Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
noch verängstigter, als ich es während des Telefongesprächs schon war.
»Geh ins Haus, Blaire. Ich muss weg. Nan hatte einen Unfall. Mit irgendeinem Segelboot.« Er kniff fest die Augen zusammen und murmelte einen Fluch. »Ich muss sofort los. Ich ruf dich an, wenn ich kann.«
»Ist sie verletzt? Kann ich nicht mitkommen?«
» NEIN! «, brüllte er, den Blick noch immer nach vorn gerichtet. »Du kannst nicht mitkommen! Wieso fragst du das überhaupt? Meine Schwester liegt auf der Intensivstation und ist nicht ansprechbar. Ich muss schleunigst zu ihr, also steig bitte aus!«
Er machte sich Sorgen und hatte Angst, schon klar. Aber ich wollte für ihn da sein. Ich liebte ihn und wollte nicht, dass er allein litt. »Rush, bitte lass mich mitkommen …«
» STEIG AUS DEM VERDAMMTEN AUTO AUS «, brüllte er so laut, dass mir die Ohren wehtaten. Ich schnappte mir meine Tasche und tastete nach dem Türgriff.
Er ließ den Motor aufheulen und starrte weiter geradeaus. Das Steuer hielt er so fest umklammert, dass seine Finger inzwischen weißer waren als sein Gesicht. Ich hätte gern noch etwas gesagt, aber er war so durch den Wind, dass ich Angst hatte, wie er darauf reagieren würde. Weder wollte er, dass ich sprach, noch wollte er mich ansehen.
Und ich wollte vor ihm nicht weinen. Das war das Letzte, was er jetzt brauchte. Also stieg ich, so schnell ich konnte, aus dem Rover aus. Noch ehe ich die Tür wieder richtig geschlossen hatte, legte er schon den Rückwärtsgang ein und schoss aus der Einfahrt. Ich stand nur da und schaute zu, wie er davonraste. Ich konnte ihm nicht helfen. War unerwünscht.
Inzwischen rannen mir die Tränen übers Gesicht. Er litt. Und mir zerriss es das Herz deswegen. Sobald er bei Nan war und sie sah, würde er mich anrufen. An diesen Gedanken klammerte ich mich.
Schließlich drehte ich mich um und blickte zum Haus. Es war groß, weitläufig und finster. Ohne Rush hatte es nichts Einladendes. Allein wollte ich hier nicht bleiben, aber ich hatte auch kein Auto, mit dem ich irgendwohin hätte fahren können. Ich hätte bei Bethy wohnen bleiben sollen. Ich war viel zu früh bei Rush eingezogen. Überhaupt war alles viel zu schnell gegangen. Nun kam alles auf den Prüfstand. Dabei war ich mir nicht sicher, ob ich dazu schon bereit war.
Ich hatte keine Lust, Bethy anzurufen, ihr zu sagen, dass Rush weggefahren war und ich jemanden bräuchte, der mich am nächsten Tag zur Arbeit fuhr. Sie würde garantiert ihren Senf dazugeben, und das würde mich nur noch mehr herunterziehen. Ich konnte verstehen, warum Rush so reagiert hatte, Bethy dagegen würde das nicht. Zumindest glaubte ich das. In letzter Zeit hatte Rush bei Bethy einige Punkte sammeln können, zum Beispiel als er mir den Ring an den Finger gesteckt hatte. Ich wollte, dass das so blieb.
Ich öffnete meine Tasche, um den Schlüssel herauszuholen, doch dann dämmerte mir, dass ich gar keinen mitgenommen hatte. Rush hatte mich zur Arbeit gefahren, und ich hatte gedacht, ich bräuchte keinen. Als ich wieder einen Blick auf das dunkle Haus warf, war ich fast schon erleichtert, dass ich nicht darin übernachten musste. Der Klub lag nur etwa drei Meilen entfernt. Das schaffte ich zu Fuß. Und vom Klub zu Bethy war es dann nur noch ein Katzensprung. Der leichte Wind am Abend hatte die Luft angenehm abgekühlt, deshalb würde das schon gehen. Ich hängte mir meine Tasche über die Schulter und marschierte auf der gepflasterten Einfahrt zur Straße.
Bis zu Bethys Wohnung brauchte ich gut über eine Stunde. Doch ihr Wagen stand nicht auf dem Parkplatz. Gut möglich, dass sie bei Jace übernachtete. Dumm, dass ich daran nicht gedacht hatte! Ich blieb stehen und starrte die Tür an. Ich hatte nicht mehr die Kraft, den ganzen Weg zurückzugehen. Das hatte ich nun von davon, aus reiner Dickköpfigkeit niemanden um Hilfe gebeten zu haben!
Ich bückte mich, sah unter den Fußabstreifer und entdeckte den Ersatzschlüssel. Nach meinem Auszug musste ihn Bethy dort wieder deponiert haben. Gott sei Dank! Ich bezweifelte, dass sie vor dem nächsten Tag zurückkäme. So kam ich darum herum, ihr alles brühwarm erzählen zu müssen.
Ich nahm den Schlüssel an mich und ging gleich ins Badezimmer, um zu duschen. Rush hatte darauf bestanden, dass Bethy das von ihm gekaufte Bett in dem zweiten Schlafzimmer behielt, anstatt es bei meinem Umzug mitzunehmen. Noch etwas, worüber ich nun froh sein konnte.
Ich schaffte es, zur Arbeit zu gehen, ohne dass Bethy
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