich habe einen Bärenhunger. Worauf hättest du denn Lust?«,
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