Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
du ihm noch mal?«
Bethy zuckte die Achseln. »Mal sehen!«
D ie Schule hatte wieder angefangen. Urlauber und Sonnenhungrige waren abgereist. Im Klub war nun längst nicht mehr so viel los, und entsprechend spärlicher fiel das Trinkgeld aus.
Am meisten aber beschäftigte mich, dass Rush seit dem Abend in unserer Wohnung, als er gesagt hatte, er hätte seine Familie über seine Heiratsabsichten informiert, kein Wort mehr darüber verloren hatte. Nichts. Manchmal fragte ich mich, ob er es sich anders überlegt oder ich mir das Ganze nur eingebildet hatte.
Hätte mich Bethy nicht wöchentlich darauf angesprochen, hätte ich auf Letzteres getippt. Jedes Mal, wenn ich es verneinen musste, regte sie sich ein bisschen mehr auf. Ganz zu schweigen davon, dass es mir einen Stich ins Herz versetzte. Ich befürchtete, er hätte es sich noch mal überlegt und sei zu dem Schluss gekommen, dass es ein Fehler wäre. Ich hätte wirklich nie im Traum daran gedacht, dass er mich heiraten wollte. Ich war davon ausgegangen, wir würden das Kind getrennt großziehen. Wenn ich an die Zukunft dachte, blendete ich diesen Gedanken aus. Ich wollte mir lieber keine Hoffnungen machen.
Aufgrund der ruhigeren Jahreszeit wurde ich immer weniger gebraucht, und ich fragte mich, ob ich mich nicht besser nach einem zweiten Job umsah. Eine große Auswahl gab es hier in der Gegend allerdings nicht. Und Rush würde wohl kaum begeistert sein.
Als ich in mein Zimmer trat, traute ich meinen Augen kaum. Auf meinem Bett lagen Rosenblätter verteilt, und in deren Mitte lag ein Umschlag, auf dem in goldenen Lettern mein Name stand. Ich nahm ihn und machte ihn auf.
Komm zum Strand runter.
In Liebe,
Rush
Angesichts des ungewöhnlichen Empfangs musste ich lächeln. Ich ging zu meinem Wandschrank und zog ein weißes Sommerkleid mit zwei schwarzen Streifen über dem Saum heraus. Wenn Rush am Strand irgendetwas Romantisches vorhatte, dann wollte ich schließlich keine Arbeitskluft tragen.
Nachdem ich mir das Haar gebürstet und mein Make-up aufgefrischt hatte, trat ich durch Terrassentüren ins Freie und ging zum Strand hinunter. Rush trug Khakishorts und ein Hemd. Zum Glück hatte ich mich umgezogen! Er stand mit dem Rücken zu mir, hatte die Hände in die Taschen geschoben und starrte auf das Wasser hinaus. Am liebsten wäre ich stehen geblieben und hätte ihn bewundert, wie er das Meer bewunderte. Andererseits wollte ich aber auch zu ihm. Als ich am Morgen aufgewacht war, war er schon verschwunden gewesen.
Der Bohlenweg endete, und ich lief in den Sand. Bis auf uns zwei gab es weit und breit keinen Menschen zu sehen. Dabei war es immer noch sonnig und über dreißig Grad warm. Als mein Blick auf den Boden fiel, entdeckte ich dort etwas. Einen Stock. Jemand hatte damit etwas in den Sand geschrieben.
Ich blieb stehen und las laut: »Blaire Wynn, willst du mich heiraten?« Während mir die Bedeutung der Worte noch ins Bewusstsein dringen musste, marschierte Rush auf mich zu und kniete sich vor mich.
Er hielt eine kleine Schachtel in der Hand, die er nun langsam öffnete. Ein Diamantring kam zum Vorschein, den die Abendsonne zum Funkeln brachte. Nun geschah es doch. Wollte ich es? Ja. Vertraute ich ihm? – Ja.
War er bereit dafür? Da war ich mir nicht sicher. Ich wollte nicht, dass er sich zu diesem Schritt gedrängt fühlte. Es wäre so einfach, den Ring zu nehmen und ihn mir an den Finger zu stecken. Aber war das auch wirklich Rushs aufrichtiger Wunsch?
»Du brauchst das nicht zu tun«, zwang ich mich zu sagen und sah ihn eindringlich an. Seit Wochen hatte er kein Wort mehr mit seiner Mutter oder seiner Schwester gesprochen. Sowenig ich sie leiden konnte … Nein, sosehr ich sie hasste, ich wollte trotzdem nicht zwischen ihm und seiner Familie stehen.
Rush schüttelte den Kopf. »Nein. Müssen muss ich gar nichts. Aber ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Mit niemandem außer dir!«
Seine Worte überzeugten mich. Trotzdem kam es mir noch so vor, als würde etwas nicht stimmen. Er konnte das doch gar nicht wirklich wollen. Er war jung, reich und sah umwerfend aus. Ich dagegen hatte ihm nichts zu bieten. Ich würde ihn an mich binden. Seine Welt verändern. »Ich kann dir das nicht antun. Kann dir deine Zukunft nicht verbauen. Dir steht alles offen! Ich habe dir versprochen, dass ich dich am Leben unseres Kindes teilhaben lassen werde. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn du das Gefühl hast, du willst lieber gehen. Ich werde
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