Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
auch. Sie hat uns allen bewiesen, dass sie zur Schule gehen, sich um ihre kranke Mom und um sich selbst kümmern kann.« Sie sah von mir zu Cain, und um ihre Lippen trat ein trauriger Zug.
»Es bricht mir das Herz, dass du schon wieder solch eine Hürde überwinden musst, du junges Ding, du. Das Zimmer hier ist jedenfalls immer für dich frei! Aber wenn du gehen möchtest, dann hast du auch dazu meinen Segen. Pass nur immer gut auf dich auf.« Sie kam zu mir und zog mich in ihre Arme. »Ich liebe dich, als würdest du zur Familie gehören. Schon immer«, flüsterte sie mir ins Haar.
Mir stiegen Tränen in die Augen. »Ich dich auch!«
Sie löste sich von mir und schniefte. »Wir hören voneinander«, sagte sie, wandte sich zum Gehen, warf aber noch mal einen Blick zu mir zurück. »Jeder Mann verdient es zu erfahren, dass er ein Kind hat. Selbst wenn er nicht Teil seines Lebens sein soll, wissen muss er’s! Denk dran.«
Sie ging hinaus und ließ Cain und mich wieder allein zurück. Ich stopfte die letzten Sachen in den Koffer, zog den Reißverschluss zu und nahm ihn am Griff. Das Übelkeitsgefühl hatte zugenommen. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund.
»Scheiße, B, Hände weg von dem Koffer. Gib ihn mir. Du sollst doch jetzt keine schweren Sachen tragen. Siehst du, wer kümmert sich darum, dass du gut auf dich aufpasst?«
Der beste Freund meines Lebens war zurückgekehrt, und der verrückte Kerl, der mich zu lieben glaubte, war verschwunden. »Ich hab’s Bethy erzählt. Sie weiß also Bescheid, und ich passe schon auf mich auf. Hab gerade nur nicht nachgedacht. Das ist ja alles neu für mich. Und ich glaube, gleich wird mir schlecht.«
»Was kann ich tun?«, fragte er panisch.
»Cracker wären nicht schlecht.«
Er stellte den Koffer ab und rannte aus dem Zimmer, um Cracker zu besorgen. In weniger als einer Minute war er mit einer Packung Salzcracker und einem Glas zurück. »Granny Q hat dich gehört. Sie hatte die Packung schon rausgeholt und dir ein Glas mit Gingerale eingeschenkt. Ale würde den Magen beruhigen, meint sie.«
»Danke.« Ich setzte mich aufs Bett, um einen Cracker zu essen und an dem Gingerale zu nippen. Beide schwiegen wir. Langsam ließ die Übelkeit nach, und ich wusste inzwischen, dass man dann zu essen aufhören musste. Zu viel, und es kam einem nach kurzer Zeit wieder hoch. Ich stand auf und hielt Cain die Packung und das Glas hin.
»Stell’s einfach irgendwohin. Ich hol’s dann später.« Er nahm meinen Koffer. »Gib mir auch den Karton da. Den kannst du nicht tragen«, sagte er und nahm mir den Karton mit Sachen ab, den ich von meinem letzten Umzug noch gar nicht ausgepackt hatte. Ich hängte mir noch die kleine Tasche über die Schulter, und Cain ging ohne ein weiteres Wort zur Tür. Ich folgte ihm und betete, dass er keinen Unsinn machte, wenn er draußen auf Rush traf.
Wir erreichten die Tür, die auf die Veranda führte, und er stellte den Koffer ab und wandte sich noch einmal zu mir um.
»Du musst nicht mit ihm fahren. Ich habe dir gesagt, dass ich dir zur Seite stehe. Du hast mich, Blaire! Du hattest mich immer.«
Cain glaubte wirklich, was er sagte. Das sah ich ihm an. Aber ich wusste es besser. Wenn ich einen Freund brauchte, dann würde Cain zur Stelle sein, aber als Retter kam er nicht infrage. Außerdem brauchte ich sowieso keinen. Ich hatte ja mich.
Ich zog meine Tasche höher auf die Schulter und überlegte, wie ich es ihm noch einmal ganz schonend beibringen konnte. Eigentlich hatte ich ja schon alles versucht. Er wollte die Wahrheit einfach nicht hören. Wenn ich wieder davon anfing, dass er mich im Stich gelassen hatte, als meine Mom krank wurde und ich mich so allein fühlte, würde ihm das nur wehtun. »Ich muss das machen.«
Cain stieß ein Knurren aus und fuhr sich durchs Haar. »Du glaubst nicht, dass ich mich um dich kümmern könnte. Das tut wirklich so verdammt weh!« Er lachte frustriert auf. »Aber gut, wieso solltest du auch? Ich habe dich schon mal im Stich gelassen. Als deine Mom so krank wurde … aber da war ich noch ein halbes Kind, B! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass jetzt alles ganz anders aussieht? Ich weiß, was ich will. Ich … Gott, B, ich will dich!«
In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Aber nicht etwa, weil ich ihn liebte, sondern weil mir an ihm lag. Cain war so lange ein Teil meines Lebens gewesen. Schon seit ich mich erinnern konnte. Ich griff nach seiner Hand. »Bitte versteh doch. Das ist etwas, das ich tun MUSS .
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