Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
musste reden, na gut, dann ließ ich sie auch.
»Sorry, ich hätte es dir sagen sollen«, sagte sie. »Das weiß ich. Ich hätte es auch noch getan, wenn auch wahrscheinlich nicht unter solchen Umständen wie heute. Ich brauchte noch Zeit, um zu entscheiden, wohin ich als Nächstes gehen und was ich mit meinem Leben anfangen würde. Ich wollte Geld beiseitelegen und irgendwo einen Neubeginn wagen. Dem Kind zuliebe. Erzählt hätte ich es dir auf jeden Fall, das musst du mir glauben.«
Sie wollte es mir erzählen und mich dann verlassen? Panik ergriff mich. Das konnte sie mir nicht antun. »Du kannst mich nicht verlassen!«, sagte ich ihr klipp und klar. Das musste sie doch kapieren.
Blaire senkte den Blick und betrachtete unsere Hände. Ich verschlang meine Finger mit ihren. Allein dadurch bewahrte ich augenblicklich noch meine Fassung. »Rush«, sagte sie leise. »Ich möchte nicht, dass sich mein Kind je unerwünscht fühlt. Deine Familie …« Ihre Stimme verlor sich, und sie war im Gesicht blass geworden.
»Wenn ich sie allesamt bitte, etwas zu akzeptieren, dann wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als es auch zu tun. Wenn nicht, dann nehme ich dich und mein Kind und lasse sie all ihre verdammten Rechnungen selbst bezahlen. Du stehst an erster Stelle, Blaire.«
Sie schüttelte den Kopf, entzog mir ihre Hand und stand auf. »Nein. Das sagst du jetzt so, aber es stimmt nicht. Das hat vor einem Monat nicht gestimmt und tut es jetzt genauso wenig. Du wirst sie mir immer vorziehen. Oder zumindest Nan, und das ist okay, ich versteh’s ja. Ich kann nur nicht damit leben. Und deshalb auch nicht hierbleiben.«
Die Tatsache, dass ich ihr das über ihren Dad nicht erzählt hatte, würde mich mein restliches Leben verfolgen. Dadurch, dass ich Nan beschützen wollte, hatte ich das vermasselt, woran mir am meisten lag. Ich stand auf und ging auf sie zu. Sie wich vor mir zurück, bis sie an der Wand lehnte. »Niemand. Kommt. Vor. Dir!«
Ihre Augen glitzerten von ungeweinten Tränen, und sie schüttelte den Kopf. Verdammt noch mal, dass sie mir einfach nicht glauben wollte!
»Ich liebe dich«, versuchte ich es wieder. »Als du in mein Leben getreten bist, habe ich dich nicht gekannt. Nan hatte bei mir Vorrang. Aber das hat sich durch dich verändert. Du hast überhaupt alles verändert. Und ich wollte dir ja alles sagen. Das Blöde war, dass meine Mom zu früh wieder zurückgekommen ist. Ich hatte so einen Riesenbammel, dich zu verlieren, dass ich dich erst recht verloren habe. Nichts und niemand nimmt dich mir wieder weg. Ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, dir zu beweisen, dass ich dich liebe. Du und dieses Baby«, ich berührte ihren flachen Bauch, und sie erbebte, »stehen an erster Stelle.«
»Ich möchte dir ja so gern glauben«, sagte sie und schluchzte auf.
»Dann lass es mich dir beweisen. Wenn du mich verlässt, kann ich das nicht. Bleib bei mir, Blaire. Und gib mir eine Chance. Bitte!«
Eine einzelne Träne rollte ihre Wange herab. »Ich werde rund und dick werden. Babys weinen die ganze Nacht hindurch, und sie kosten Geld. Ich werde nicht mehr dieselbe sein. Wir werden nicht mehr dieselben sein. Du wirst es bedauern.«
Es war zum Verzweifeln. Egal, wie oft ich es ihr sagte, sie glaubte mir nicht! Alle, die sie geliebt und denen sie vertraut hatte, hatte sie verloren. Warum sollte sie mir da glauben? Die einzigen Männer in ihrem Leben hatten sie verlassen. Sie betrogen. Etwas anderes erwartete sie gar nicht.
»Dieses Kind hat dich zu mir zurückgebracht. Es ist ein Teil von uns. Was soll ich da bedauern? Und du kannst meinetwegen so dick werden wie ein Wal, ich liebe dich trotzdem.«
Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. »So dick wie ein Wal werde ich aber besser mal nicht!«
»Mir egal«, erwiderte ich achselzuckend.
Ihr Lächeln verschwand schnell wieder. »Deine Schwester. Die dreht doch durch, wenn sie davon erfährt. Von mir. Und dem Baby.«
Mit Nan würde ich mich befassen. Wenn sie damit nicht klarkam, dann ging ich mit Blaire eben weit genug weg von meiner Schwester. Blaire hatte schon Kummer genug gehabt. Ich ließ nicht zu, dass jemand ihr wehtat. »Ich passe auf dich auf, und du hast Vorrang, vertrau mir.«
Blaire schloss die Augen und nickte.
Mir schwoll die Brust, und ich hätte am liebsten laut in die ganze Welt hinausgeschrien, dass diese Frau mir gehörte. Stattdessen hob ich sie in meine Arme. »Wo ist dein Schlafzimmer?«, fragte ich.
»Das letzte
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